Betrieb läuft weiter Möbel Becher ist zahlungsunfähig

Von
Direkt am Wittelsbacher Ring liegen die Geschäftsräume von Möbel Becher. Trotz des Insolvenzantrags soll der Geschäftsbetrieb vorerst weitergehen. Foto: Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die Geschäftsführer des traditionsreichen Bayreuther Möbelhauses Becher haben einen Insolvenzantrag gestellt. Daraufhin hat das Amtsgericht Bayreuth vorläufige Insolvenz im Regelverfahren für die Leonhard Becher Möbelhaus GmbH angeordnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Sanierungsspezialisten Peter Roeger bestellt, der Leiter der Bayreuther Niederlassung der bundesweit tätigen Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaft Pluta.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Nach einer ersten Bestandsaufnahme habe Roeger bereits wichtige Entscheidung getroffen und begonnen, Gespräche mit den Beteiligten zu führen, teilt Pluta mit. „Der Geschäftsbetrieb des Möbelhauses Becher wird vollumfänglich fortgeführt, die gewohnten Öffnungszeiten bleiben bestehen“, sagt Pluta.

Sonderverkauf

Auch für die Mitarbeiter des mehr als 100 Jahre alten Unternehmens gebe es erst einmal Grund zum Aufatmen, denn die Bundesagentur für Arbeit werde bis zum 31. März Insolvenzausfallgeld zahlen. Die beiden Geschäftsführer seien motiviert und stünden in permanentem Austausch mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter. Auch die acht Mitarbeiter des Unternehmens würden weiterhin zum Betrieb halten. Für Kunden werde es ab Montag, 10. Februar, einen Sonderverkauf von Elektrogeräten, Ausstellungsküchen und anderem Mobiliar geben.

Auch erste Gespräche mit möglichen Investoren seien bereits geführt worden, so Roeger. „Das Möbelhaus Becher blickt auf eine lange Tradition zurück und ist sowohl bei den Kunden als auch im Stadtbild von Bayreuth fest etabliert. Wir sehen daher gute Chancen für eine aussichtsreiche Lösung“, sagt der Sanierungsexperte.

Auch deshalb, weil das Haus für hochwertige Möbel von der Küche bis zur Wohn- und Schlafzimmereinrichtung stehe. Hinzu komme ein individueller Service, der über die Standards der Branche hinausgeht. Dazu gehören unter anderem Aufmaß, Planung, Lieferung, Montage, die Entsorgung alter Möbel und die Vermittlung von Handwerkern.

Starke Online-Konkurrenz

Grund für den Insolvenzantrag des Möbelhauses seien unter anderem Liquiditätsprobleme durch hohe Fixkosten, interne Strukturdefizite und die starke Konkurrenz aus dem Onlinehandel gewesen.

Geschäftsführer Peter Keller sagte auf Kurier-Nachfrage, man habe in der Vergangenheit bereits selber mit vier Kandidaten über eine Übernahme des Möbelgeschäfts verhandelt. Schließlich seien er und sein Geschäftsführer-Kollege Karl-Heinrich Herold mittlerweile beide um die 70 Jahre alt. Als ein Verkauf dann nicht geklappt habe, habe man „vorsichtshalber“ Insolvenz angemeldet. „Wir haben uns vielleicht ein bisschen zu sehr drauf verlassen, dass das klappt.“ Insofern sei der letztliche Grund für den Schritt ein sehr kurzfristiger.

Aber es gebe natürlich auch langfristige Veränderungen in der Möbelbranche, die zulasten kleinerer Geschäfte wie Becher gegangen seien. „Da ist die zunehmende Konkurrenz durch das Internet, und außerdem werden die Großen immer größer.“ Die Folge sei, dass mittlerweile fast nur noch über den Preis verkauft werde, so Keller: „Früher haben sie mit guter Beratung punkten und damit einen etwas höheren Preis rechtfertigen können. Das akzeptieren viele Verbraucher heute leider einfach nicht mehr.“

Autor

Bilder