Kulmbach-Kronach Sparkasse: Bürgerbüros statt Geschäftsstellen

Werner Reißaus
In einem Pressegespräch erklärten Vorstandsvorsitzender Harry Weiß (rechts) und Vorstandsmitglied Steffen Potstada (links) die Beweggründe für die Bürgerbüro-Lösungen. Foto: Reißaus

Die sparkasse Kulmbach-Kronach verkleinert erneut ihr Filialnetz, will aber mit einem neuen Angebot vor Ort bleiben. Als Rückzug aus der Fläche verstehen die Vorstandschef den Schritt nicht.

 
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Im Spannungsfeld zwischen Kundennähe und wirtschaftlichem Druck geht die Sparkasse neue Wege. Vom 1. Mai an gibt es an den fünf Standorten Kasendorf, Kupferberg, Presseck, Himmelkron und Marktschorgast Bürgerbüros.

Im Rahmen eines Pressegespräches erklärten Vorstandsvorsitzender Harry Weiß und Vorstandsmitglied Steffen Potstada die Hintergründe und verwiesen auf ein verändertes Kundenverhalten. „Immer mehr erledigen ihre alltäglichen Bankgeschäfte inzwischen online. 70 Prozent unserer Privatkunden haben ein onlinefähiges Girokonto“, sagte Weiß. Über die Internetfiliale der Sparkasse Kulmbach-Kronach würden pro Monat 264.000 Kunden das Online-Banking nutzen, so der Vorstandsvorsitzende.

Gleichzeitig würden die Kundenbesuche gerade in kleineren Geschäftsstellen zurückgehen. Laut Weiß würden dort weitgehend nur noch Service-Leistungen nachgefragt und: „Diese Kleinstfilialen kosten uns jährlich einen fünfstelligen Bereich.“

Mit den betroffenen Bürgermeistern hatte es mehrere Gespräche gegeben. Dabei habe man die Idee des „Bürgerbüros“ entwickelt: „Wir haben Stammkunden, die uns seit Jahren die Treue halten und unsere Sparkasse großgemacht haben. Deshalb wollen wir dort präsent bleiben“, sagte Weiß und sprach von einer guten Kompromisslösung.

Konkret wird die Sparkasse vom 1. Mai an mit einem Mitarbeiter ein bis zwei Mal wöchentlich vor Ort sein – beispielsweise im Rathaus. Benötigt werde nur ein Computer oder Laptop. Den Kunden würden dennoch alle Dienstleistungen wie in „echten“ Geschäftsstellen angeboten.

Die Bargeld-Versorgung sei über den Einsatz der mobilen Geschäftsstelle beziehungsweise über die Standorte mit Beratungscentern sichergestellt. „Auf diese Weise können wir Kosten einsparen und trotzdem in der Fläche präsent bleiben.“

Bei der Bank zeigt man sich überzeugt, dass es wenig Widerspruch geben werden. Vorstandsmitglied Steffen Potstada erklärte: „Die positive Resonanz zeigt, dass Beratungscenter, wie an unserem Standort in Wirsberg, der richtige Weg und die Zukunft sind. Diese Geschäftsstellen werden sehr gut angenommen.“

Die Kunden der neuen „Bürgerbüro-Standorte“ werden per Brief über die Veränderung informiert. In diesem Zusammenhang werden auch die Öffnungszeiten von weiteren Geschäftsstellen in Kulmbach und Kronach angepasst.

In der Vergangenheit haben die Banken in der Region ihr Filialnetz bereits deutlich ausgedünnt. Ebenso wie die VR Bank oder zuletzt die Commerzbank waren davon auch Standorte der Sparkasse betroffen.

So hatte die Sparkasse Kulmbach-Kronach zum Beispiel im Jahr 2017 sechs Geschäftsstellen in den beiden Landkreisen aufgelöst. In der Stadt Kulmbach waren die Geschäftsstellen in Melkendorf und Metzdorf betroffen, im Landkreis die Gemeinde Trebgast.

Die Kunden in Wirsberg und Neuenmarkt werden seither von einer gemeinsamen Geschäftsstelle betreut. Bereits zwei Jahre länger ist die mobile Geschäftsstelle in den beiden Landkreisen Kulmbach sowie Kronach im Einsatz.

Die jetzige Lösung mit den Angeboten vor Ort gehe laut Sparkassen-Chef Weiß auch auf einen Wunsch Klaus Peter Söllner zurück. Der Kulmbacher Landrat ist zugleich 3. Stellvertretender Vorsitzender des 17-köpfigen Verwaltungsrat. Als amtierende Vorsitzende fungiert die Kronacher Bürgermeisterin Angela Hofmann.

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