Bunt statt Braun fordert personelle Konsequenzen Kein Neubau der Erstaufnahme: Anwohner in Herzogmühle erleichtert

Von Katharina Wojczenko
Im Februar hat die Stadt die Bäume in der Herzogmühle gefällt. Archivfoto: Ronald Wittek Foto: red

Die Bäume sind seit Monaten gefällt. Der Neubau einer Erstaufnahmeeinrichtung im Stadtteil Herzogmühle in Bayreuth steht infrage. Die Anwohner finden das gut. Und Anna Westermann von Bunt statt Braun kritisiert, dass Steuergelder verschwendet wurden.

 
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Die Regierung von Oberfranken hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass die Erstaufnahmeeinrichtung für Oberfranken auf die Staädte Bamberg und Bayreuth verteilt werden soll. Seither scheint klar: den Neubau in der Herzogmühle wird es nicht geben.

„Wenn 600 000 Euro in den Sand gesetzt werden, muss das personelle Konsequenzen haben“, sagt Vorsitzende Anna Westermann. So viel Geld hat die Stadt schon für Planung und Rodung ausgegeben, weil der Freistaat ursprünglich die Erstaufnahmeeinrichtung in Bayreuth betreiben wollte. Das seien Steuergelder.

„Wenn die Verantwortlichen in der Regierung jemals in den Notquartieren drin gewesen wären oder Filmteams zugelassen hätten, stünde die Erstaufnahmeeinrichtung längst.“ Die Quartiere in der Stadt seien völlig überfüllt, die Busse mit den Flüchtlingen würden seit Tagen nach wenigen Stunden Aufenthalt weitergeschickt.

Wilhelm-Busch-Straße aufstocken? Schwierig

Was die Regierung jetzt vorhat, weiß Westermann nicht. „Ich erhalte derzeit keine Informationen mehr.“ Und wo man die Wilhelm-Busch-Straße aufstocken könnte, ist ihr ein Rätsel: „Da müssen sie die Menschen aus der Gemeinschaftsunterkunft werfen.“ Das Gebäude mit der Hausnummer 5 sei derzeit eingerüstet, das Dach werde erneuert.

Die Wilhelm-Busch-Straße 2 wurde erst im Frühjahr bis unters Dach ausgebaut. Und in der Becherthalle schaut es auch schlecht aus. Vor allem aber müsste das Personal aufgestockt werden, sagt Westermann: Asylsozialarbeiter, Ärzte und eine Stelle, um die Ehrenamtlichen zu koordinieren.

Anwohner: Bauen im Sumpf war von Anfang an keine kluge Idee

Die, in deren Nachbarschaft die Erstaufnahmeeinrichtung gebaut werden sollte, reagieren auf die erneute Wendung mit gemischten Gefühlen. Richard Augustin, der Sprecher der Anwohner, ist sauer – und erleichtert: „Ich trauere den Bäumen nach“, sagt Augustin. „Das war wunderschön, wie ein Naturschutzgebiet“. Mit den Bäumen sind die Eichhörnchen verschwunden und die meisten Vögel. Und wohl umsonst. „Klar bin ich sauer. Ich habe den Eindruck, dass sich die maßgeblichen Leute die Bodenbeschaffenheit gar nicht angeschaut haben.“ Hinten sei alles Sumpf.

Deshalb ist er auch „nicht unglücklich“, wenn nicht gebaut wird. Augustin hat sich mit einem Architekten unterhalten, der das Gebiet kennt. Der sagte ihm: Da hinten im Sumpf ist das nicht zu bezahlen. „Wahrscheinlich haben das die Gutachter auch festgestellt, die für Probebohrungen hier waren.“ Augustin hat eine Idee: Die Gebäude vorne sanieren – und den Sumpf hinten zum Biotop machen.

"Die Bäume wachsen nicht mehr nach."

„Die freie Fläche ist grauenhaft“, sagt Ingo Kuhl. Sein Grundstück grenzt direkt an die Herzogmühle, die Bäume waren Sicht- und Wetterschutz. „Ich fand das Verwilderte nett.“ Er hofft, dass dort wieder etwas gepflanzt wird. „Die Bäume wachsen jedenfalls nicht mehr nach“, sagt Traudl Richter. Aber sie ist froh, dass wahrscheinlich nicht mehr in der Herzogmühle gebaut wird. „Was die reinstecken müssten, bis das trocken wird!“ In Bayreuth habe es die beiden vergangenen Winter nicht richtig geschneit. „Sonst wird im Frühling alles überflutet.“

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