BASKETBALL. Zwei Heimspiele innerhalb von vier Tagen bieten Medi Bayreuth die Möglichkeit, noch vor dem Jahreswechsel ein gutes Stück näher an die Playoff-Plätze der Bundesliga heranzurücken. Am zweiten Weihnachtsfeiertag um 18 Uhr gegen die BG Göttingen (14.) darf man den Tabellenelften vor heimischer Kulisse wohl mit ähnlichem Recht als Favoriten einstufen, wie am folgenden Sonntag um 15 Uhr gegen den punktgleichen Tabellennachbarn Gießen 46ers.
Auf den zweiten Blick war allerdings schon zu diesem Zeitpunkt ein Aufwärtstrend zu erkennen, denn am Ende der Negativserie bereitete die Mannschaft von Trainer Johan Roijakkers gegen Ludwigsburg (77:83) und in Bamberg (82:89) bereits zwei Spitzenmannschaften ernsthafte Schwierigkeiten bis ins letzte Viertel hinein.
Der erste Sieg war dann auch gleich ein richtiger Paukenschlag mit 104:87 gegen die ebenfalls weitaus höher eingeschätzten Baskets Oldenburg. Mittlerweile hat die BG drei ihrer letzten fünf Punktspiele gewonnen, wobei eine der beiden Niederlagen aber sogar noch bemerkenswerter war: Beim Deutschen Meister Bayern München gaben sich die Göttinger am 8. Dezember erst durch einen Dreier in der allerletzten Sekunde mit 81:82 geschlagen. „Wer einem Sieg in München so nahe kommt, der hat auch auswärts Qualität“, sagt Medi-Trainer Raoul Korner.
Der positive Trend lässt sich mit Personalien in Verbindung bringen. Der nachverpflichtete US-Center Dylan Osetkowski hat die anfangs mangelhafte Physis unter dem Korb verstärkt, und der zu Saisonbeginn von Trainer Roijakkers ungewöhnlich stark kritisierte Kyan Anderson entwickelt sich zunehmend zur erhofften Führungspersönlichkeit im Spielaufbau.
Der Pointguard von Medi Bayreuth in der Saison 2016/17 und in weiteren 15 Einsätzen zwei Jahre später sammelte in den sechs Spielen seit Anfang November genau 100 Punkte (16,7 im Schnitt) und verteilte dazu 40 Assists (6,7). Vorläufiger Höhepunkt war seine persönliche BBL-Bestleistung von 32 Punkten, die zuletzt den Weg zum 80:77-Sieg gegen Bonn ebnete.
In dieser Begegnung kam nun auch noch Rückkehrer Alex Ruoff dazu, der zuletzt in Helsinki aktiv war. Korner kann sich gut vorstellen, dass der schon wiederholt bewährte Routinier in Göttingen vergleichbaren Einfluss auf Stabilität und Selbstvertrauen der Mannschaft hat, wie Nate Linhart in Bayreuth: „Das sind auch ähnliche Persönlichkeiten vom Typ des spielintelligenten Flügelspielers.“
In der aktuellen Besetzung zählt der Medi-Coach den Gast folglich zur Kategorie der „unangenehmen Gegner“: „Kyan Anderson und Alex Ruoff sind schon Schlüsselspieler. Aber es gibt da noch einige, die schnell mal heißlaufen können. Es ist sogar ein wenig typisch für die Göttinger, dass plötzlich jemand vier, fünf Dreier trifft, von dem man in den Spielen zuvor nicht viel gesehen hat.“
Dementsprechend lässt die Vorbereitung auf diese Aufgabe wenig Spielraum für weihnachtliche Gefühle: „Nur der 24. ist trainingsfrei, damit wenigstens innerhalb Deutschlands kurze Heimatbesuche möglich sind“, erklärt Korner. Danach geht es schon wieder nicht nur um den kommenden Gegner, sondern auch um eine offene Frage im eigenen Aufgebot: „Wir müssen sehen, ob Evan Bruinsma schon wieder genug Rhythmus hat für einen Einsatz. Die Entscheidung fällt zwischen ihm und Lucky Jones.“ Kein Thema ist dagegen Lukas Meisner, der wegen eines Bänderrisses im Fuß für vier bis sechs Wochen ausfallen wird.
Das Spiel gegen die BG Göttingen steht im Zeichen von „medi for help“. Zehn Prozent aus dem Verkauf von Eintrittskarten und Fanartikeln sowie der Erlös aus Stollen- und Glühwein-Verkauf und einer Tombola kommen dem gemeinnützigen Hilfsprojekt des Namenssponsors zugute, dessen Mitarbeiter sich vor Ort um Menschen in Krisengebieten kümmern. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist Haiti, wo im Januar 2010 bei einem verheerenden Erdbeben mehr als 200.000 Menschen ums Leben gekommen sind und über 300.000 verletzt wurden.