Brunnenfest Die Wunsiedler Nacht der Nächte

Im vergangen Jahr war am Brunnen in der Feldstraße noch der Froschkönig zu Gast (linkes Bild). Nun stellten zum 150. Geburtstag (von links) Petra Sommerer Foto: /Christian Schilling

Am nächsten Wochenende findet wieder das Brunnenfest statt. Die Vorbereitungen hinter den Kulissen laufen bereits jetzt schon auf vollen Touren.

 
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Mit dem Brunnenfest steht am nächsten Wochenende (17. und 18. Juni) sicherlich eines der stimmungsvollsten Feste der Region vor der Tür. Und die Wunsiedler sind zurecht stolz darauf. Es ist deutschlandweit in seiner Form einzigartig und gehört nicht zuletzt deswegen seit 2016 zum immateriellen Kulturerbe der Unesco im Bereich gesellschaftliche Bräuche, Rituale sowie Feste. Jedes Jahr lockt es Tausende von Besuchern in die Festspielstadt.

Es liegt im Auge des Betrachters, ob die Nacht auf Sonntag die Längste – für Feierwütige – oder die Kürzeste – für Sonnenanbeter – ist. Ebenso gibt es zwei Sichtweisen zur Entstehung der Tradition. Ein Erklärungsversuch geht auf einen heidnischen Quellen- und Gewässerkult zurück. Die Wasser-Geister versuchten etwa die Germanen mit frischen Blumen und frischem Grün in magischen Formen – zu Kränzen oder Girlanden gebunden – günstig zu stimmen. In Wunsiedel schmückten der Legende nach die Bewohner nach einer Dürre ihre Brunnen, nachdem diese wieder Wasser sprudelten.

Wiederkehrendes Brauchtum

Seit 1833 ist das Fest belegt, das immer am Samstag und Sonntag vor Johanni (24. Juni) stattfindet. Dass die Wasserspender in dieser Form von der Bevölkerung noch gefeiert werdend, verdanken die Wunsiedler ihren Altvorderen. Denn als 1899 die Hochdruckwasserleitung installiert wurde, gingen die Bürger für ihre Brunnen, die auch als Treffpunkte dienten, auf die Barrikaden. So beschloss schließlich der Magistrat, dass neben der neuen Hochdruckwasserleitung auch die Röhrwasserleitung, die die Brunnen mit Wasser versorgten, weiterhin bestehen bleiben sollten.

Das alljährlich wiederkehrende Brauchtum hatte die Bildung von Brunnengemeinschaften zur Folge, die die Tradition des Schmückens jeweils an die nachfolgenden Generationen vermittelten und so schon früh das ehrenamtliche Engagement in der Stadt hochhielten. Aber nicht nur Anwohner in den Gemeinschaften auch Kindergärten, Schulen, Vereine und Firmen betätigen sich als „Brunnenputzer“ im Juni.

Typisch für eine Festspielstadt tut sich hinter den Kulissen aber noch weit mehr. „Es ist unglaublich, wie viele Leute hinter der Vorbereitung und der Durchführung des Brunnenfestes stecken“, betont Melanie Wehner-Engel, als Tourismusmanagerin Hauptverantwortliche für das Brunnenfest. Bereits seit Wochen gehen die Bestellungen für Rindenmulch, kleine Birken, Tannenzapfen und Holzscheiben bei der KU-Infrastruktur in Person von Markus Rossmeisl ein. Die Brunnengemeinschaften brauchen das Material, das pünktlich an die Wasserspender angeliefert wird, um die Brunnen ins rechte Licht zu rücken.

Karten für Festspiele

Angelika Groß und Fabian Höhn vom Ordnungsamt zeichnen für die verkehrsrechtlichen Anordnungen am kommenden Wochenende verantwortlich. Schließlich wird ein großer Teil der Innenstadt gesperrt, Umleitungen und Parkplätze müssen ausgeschildert werden. Und auch Petra Sommerer von der Tourist-Info ist involviert. Ihre Hauptarbeit folgt aber am Samstag. Denn die Besucher sollen schließlich auch die Möglichkeit haben, mit Karten für die Luisenburg-Festspiele den Weg nach Hause anzutreten.

So viel Engagement freut selbstverständlich auch Bürgermeister Nicolas Lahovnik. „Ich danke allen Brunnengemeinschaften, die auch heuer wieder die Tradition des Brunnenschmückens pflegen und eine besondere Atmosphäre in der Stadt schaffen“, sagt der Rathauschef. Ohne deren Idealismus, ohne deren kreative Arbeit und deren Engagement, wäre das Brunnenfest nicht denkbar.

