Nichts und niemand scheint derzeit in der Lage zu sein, diesen erdrutschartigen Prozess aufzuhalten. „Meine Mannschaft wirkt ausgelaugt, alles wirkt schwer“, sagte Tuchel. Sich aufzulehnen, sei gerade nicht möglich. Er sagte: „Wir können nicht mehr, zumindest im Moment“, und zwar „weder mental noch körperlich“. Wie Tuchel verwies auch Offensivroutinier Thomas Müller darauf, dass in den vergangenen Wochen beim FC Bayern sehr viel passiert sei, zahlreiche außersportliche Unruhen inklusive. Ob der aktuelle Zerfall der Mannschaft auch darauf zurückzuführen sei, sei eine „interessante Frage, ich kann’s nicht sagen“, antwortete Müller, „wir sind auf jeden Fall angeknockt“.
Kommunikationsstörung
Erschwerend kommt hinzu, dass sie beim FC Bayern aneinander vorbeireden. Wie ein Hilferuf wirkt ja all das, was die wie gelähmt agierenden Spieler und ihr ratloser Trainer von sich geben. Zugleich erhöht der zunehmend einsam wirkende Kahn den Druck aufs Team weiter, immer weiter. „Zum Schluss sind es elf Mann, die da auf dem Platz stehen und die sich für die Ziele dieses Clubs einfach den Hintern aufreißen müssen“, forderte er. Auch noch den fest eingeplanten Meistertitel zu verspielen, „das wäre natürlich für uns alle eine Katastrophe“. Gesprochen worden sei genug, ergänzte Kahn. Salihamidzic ließ kurz darauf wissen, er wolle Gespräche mit den Spielern und Tuchel führen.
Der Trainer hat der Mannschaft vorerst Abstand und drei freie Tage verordnet. Müller begrüßt diese Entscheidung sehr. Aus ihm sprach die Sehnsucht nach Empathie, Wärme und Zusammenhalt. Also all das, was er in seinem Verein, dem er seit 23 Jahren angehört, gerade offensichtlich nicht findet.