Bluttat in Seniorenresidenz in der Altstadt: Verdächtiger saß wegen Mordversuchs zwölf Jahre im Gefängnis Mordopfer starb durch mehrere Messerstiche

Von Manfred Scherer
Foto: Scherer Foto: red

Der 65-jährige Mann, der in Bayreuth eine Rentnerin getötet haben soll und deswegen unter Mordverdacht steht, ist wegen Mordversuchs vorbestraft und saß dafür zwölf Jahre im Gefängnis. Der Bayreuther Polizei war das bekannt, bis zuletzt wurde der Mann überwacht. Besonders tragisch: Das Opfer, die 67-jährige Rentnerin Renate Z., wusste über das Vorleben des Verdächtigen Bescheid.  

 
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Der Bayreuther Kripochef Uwe Ebner erklärte am Montag auf Anfrage, dass Kriminalbeamte den Verdächtigen aufgrund seines Vorlebens immer wieder überprüft haben. Insgesamt führten Kriminalbeamte mit dem 65-Jährigen Niederbayern 48 sogenannte "Gefährderansprachen". Ebner sagte: "Leider, leider konnten wir die Tat trotzdem nicht verhindern. Der Fall zeigt, dass das System Grenzen hat."

Obduktion in der Erlanger Gerichtsmedizin

Nach den Ermittlungen der Sonderkommission "Eichelweg" dürfte der Verdächtige die Bluttat in der Seniorenwohnanlage "Gambrinusresidenz" bereits am späten Donnerstagnachmittag begangen haben. Die Obduktion durch Gerichtsmediziner in Erlangen ergab, dass Renate Z. durch mehrere Messerstiche getötet worden war. Die Leiche der Frau wurde am Freitag gegen 13 Uhr von einem Angehörigen entdeckt. Schnell geriet der 65-jährige Ferdinand L. in Verdacht: Laut Polizeisprecher Jürgen Stadter war eben durch das Vorleben und die polizeiliche Überwachung des Vorbestraften durch die Kripo bekannt, dass er seit längerem im Kontakt zu Renate Z. gestanden hatte.

Opfer übernahm Häftlingsbetreuung vom verstorbenen Ehemann

Ferdinand L. hatte seine Haftstrafe in den Gefängnissen in Straubing und in Bayreuth verbüßt. Im Februar 2009 wurde Fredinand L. aus dem Gefängnis entlassen. Seither bestand der Kontakt zu Renate Z.:  Deren verstorbener Ehemann hatte sich über Jahre ehrenamtlich um entlassene Sträflinge gekümmert  und sich auch für Ferdinand L. eingesetzt. Polizeisprecher Stadter sagte: "Nach dem Tod ihres Mannes hat Renate Z. dies wohl fortgeführt." Ferdinand L. verhielt sich nach der Haftentlassung unauffällig. Die Führungsaufsicht durch einen Bewährungshelfer endete im Jahr 2014. Das "unauffällige" Verhalten des Verdächtigen ging sehr weit: Durch die Ermittlungen der Polizei wird klar, dass Ferdinand L. seinen wenigen Bekannten sein Vorleben verschwiegen, ihnen sogar Märchen aufgetischt hatte. Seinem besten Kumpel in Bayreuth erzählte er, er habe in Straubing seine Mutter bis zu deren Tod gepflegt. Danach habe ihn in seiner alten Heimat nichts mehr gehalten.

Angriff mit Auto und Messer auf eine Radfahrerin

Wie der Kurier erfuhr, hatte Ferdinand L. im März 1997 zunächst versucht, seine Freundin zu töten. Danach flüchtete er und fuhr mit seinem Auto eine 24-jährige Radfahrerin an. Die junge Frau stürzte vom Rad, Ferdinand L. griff sie mit einem Messer an und verletzte sie schwer. Der Mann wurde zu zwölf Jahren Haft wegen versuchten Mordes mit gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr verurteilt, bestätigte der leitende Oberstaatsanwalt Herbert Potzel auf Anfrage. Laut Potzel hat Ferdinand L. die Bluttat an Renate Z. eingeräumt - allerdings nur den äußeren Hergang der Tat. Zum Tatmotiv wollte Potzel keine Erklärung abgeben. Die Staatsanwaltschaft und auch der Haftrichter gehen nach derzeitigem Ermittlungsstand vom Mordmerkmal der Heimtücke aus. Das heißt: Renate Z. rechnete nicht mit dem tödlichen Angriff.

Festnahme aufgrund des Fahndungsfotos in der Zeitung

Tatwaffe dürfte ein Messer gewesen sein, das Ferdinand L. bei seiner Festnahme am Samstagvormittag in einem Ort im Gemeindebereich Creußen noch bei sich hatte. Der Verdächtige war mit einem Fahrrad unterwegs und wurde aufgrund des im Kurier abgedruckten Fahndungsfotos der Polizei von einer Zeugin erkannt. Weitgehend geklärt ist auch der Fluchtweg vom Tatort: Ferdinand L. machte sich durch den Keller und die Tiefgarage der Gambrinusresidenz davon. Blutspuren entlang dieses Weges stammen vermutlich vom Verdächtigen selbst - während der Tat muss der 65-Jährige sich selbst einen Schnitt mit dem Messer beigebracht haben.

Die Soko "Eichelweg" besteht nach wie vor. Laut Polizeisprecher Stadter gehen die Ermittler nun an die Spurenauswertungen und weitere Vernehmungen.

 

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