Eine Vielzahl von Teleskopen nahm den weit gereisten Gast ins Visier. „Wir mussten schnell handeln“, berichtete Olivier Hainaut von der Europäischen Südsternwarte Eso in Garching bei München in einer Mitteilung. „`Oumuamua war schon am sonnennächsten Punkt vorbei und bereits wieder auf dem Weg zurück in den interstellaren Raum.“
Mit dem „Very Large Telescope“ der Eso in den chilenischen Anden stellten die Forscher fest, dass der Asteroid alle 7,3 Stunden um seine Achse rotiert und dabei seine Helligkeit drastisch um rund den Faktor Zehn verändert.
„Diese ungewöhnlich starke Helligkeitsänderung deutet darauf hin, dass das Objekt sehr langgezogen sein muss: etwa zehnmal so lang wie breit, mit einer komplexen, gewundenen Form“, erläuterte Forschungsleiterin Meech.
Jahrmillionen lange Verwitterung
Außerdem hat der Asteroid eine dunkle, rötliche Farbe, die vermutlich von der Jahrmillionen langen Verwitterung seiner Oberfläche durch kosmische Strahlung herrührt und nicht unähnlich den Objekten in den fernsten Außenbezirken unseres eigenen Sonnensystems ist. Auch seine Zusammensetzung erinnert an Asteroiden unseres Systems.
Vermutlich besteht das fremde Objekt aus Gestein oder einem Mix mit hohem Metallanteil. „Außerdem konnten wir bestätigen, dass es vollständig inaktiv ist, weil wir in seiner direkten Umgebung nicht den geringsten Hinweis auf Staub finden konnten“, berichtete Meech. Der Besucher kommt aus der Richtung des Sterns Wega im Sternbild Leier.
Als er dort vor etwa 300.000 Jahren vorbeigeflogen ist, stand die Wega allerdings noch an einer anderen Stelle, wie die Eso betont. Sein genauer Ursprung liegt im Dunkeln. „Wir beobachten dieses einzigartige Objekt weiterhin“, kündigte Eso-Astronom Hainaut an. „Und wir hoffen, genauer bestimmen zu können, woher es kam und wohin es auf seiner Reise durch die Galaxis als nächstes fliegt.“
Schwer zu entdecken
Die Beobachtung bietet den Astronomen einen einzigartigen, wenn auch kurzen Einblick in fremde Sonnensysteme. Die Begegnung muss jedoch kein Einzelfall bleiben. Astronomen schätzen, das im Mittel einmal pro Jahr ein interstellarer Gast durch das innere Sonnensystem fliegt. Da diese Objekte jedoch sehr dunkel sind, lassen sie sich nur schwer entdecken.
„Seit Jahrzehnten haben wir angenommen, dass es solche interstellaren Objekte dort draußen gibt“, betonte Nasa-Manager Thomas Zurbuchen aus der Abteilung für Wissenschaftsmissionen der US-Raumfahrtbehörde. „Diese historische Entdeckung öffnet ein neues Fenster, um die Entstehung von Sonnensystemen jenseits unseres eigenen zu untersuchen.“
dpa