Blick hinter die Kulissen Eine Behörde stellt sich den Bürgern

Was geschieht hinter den Kulissen des Landratsamtes? Dies erfahren die Besucher beim Tag der offenen Tür am 26. Juni. Foto: /Florian Miedl

Am 26. Juni ist Tag der offenen Tür im Wunsiedler Landratsamt. Die rund 400 Mitarbeiter und viele weitere Akteure geben einen Einblick in die Vielfalt ihrer Arbeit.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Noch immer haben Behörden in Deutschland nicht den besten Ruf. Die tun doch nichts anderes als Kaffeetrinken und die Bürger gängeln, glaubt so mancher. Ein Vorurteil, das den knapp 400 Mitarbeitern des Landratsamtes nicht gerecht wird. „Wir sind gastfreundlich und kundenorientiert. Wer zu uns kommt, der soll kein beklemmendes Gefühl haben, sondern eine moderne Behörde erleben“, sagt Tobias Köhler, Leiter des Landrats-Büros. Der Dienstleistungsgedanke stehe stets im Vordergrund.

Damit die Menschen in der Region das Landratsamt kennenlernen, laden die Verantwortlichen sie am 26. Juni in der Zeit von 13 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür. Laut Landratsamts-Sprecherin Anke Rieß-Fähnrich hatten die Bürger zuletzt 2015 die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken.

Das Haus ist offener

Seit dieser Zeit hat sich eine Menge verändert. „Der Umbau ist fertig, das Haus ist offener und freundlicher geworden“, so die Öffentlichkeitsbeauftragte. Nicht nur optisch ist der aus dem Jahr 1984 stammende Bau runderneuert, auch technisch. Die neuen Elektro- und Computerleitungen sind längst wieder hinter unauffälligen Verkleidungen verschwunden. Sichtbar ist die neue Technik dennoch, zum Beispiel im Sitzungssaal mit dem riesigen Bildschirm, der unter anderem während der coronabedingten Hybridsitzungen mit physisch und via Bildschirm virtuell anwesenden Kreisräten seine Bewährungsprobe längst hinter sich hat.

Doch was verwalten so viele Mitarbeiter in der Behörde eigentlich? „Im Prinzip fast alle Lebensbereiche der Bürger“, sagt Tobias Köhler. Von der Sozialhilfeabteilung über die Ausländerbehörde, das Schulamt, den Fachbereich Gesundheit, die Kreisentwicklung, das Waffenrecht, die Zulassungs- und Führerscheinstelle bis zur Umweltbehörde ist das Aufgabengebiet in der Tat größer als das der meisten anderen Behörden. 20 Fachbereiche, die sich in weitere Fachabteilungen untergliedern, sind unter einem Dach vereint. Am Sonntag, 26. Juni, können sich die Besucher ein Bild von der Arbeit im Landratsamt machen. Laut Köhler stehen beim Tag der offenen Tür die Stichworte nachhaltig, digital und smart im Vordergrund. Diese würden am ehesten die Richtung beschreiben, in die sich der Landkreis entwickle.

Alles öko im Landkreis

Wie nachhaltig der Landkreis ist, verdeutlicht die Ökomodellregion. Deren Mitglieder organisieren die Verpflegung, die natürlich bioregional sein wird. „So viel ich weiß, wird es unter anderem Bioburger, Damwildgulasch, Milchshakes und Bauernhof-Eis aus der Region geben.“ Dass den Verantwortlichen im Landkreis – die Kreisräte und die Mitarbeiter – die Umwelt am Herzen liegt, wird auch Stefan Schürmann von der Unteren Naturschutzbehörde bei Führungen in der Kellergasse in Wunsiedel demonstrieren. Schürmann war der Treiber und Verantwortliche für die Sanierung der bis dahin dem Verfall preisgegebenen Keller. Diese sind neben der Plassenburg in Kulmbach eines der größten Quartiere mehrerer Fledermausarten in Nordbayern. Dank dem Engagement des Landratsamts-Mitarbeiters bleiben die für die Stadtgeschichte bedeutenden Keller, die in langen Gängen den Katharinenberg unterhöhlen, für die Nachwelt erhalten.

Virtuell auf die Kösseine

Als digitaler Landkreis gewährt Digitalisierungsbeauftragte Anika Schneider einen Einblick in den Entwicklungsstand der Fichtelapp. Diese soll Einheimische und Besucher in naher Zukunft auf einen Blick über Veranstaltungen, wichtige Adressen und vieles mehr informieren. In drei vom „Freiraum-für-Macher“-Team gestalteten Räumen erleben die Gäste die Imagekampagne, die normalerweise für Großstädter konzipiert ist, die sich über das Fichtelgebirge informieren sollen. Unter andrem kann man sich mit VR-Brillen auf der Kösseine und auf dem Rudolfstein umsehen. Wer erleben will, wie ein Hacker „arbeitet“, kann dies im großen Sitzungssaal. „Wir veranstalten einen Live-Hack, um zu zeigen, wie wichtig Internetsicherheit ist“, sagt Köhler.

Unter anderem gibt es noch folgende Höhepunkte:

Die Sozialbehörde informiert über Fragen des Wohnens im Alter, zum Thema Demenz und über die Sozialhilfe im Allgemeinen. Mit dabei sind auch Experten des BRK, der Caritas, der Lebenshilfe und der Diakonie.

Bei der Straßenverkehrsbehörde und dem TÜV können die Gäste einen Überschlag in einem Auto erleben – keine Angst, da kann nichts passieren! – und in einem Fahrsimulator mit einer Rauschbrille ausprobieren, wie es sich mit ein paar Promille zu viel Alkohol im Blut fährt.

Die Gesundheitsregion plus bietet den Vortrag eines Kardiologen an. Übrigens ist auch das Klinikum Fichtelgebirge mit seinen etwa 900 Mitarbeitern eine Art Landkreisbehörde.

Weiter sind die Landkreisschulen mit von der Partie. Sie zeigen, was sie neben dem normalen Unterricht alles zu bieten haben.

Neben den Informationen legen die Organisatoren des Tages der offenen Tür auch auf Gastlichkeit wert. So bauen sie auf dem Platz vor dem großen Sitzungssaal einen Biergarten auf (bei schlechtem Wetter in der Fichtelgebirgshalle). Im Garten der Stadt Volterra gegenüber dem Landratsamt befindet sich eine Chill-Lounge, in der eine Jazzband spielt. Schließlich bietet das Team des Jugendamtes eine Kinderbetreuung an, damit die Eltern Zeit finden, sich in Ruhe zu informieren.

Autor

Bilder