Bürgermeister für Kasse verantwortlich
Auch wenn Bürgermeister Ritter in der Vergangenheit immer wieder behauptet haben soll, nicht für die Kasse der Gemeinde zuständig zu sein, ist aus Kellners Sicht genau das Gegenteil der Fall: Ein von ihm zitierter Abschnitt der Bayerischen Gemeindeordnung stellt fest, dass der erste Bürgermeister sehr wohl die Dienstaufsicht über die Gemeindekasse hat. Für die Gewerbetreibenden steht fest: Wäre Ritter seiner Pflicht seit Amtsbeginn nachgekommen, hätte er die finanzielle Situation der Gemeinde erkannt - und gehandelt. Deshalb werfen die Gewerbetreibenden ihm eine Amts- und Dienstpflichtsverletzung vor.
Doch nicht nur das: Aus Sicht der Gewerbetreibenden trägt der Rechnungsprüfungsausschuss und das Landratsamt als Kontrollinstanz ebenfalls Mitverantwortung. Die Gemeinde Fichtelberg hat einen Rechnungsprüfungsausschuss bestellt, der aus Gemeinderatsmitgliedern besteht. Dieser hätte regelmäßig die Kassen prüfen müssen - konnte es nach eigener Aussage aber nicht, da die Unterlagen nicht prüfbar gewesen seien. Sie informierten das Landratsamt, das jedoch seit 16 Jahren untätig geblieben sein und keine überörtliche Kassenprüfung durchgeführt haben soll. Deshalb reichten die Gewerbetreibenden ebenfalls eine Dienst- und Fachaufsichtsbeschwerde gegen Landrat Hübner ein. Sie werfen ihm vor, dass sich durch die Untätigkeit des Landratsamtes die finanzielle Situation der Gemeinde Fichtelberg weiter verschlechtert hat.
Bürgerversammlung geplant
Darüber hinaus werfen die Gewerbetreibenden dem Bürgermeister vor, die Gemeinderäte zu spät über geplante Beschlüsse zu informieren, gemeindliche Ausschüsse nicht zu beteiligen und Gemeinderatsbeschlüsse nicht umzusetzen. So soll der Bürgermeister mindestens drei Gespräche mit Vertretern des Hotels und der Wasserwacht am Fichtelsee gehabt haben, ohne den Bau- und Umweltausschuss zu informieren. Die Bürgerversammlung, mit der die Gemeinde die Bürger über die Bauprojekte am Fichtelsee informieren wollte, sollte im Frühjahr dieses Jahres stattfinden - tat es aber nicht. Zweiter Bürgermeister Karlheinz Glaser verspricht, noch in diesem Jahr eine Bürgerversammlung abzuhalten, um auf Fragen zur finanziellen Lage Fichtelbergs einzugehen. Und spätestens im November soll es eine Informationsveranstaltung zu den Baumaßnahmen am Fichtelsee geben.
Sorge um Zukunft
Nur wenige Bürger stellen an dem Abend Fragen - meist geht es dabei um die Unsicherheit, wie es weitergehen wird. Bernd Kratz etwa lobte den zweiten Bürgermeister, der seit Juni den erkrankten Ritter vertritt: „Mein Eindruck ist, dass in den vergangenen vier Monaten mehr passiert ist, als in den letzten vier Jahren. Doch was ist, wenn unser gewählter Bürgermeister wieder ins Amt kommt?“ Ein 19-Jähriger hat ähnliche Zweifel - er fragt, wann endlich mal jemand ins Amt kommt, der all die Probleme wie etwa leer stehende Häuser und sanierungsbedürftige Straßen erkennt und auch behebt. Siegfried Wunderlich fordert die Bürger dazu auf, aufzustehen und sich zu fragen, ob dieser Bürgermeister noch zu halten sei.