Betreiber macht kein Geschäft Wenig Interesse am Schulessen in der Gesamtschule Hollfeld

Von Thorsten Gütling
Keine Lust auf Kartoffeln, Blumenkohl und Lasagne: An der über 1000 Schüler starken Gesamtschule Hollfeld werden mittags gerade einmal 30 Essen ausgeteilt. Zu wenig für einen Betreiber, um wirtschaften zu können. Die Schüler gehen zum essen lieber in die nahe gelegenen Supermärkte oder Bistros der Innenstadt. Das stellt das Landratsamt vor ein gewaltiges Problem. Foto: red

Die Mensa der Gesamtschule Hollfeld kommt nicht auf die Beine. Nachdem vergangenen Sommer die Kulmbacher Geschwister-Gummi-Stiftung nach nur einem Jahr als Betreiber abgesprungen war, stagniert die Zahl der ausgegebenen Essen weiter. Der neue Betreiber sagt: Wir zahlen nur deshalb nicht drauf, weil der Kreis den Hausmeisterverkauf eingeschränkt hat. Zur Rettung der Mensa könnte der noch in diesem Jahr ganz verschwinden.

 
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30 bis 40 Essen am Tag, mehr würden derzeit nicht verkauft, sagt Arnd Feistel. Er ist Geschäftsführer der Forchheimer Schulhaus GmbH, die seit Beginn des Schuljahres die Mensa betreibt. Wegen der gleichen Zahlen war die Geschwister-Gummi-Stiftung mit Ablauf des vergangenen Schuljahres abgesprungen. 17 000 Euro habe man an der Gesamtschule Hollfeld verloren, hieß es aus Kulmbach. Eine Umfrage vor zwei Jahren hatte einen Bedarf von 200 Mittagessen ergeben.

Ein Draufzahlgeschäft sei die Mensa zwar nicht mehr, sagt Feistel. Geschäfte machen die Forchheimer aber weniger beim Mittagessen, sondern in der Pause davor. Mit Sandwich, Leberkäse und Pizzazungen. Ein Geschäft, das bis vor einem halben Jahr noch Hausmeister Gerhard Schnappauf machte. Geduldet, ohne Vertrag, hieß es aus dem Landratsamt. Seitdem darf er nur noch in der ersten Pause verkaufen. Aber vielleicht auch das nicht mehr lange.

Feistel: Zwei Stellschrauben

Denn Feistel nennt zwei Stellschrauben, an denen das Geschäft angekurbelt werden könnte. „Es gibt Schulen, in denen Schülern grundsätzlich untersagt ist, das Schulgelände zu verlassen“, sagt er. Damit könnte verhindert werden, dass die älteren Schüler in der Pause in den nächstgelegenen Supermarkt pilgern. So wie es derzeit geschieht. Schulleiterin Christiana Scharfenberg sagt dazu nur: „Ich werde keine Schüler zwingen, hier zu essen. Warum sollte ich mir das antun.“

Bleibt die zweite Schraube: Der GmbH auch noch den Verkauf in der ersten Pause sichern. Dass das gar nicht so unwahrscheinlich ist, gibt Horst Hager vom Landratsamt zu. Das Amt ist für die Mittagsverpflegung an der Gesamtschule, einer staatlichen Einrichtung, zuständig. Und Hager erklärt, dass der Landkreis im Zuge der Ganztagsbetreuung verpflichtet sei, ein Mittagessen an der Hollfelder Schule anzubieten. „Und um Betreiber zu finden, müssen wir auch dafür sorgen, dass das wirtschaftlich möglich ist“, sagt Hager. „Der Laden muss auf jeden Fall laufen.“

Landratsamt: Notfalls muss der Hausmeister weichen

Bevor also der zweite Betreiber innerhalb von zwei Jahren abspringt, müssten noch in diesem Jahr die Rahmenbedingungen verbessert werden. Notfalls müsse der Hausmeister den Pausenverkauf eben ganz einstellen, sagt Hager. Weil das Essen des Hausmeisters aber günstiger und in den Augen mancher Schüler besser sei, hatte es bereits im vergangenen Jahr Kritik an der Beschneidung des Hausmeisterverkaufs gegeben.

Dabei sind auch andere Optionen denkbar: Der Mensabetreiber zieht sich tatsächlich zurück. Schnappauf darf wieder in beiden Pausen verkaufen und mittags liefert und verteilt einer der örtlichen Supermarktbetreiber das Essen. Entsprechende Angebote seien bereits im Landratsamt eingegangen, bestätigt Hager. Man wolle den Schülern aber nicht ausschließlich Essen aus der „heißen Theke“ anbieten, sagt er. Außerdem sei ein gewisser Verwaltungsakt nötig um die Rechnungen der Kinder zu begleichen, die günstiger essen, weil ihre Eltern Sozialhilfe beziehen. Um den Rest des Geldes zu kassieren, sei der Austausch mit den Landratsämtern in Bayreuth, Bamberg, Forchheim und Kulmbach nötig.

Pläne gibt es auch andere

Eine weitere Möglichkeit: Die Geschwister-Gummi-Stiftung aus Kulmbach steigt wieder ein, liefert aber nur das Essen und spart sich so das Personal vor Ort. An die Kinder ausgeben könnte es Hausmeister Schnappauf. Weil damit auch die Wartung und Reinigung der Schulküche verbunden sei, lehnt der das aber seit bald zwei Jahren ab. „Ich würde vielleicht 50 Cent pro ausgeteiltem Essen erhalten. Bei 30 Mahlzeiten ist das nicht die Welt“, sagt Schnappauf.

Die Situation ist übrigens nicht nur für den neuen Mensabetreiber unbefriedigend. Hager sagt: „Ich hätte gerne wieder Ruhe in der Schule.“ Und er wäre gerne ein Schreckgespenst los. Das nämlich, dass der Landkreis Fördermittel zurückzahlen muss. Mit 200 000 Euro hat der Freistaat die Hollfelder Schulküche gefördert. Weitere 100 000 Euro flossen für den Bau des Gebäudes. Immer unter der Voraussetzung, dass der Landkreis die Mittagsverpflegung sichert. Und Schnappauf sagt: „Nicht nur der Mensabetreiber macht hier kein Geld. Seit ich die zweite Pause abgeben musste, mache ich auch keins mehr.“

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