Bischofsgrün Drei Schicksalsschläge und eine Welle der Hilfsbereitschaft

Von -Gagel
Johannes Reichel mit Tochter Lieselotte vor dem Schneeberg – einer der Lieblingsorte seiner verstorbenen Frau. Foto: Lena Buckreus-Gagel/Lena Buckreus-Gagel

Johannes Reichel musste im vergangenen Jahr gleich mehrere Schicksalsschläge verkraften. Einen schweren Unfall, den Tod des Vaters und den Tod seiner Ehefrau. Die Bischofsgrüner Dorfgemeinschaft unterstützt den 26-Jährigen mit mehreren Hilfsaktionen.

 
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Das Jahr 2021 werden Johannes Reichel und seine Familie wohl nie vergessen. „Es war ein hartes Jahr, eines in dem viel los war“, sagt der junge Mann aus dem Bischofsgrüner Ortsteil Birnstengel. Dabei hätte es doch ein freudiges werden sollen: Johannes Reichels Frau Kim war schwanger, für Juli 2021 war der Entbindungstermin geplant.

Drei Schicksalsschläge in einem Jahr

Im März des vergangenen Jahres dann der erste Schicksalsschlag für die Familie. Der Vater von Johannes und seiner Schwester Susanne stirbt plötzlich und unerwartet mit nur 58 Jahren. „Das war ein heftiger Schlag für uns“, sagt Susanne Reichel. Ebenfalls im Frühjahr hat Johannes einen schweren Fahrradunfall. Angerissene Bänder in der Schulter setzen den heute 26-Jährigen einige Zeit außer Gefecht. Und auch die Schwangerschaft der erst 24 Jahre alten Kim verläuft nicht ohne Komplikationen. Deshalb wird die kleine Lieselotte fünf Wochen eher als geplant per Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Das Baby ist wohlauf. Bei der Mutter stellen die Ärzte im Zuge der Operation fest, dass sie an Eierstock-Krebs erkrankt ist.

Jeden Tag besucht

„Wir haben natürlich das Beste gehofft“, sagt Johannes Reichel. Nach der Geburt ihrer Tochter haben er und seine Frau nur vier Tage, die sie daheim zu dritt verbringen können. Danach muss die junge Frau für eine Operation wieder ins Krankenhaus. Gut sieht es nach der OP nicht aus für die 24-Jährige. Es folgt eine Chemotherapie, ihr Zustand verbessert sich etwas. In dieser Zeit besucht Johannes Reichel seine Frau jeden Tag mit dem Baby. „Und wir haben in der Kapelle im Klinikum noch geheiratet und Lieselotte taufen lassen, weil Kim sich das so gewünscht hat“, sagt er.

„Irgendwie weitermachen“

Letztendlich sei dann einfach alles zu viel gewesen für den Körper seiner Frau. Ihre letzten Wochen verbrachte sie im Kreise ihrer Familie in Birnstengel, bevor sie im September 2021 schließlich an den Folgen der Krankheit starb. Nach vielen schweren Monaten, eine noch härtere Zeit für Johannes Reichel. Er muss den Verlust verkraften, für seine kleine Tochter da sein und „trotzdem irgendwie weitermachen“, wie er sagt. „Es ist Wahnsinn, wie er das alles gewuppt hat“, sagt seine Schwester.

Unterstützung aus Dorfgemeinschaft

Reichel ist alleinerziehender Vater, bekommt viel Unterstützung von seiner Familie. Auch seinem Arbeitgeber, der Gemeinde Bischofsgrün, ist der Bauhofmitarbeiter dankbar, dass er seine Arbeitsstunden in der Elternzeit so flexibel abarbeiten kann. Und auch die Dorfgemeinschaft hilft, wo sie kann. Seine Feuerwehrkameraden aus Birnstengel hatten ihm schon im Herbst 2021 Unterstützung zugesagt und bis jetzt Geld gesammelt. Auch die Bürgerinitiative Bischofsgrün will Johannes Reichel helfen. Ein Teil des Erlöses aus dem Frühjahrsmarkt, Konzerteinnahmen und das Geld aus der Spendenbüchse gehen an Reichel, sagt Stephan Unglaub, der Vorsitzende der Bürgerinitiative.

Benefizaktion mit Martin Rassau

Außerdem steht bald eine große Benefizaktion für Johannes Reichel an: Kabarettist und Komödiant Martin Rassau ist online auf das Schicksal des 26-Jährigen aufmerksam geworden, wollte helfen und kontaktierte die Bürgerinitiative. Heraus kam ein Benefiztheaterabend mit Martin Rassau und Bernhard Ottinger am 10. Mai im Bischofsgrüner Kurhaus. „Ich bin seit meiner Kindheit mit dem Fichtelgebirge verbunden und seit 25 Jahren quasi Stammgast. Für mich war klar, dass ich helfe, wie und wo ich kann“, sagt Martin Rassau im Gespräch mit dem Kurier. Sämtliche Einnahmen des Theaterabends gehen an Johannes Reichel.

Von Hilfsbereitschaft überwältigt

Reichel ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft: „Ich sage von ganzem Herzen danke an jeden einzelnen. Es ist einfach schön zu sehen, wie viele Menschen hinter einem stehen.“ Die finanzielle Unterstützung könne zwar nicht den Schmerz nehmen, „gibt aber einen großen Motivationsschub, um weiterzumachen.“

Die Benefizaktion:

Martin Rassau & Bernhard Ottinger treten am Dienstag, 10. Mai, um 19.30 Uhr mit ihrem Programm „Lou mer mei Rouh“- Männer, Schnupfen und andere Wehwehchen im Bischofsgrüner Kursaal auf. Karten gibt es im Vorverkauf in der Touristinformation in Bischofsgrün. An diesem Abend wird zusätzlich eine Spendenbox für Johannes Reichel aufgestellt sein.

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