Botschafter der alternativen Wunder

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Klassiker der Ufologie: Die Phoenix-Lichter gehörten zu Erich von Dänikens Beispielen für rätselhafte Erscheinungen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Einfache Unterhaltung gönnt man sich nicht, wenn man einen Vortrag von Erich von Däniken besucht. Es konnte sogar richtig anstrengend werden für die Zuhörer im fast restlos gefüllten Zentrum, wenn sie jedem der Gedankengänge folgen wollten, die der mittlerweile 82 Jahre alte Begründer der umstrittenen Theorie der Prä-Astronautik so leidenschaftlich vertritt wie eh und je in den letzten 50 Jahren.

 
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Ebenso beständig ist aber auch das Problem des Schweizers: die Beweislage für seine Thesen. Es fällt nicht schwer, beim Bibel-Zitat „Der Engel erschlägt aus der Luft 185 000 Assyrer“ an eine jahrtausendealte Schilderung eines Schlachtengetümmels aus der Science Fiction zu denken. Aber sogenanntes Wüstenglas (extrem hohen Temperaturen ausgesetzter Sand) erscheint als greifbares Indiz etwas blass. Noch eindrucksvoller klingt die alternative Geschichte vom Sonnenwunder von Fatima in Portugal, das einen der berühmtesten Wallfahrtsorte der Katholiken begründet hat: Von Däniken zufolge hatten die Bauernkinder im Jahr 1917 keine Marienerscheinung, sondern erhielten eine außerirdische Botschaft. Die mehrfache pünktliche Wiederkehr des Ereignisses im monatlichen Abstand mit bis zu 80 000 Zuschauern hebt sich tatsächlich von anderen religiösen Mythen ab – nur: Warum haben die Fotografen damals zwar die Menschenmassen dokumentiert, nicht aber das Ereignis selbst?

Ufos und Außerirdische

Modernere Dokumente verbessern die Lage kaum. Fotos von möglicherweise künstlich erschaffenen Objekten auf dem Mars lassen sich auch anders deuten, zumal ihnen meist eine Größenrelation fehlt. Ähnliches gilt für den angeblichen Ufo-Film von 2013 aus einem Kampfflugzeug, den man wegen der automatisch eingeblendeten Daten „nicht fälschen kann“: Ob der rasende Punkt darauf weit entfernt ist oder einfach nur sehr klein, bleibt offen. Überzeugender als die Klassiker der Ufologie, wie die Phoenix-Lichter von 1997 mit dem amtierenden Gouverneur als Zeugen, oder der Ufo-Kontakt britischer Soldaten an ihrem Stützpunkt bei Bentwater im Dezember 1980 wirkt das kaum. Und immer komplexer werdende Kornkreise als außerirdischer Intelligenztest für die Menschheit? Denkbar, bestenfalls.

Am ehesten als Anlass für eine neue Sichtweise erscheinen die Zitate moderner Wissenschaftler oder Politiker, die den Kontakt zu Außerirdischen für möglich halten, wenn nicht gar für bereits real, und damit immerhin ihren guten Ruf riskieren. Am populärsten ist in dieser Hinsicht der ehemalige kanadische Verteidigungsminister Paul Hellyer, der in Fernsehinterviews von Kontakten zu mindestens vier außerirdischen Spezies gesprochen hat: „Einige sind so menschlich – sie könnten die Straße runter laufen und wir würden es nicht merken.“

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