BKH zum Tag der Pflege Weil’s schön ist, wenn’s Menschen wieder besser geht

Wollen motivieren, den Pflegeberuf zu ergreifen: Pflegedienstleiter Marian Winter, stellvertretende heilpädagogische Stationsleitung Linda Wolfohr und Praxisanleiterin Ivonne Banik. Foto: Ute Eschenbacher

Der 12. Mai ist der Tag der Pflege: Warum Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner im Grunde einen tollen Beruf haben. Das erzählen drei Pflegefachkräfte aus der Praxis.

 
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Die Arbeitsmarktsituation ist angespannt: Zu wenige junge Leute bewerben sich auf zu viele freie Stellen in der Pflege. Diese Situation kennt auch Marian Winter, Leiter der Pflege in der Kinder- und Erwachsenenpsychiatrie am Bezirkskrankenhaus (BKH) Bayreuth, zuständig für rund 500 Pflegekräfte. „Früher hatten wir für 20 freie Plätze 800 Bewerber“, sagt Winter, der selbst gelernter Krankenpfleger ist. „Heute müssen wir schauen, dass wir unsere Kurse vollbekommen.“ Insgesamt arbeiten einschließlich der Forensik über 1000 Pfleger und Pflegerinnen am BKH.

Pflege von Menschen aller Altersgruppen

Mittlerweile haben sich Angebot und Nachfrage umgekehrt. Wozu der demografische Wandel als wesentlicher Faktor beiträgt. Die Gesundheitseinrichtungen im Bezirk Oberfranken (Gebo) haben eine eigene Berufsfachschule für Gesundheits- und Krankenpflege. Seit 2020 sind die Ausbildungsberufe Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zusammengefasst. Nach der dreijährigen Ausbildung wird der Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann erworben. Dieser ist EU weit anerkannt und berechtigt zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen.

Die Kommunikation ist entscheidend

Doch die Psychiatrie ist ein besonderes Fachgebiet mit eigenen Herausforderungen. „Das Entscheidende ist die Kommunikation“, sagt Winter. „Wir arbeiten mit Menschen.“ Mit Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden. In der Ausbildung würden die Krankheitsbilder erklärt und dargestellt. Psychisch Kranke dürften nicht stigmatisiert werden, so Winter weiter. „Jeder Mensch kann in eine Krisensituation kommen. Uns ist es wichtig, den Leuten die Scheu vor der Psychiatrie zu nehmen.“

Darum wird es auch beim Tag der Pflege am Freitag, 12. Mai, gehen. Die Gebo wird sich mit ihren Klinikstandorten zwischen 12 und 14.30 Uhr am Neptunbrunnen auf dem Stadtparkett vorstellen. „Wir wollen außerdem unsere Pflegekräfte pflegen“, sagt Sprecherin Ulrike Sommerer. Die Mitarbeiter erhielten eine Überraschung als Dankeschön.

Ein langfristiger, therapeutischer Weg

Doch noch einmal zurück zu den speziellen Herausforderungen für die Pflegekräfte in einer psychiatrischen Einrichtung. Die Verweildauer der Patienten sei in der Regel länger nach einer ersten Krisenintervention. „Das ist häufig ein langfristiger, therapeutischer Weg“, erläutert Winter. Die Pflegenden lernten, damit umzugehen. Angst brauche keiner im Arbeitsalltag haben. „Angst ist das falsche Wort, ich würde eher sagen, Respekt“, sagt stellvertretende heilpädagogische Stationsleitung Linda Wolfohr. Wie Situationen deeskaliert werden könnten, lerne man am besten im Austausch untereinander.

Wolfohr will vor allem die positiven Aspekte ihres Berufes herausstellen. „Wir haben einen sicheren Beruf, der nie langweilig wird. Jeder Tag ist anders und man lernt nie aus.“ Wer in der Pflege arbeite, übe einen sozialen Beruf aus. Wolfohr findet die Psychiatrie spannend: „Mich hat schon immer interessiert, wie sich Menschen verhalten und warum. In der Psychiatrie lernt man am meisten über den Menschen.“ Seit ihrem Berufseinstieg vor zwölf Jahren habe sich viel gewandelt – von der digitalen Dokumentation bis hin zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Verdienst ist nicht schlecht

Auf Ausbildungsmessen, an schulischen Ausbildungstagen, am Girl’s und Boy’s Day, an Schnuppertagen und in den Sozialen Medien versucht die Gebo auf sich aufmerksam zu machen. Ein wichtiger Aspekt ist die Bezahlung. Diese ist in der Ausbildung von Pflegekräften nicht schlecht: Das Gehalt ist an den Tarif des Öffentlichen Dienstes angelehnt. Im ersten Ausbildungsjahr zum Pflegefachmann/zur Pflegefachfrau erhält ein Schüler 1140 Euro brutto. Das Einstiegsgehalt liegt bei 3108,44 Euro brutto, plus Pflegezulage, plus Krankenhauszulage und eventuelle Schichtzulagen.

Der Pflegedienstleiter, die stellvertretende Stationsleiterin und die Praxisanleiterin Ivonne Banik würden sich wieder für den Pflegeberuf entscheiden. „Die Pflege ist facettenreich und abwechslungsreich“, sagt Winter. „Jeder Tag ist eine neue Herausforderung.“ Und Wolfohr ergänzt: „Ich mag auch die Abwechslung und ich kann jeden Tag das Ergebnis von dem sehen, was ich mache und was ich erreicht habe. Was gibt es Schöneres als dazu beizutragen, dass es einem Menschen wieder besser geht?“ Zugleich biete die Pflege Möglichkeiten sich weiterzubilden und zu spezialisieren oder eine Führungsposition zu übernehmen.

Die Wertschätzung ist das größte Geschenk

Ausbildungsbetreuerin Ivonne Banik ist der Ansicht: „Für mich ist die Wertschätzung der Patienten das Größte. Wenn man einen Fortschritt sieht und sich Patienten bedanken, das tut gut.“ Manche bedankten sich einfach, wenn sich jemand für sie Zeit nehme. Glückwünsche und Dankesschreiben von Entlassenen sind keine Seltenheit. „Unsere Arbeit ist Teamarbeit, man erfährt einen Zusammenhalt“, bestätigt Wolfohr. Und das Arbeiten in Schichten erlaube eine größere Flexibilität. Zudem übernehme eine Pflegekraft eine wichtige Verantwortung für die Gesundheit eines Menschen, sagt Banik.

Am Tag der Pflege hoffen alle Drei, mit den Leuten über ihre Arbeit ins Gespräch zu kommen. Und möglichst viele für den Beruf der Pflegekraft zu begeistern.

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