Sein Dank gilt aber auch der heimischen Gastronomie und den Ausstellern sowie allen Chören, Kapellen und Musikgruppen , die mit ihren Klängen dem Wochenende ein ganz besonderes Flair verleihen würden; und nicht zuletzt den Mitarbeitern der Stadt, „ die auch heuer wieder ein ganz besonderes Programm auf die Beine gestellt haben. Außer den Hauptakteuren sei – neben den zu erwartenden Tausenden Besuchern – aber auch die ganze Stadt auf den Beinen. Schließlich wird am Sonntag darüber hinaus der Tag der Partnerstädte begangen.

Getränke und Essen

Und das so gelobte Programm lässt sich wahrlich sehen. Für Frühaufsteher beginnt der Samstag bereits um 8 Uhr. Dann lädt das Hilfswerk des Lionsclub Marktredwitz-Fichtelgebirge zum Flohmarkt mit Tombola und Schlemmermeile in die Scheunenstraße ein. Bis zum Abend dürfen Gäste und Einheimische sich an diversen Stellen mit Getränken und Essen stärken. Unter anderem heißt es beim Rotary Club Fichtelgebirge im Innenhof des Fichtelgebirgsmuseum „Schlemmen für einen guten Zweck“, ebenfalls mit Tombola.

Ab 17 Uhr stimmt die Big Band der Festspielstadt Wunsiedel, unter der Leitung von Georg Obermaier auf dem Marktplatz die Besucher ein, danach beweist ab 18 Uhr die Stadtkapelle bei einem Standkonzert ihr Können. Parallel dazu besuchen die Hauptdarsteller von „Die Schöne und das Biest“ der Luisenburg-Festspiele den Märchenbrunnen am Koppetentor, geben Autogramme und signieren die Brunnenbilder.

Gemeinsame Lieder

Um 19 Uhr folgt der Höhepunkt mit der feierlichen Eröffnung des Brunnenfestes durch Bürgermeister Lahovnik. Gemeinsam werden dann auch „Kein schöner Land in dieser Zeit“ und das „Fichtelgebirgslied“ gesungen. Den feierlichen musikalischen Rahmen bildet dazu der Posaunenchor um Reinhold Schelter. Der Posaunenchor wird anschließend weiterziehen und an diversen Brunnen ein Ständchen darbringen. Aber auch andere Musikgruppen sind am Abend unterwegs, um verschiedene Wasserspender zu „bespielen“. An fünf Stationen ist das Gitarrenensemble „Sait’ by Sait’ “ der Städtischen Sing- und Musikschule Wunsiedel unter der Leitung von Manfred Hochberger zu hören. Vier Brunnen dürfen sich auf den Kinder- und Jugendchor der Kantorei St. Veit Wunsiedel unter der Leitung von Ulrike Schelter-Baudach freuen. An fünf anderen Orten ist das Saxofon-Quartett der Musikschule Wunsiedel unter der Leitung von Georg Obermaier zu hören. Mit hereinbrechender Dunkelheit wird es dann an anderen Stellen der Stadt mit Livemusik lauter. Vor allem in der Breiten Straße, dem Gabelmannsplatz, auf dem Marktplatz und am Brunnen der Stadt Voltera sowie dem Brunnen des Juz in der Sigmund-Wann-Straße kommt auch die Jugend zu ihrem Recht. Interessierte können das gesamte Programm im entsprechenden Flyer nachlesen, der zum Brunnenfest ausgelegt wird.

Dort finden die Besucher auch den Programmablauf für den Sonntag, an dem ab 14 Uhr ein „Bunter Nachmittag“ zum Tag der Partnerstädte auf dem Marktplatz im Mittelpunkt steht. Der Sonntag beginnt ebenfalls auf dem Marktplatz mit einem Weißwurstfrühschoppen der TSG Wunsiedel. Zu Kaffee und Kuchen gibt es dann am Nachmittag auch Tanzaufführungen. Wer schlecht zu Fuß oder noch zu müde ist, kann den Brunnenzug zu einer Stadtrundfahrt nutzen. An beiden Tagen geöffnet ist auch die Sonderausstellung „#thefichtelization – wie eine Region zur Marke wird“ im Fichtelgebirgsmuseum.

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