Bisherige Integrationsbeauftragte der Kulmbacher SPD kämpft jetzt für den Ortsverein Hamburg-Mitte Integrationsbeauftragter Yilmaz Aydin legt Ämter nieder

 Foto: red

Yilmaz Aydin hat Wolfgang Hoderlein mit zum Interview gebracht, den ehemaligen Landesvorsitzenden der SPD, den Mann, der ihn vor fünf Jahren in die Partei integriert hat. „Weißt du noch, der Edmund Stoiber hat mich damals in die CSU eingeladen, aber ich hab mich für die Sozialdemokraten entschieden“, sagt Aydin, beide lachen. Seitdem war der 33-Jährige, der als Projektentwickler mehrere City-Döner-Filialen aufgebaut hat, für die Kulmbacher SPD aktiv, unter anderem als Integrationsbeauftragter. Im Herbst 2012 kandidierte er für ein Bundestagsmandat, nominiert wurde schließlich Simon Moritz. Vor Kurzem hat Aydin alle Ämter niedergelegt: Seine Geschäfte führen ihn nach Hamburg.

 
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Herr Yilmaz, geht es hier wirklich ums Geschäft oder sind Sie beleidigt, dass die Kulmbacher Genossen Sie nicht für den Bundestag nominiert haben?
Yilmaz Aydin: Wissen Sie, seit 1999 hatte die SPD in Kulmbach keinen Bundestagsabgeordneten mehr. Und dann kam von einigen Kreisvorstandsmitgliedern die Idee: Yilmaz, warum kandidierst du nicht? Es wäre das erste Mal gewesen, dass ein Migrant in Oberfranken für den Bundestag kandidiert. Für die Partei wäre das eine sehr gute Werbung gewesen. Und die 13 Stimmen, die ich bekommen habe, zeigen, dass es auch der Wunsch der Kreisvorstandsmitglieder war.

Also doch beleidigt.
Aydin: Ich finde es traurig, dass mein Mitbewerber mich damals nur auf mein Amt als Integrationsbeauftragter reduziert hat. Ich war auch im Bezirks- und im Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft Selbstständiger und außerdem  Bundesdelegierter in der Bundeskonferenz. Aber ich sage heute noch: Wenn meine Unterstützung benötigt wird, bin ich da. Ich bin nicht böse oder traurig.
Wolfgang Hoderlein: Ich war betrübt, dass Yilmaz nach Hamburg geht, weil ich denke, was er bisher gemacht hat, hat Kulmbach und der Kulmbacher SPD gutgetan. Die Lage fordert schon lange, dass man Brücken in die Gruppe der Migranten baut. Wenn von sich aus Leute kommen und sich dafür anbieten, sollten sie unterstützt werden.

Und das war in Kulmbach nicht der Fall?
Hoderlein: In Kulmbach wurde ihm nicht immer so begegnet, wie es von seinem Engagementangebot gerechtfertigt gewesen wäre. In Hamburg hingegen wurde er gleich von der Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen in den Landesvorstand aufgenommen.

Herr Yilmaz, sehen Sie das auch so?
Aydin: An dem Tag, an dem ich die Kandidatur verloren habe, bin ich zum Delegierten für den Landesparteitag gewählt worden. Die Basis wollte mich.
Hoderlein: Andererseits ist es ja auch typisch für seine Person, dass er sich immer um etwas Neues bemüht. Zum Beispiel hat er mit seinem „Tag der Integration“ 15 Mitglieder geworben.

Jetzt ist also Hamburg dran. Wieso?
Aydin: Ich habe viele Bekannte in Hamburg, zu denen ich Kontakte knüpfen konnte.

Kann man also bald auch im Norden eine City-Döner-Filiale besuchen?
Aydin: Nein, ich möchte das Geschäft weiterentwickeln. Weil ich noch nicht offiziell begonnen habe, möchte ich aber keine Details nennen. Aber jeder Kulmbacher ist herzlich eingeladen, einen Alster-Spaziergang mit mir zu machen.

Lassen Sie uns am Main bleiben. Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie für Kulmbach getan haben?
Aydin: Ich bin der Erste mit Migrationshintergrund, der sich eingebracht hat, der gegen Rechtsextremismus mitgestritten hat und ich hoffe, dass ich für die nächste Generation ein Vorbild sein kann. Und ich habe am Klinikum einen Gebetsraum für Muslime durchgesetzt.

Und was werden Sie am meisten vermissen?
Aydin: Man hat hier Träume, hat hier Freunde. Kulmbach ist meine Heimat. Und was das Politische betrifft, habe ich dem Kulmbacher Ortsverein in der Theorie viel zu verdanken. Außerdem schreibe ich auch weiterhin im Literaturverein. Nein, Kulmbach werde ich nicht vergessen.

Das Gespräch führte Sarah Bernhard

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