Die Diözese spricht von "neuen datenschutzrechtlichen Hürden", die alle Bistümer beträfen. Dem Bistum sei "kein Fall bekannt, in welchem die Aktenauskunft versagt worden wäre". Die grundsätzliche Kritik an einem angeblich mangelnden Aufklärungswillen wird entschieden zurückgewiesen: "Jeder Einzelfall wird hier von den verantwortlich handelnden Personen sehr ernst genommen und akribisch bearbeitet."
Bischof Meier hatte vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal Kritik auf sich gezogen, weil er sich zunächst geweigert hatte, einem von sexueller Gewalt Betroffenen 150.000 Euro Entschädigung zu zahlen, obwohl die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ihm diese Summe zugesprochen hatte. Das Bistum Augsburg zahlte zwar schließlich doch, forderte in einer entsprechenden Pressemitteilung aus dem Januar aber eine Debatte über das bisherige System der gezahlten Anerkennungsleistungen.
Hauser und Membarth waren im September 2022 als neue Missbrauchsbeauftragte vorgestellt worden. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Hinweise auf Missbrauchsfälle anzunehmen und eine erste Bewertung ihrer Plausibilität vorzunehmen. Der dritte Missbrauchsbeauftragte des Augsburger Bistums, Andreas Hatzung will bleiben und bedauert in der "Augsburger Allgemeinen" den Rücktritt seiner Kollegen, sagt aber auch, dass er ihren Schritt im Wesentlichen nachvollziehen könne.
"Die Rücktritte der beiden Missbrauchsbeauftragten zeigen erneut, dass es klare Regeln für die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und mehr Unterstützung für die Opfer braucht", sagte die religionspolitische Sprecherin der Grünen im bayerischen Landtag. "Solange die Aufarbeitung nur vom Goodwill der Kirchen abhängt, wird sich nichts ändern. Wir brauchen dringend ein Gesetz, das das Recht auf Aufarbeitung und Ansprechstellen verbindlich festlegt. Auf Bundesebene wird bereits daran gearbeitet - Bayern sollte diesem Beispiel folgen."
Der Sprecher der Reformbewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, nennt den Rücktritt einen "dringlichen Warnruf", der deutlich mache, "wie unbeholfen und unbefriedigend" die konkrete Missbrauchsaufarbeitung in der katholischen Kirche auch nach so vielen Jahren noch laufe. Zwischen den Aussagen und Ankündigungen des Augsburger Bischofs und dem tatsächlichen Handeln der Bistumsbehörde sieht er eine Diskrepanz: "Die Aufarbeitung von sexuellem und auch geistigem Missbrauch muss auf völlig neue Beine gestellt werden." Katsch vom "Eckigen Tisch" fordert "eine Wahrheitskommission in der katholischen Kirche". Dafür sei es "noch nicht zu spät".