Beste Unterhaltung Fans feiern Christine Theiss in der Oberfrankenhalle

Von Tobias Köpplinger

3300 Boxfans haben sich am Freitagabend bei fünf Weltmeisterschaftskämpfen das lange Warten auf Christine Theiss verkürzt. Unter anderem gab es das Duell zwischen Julia Irmen gegen Estela Garcia zu sehen. Das Bayreuther Publikum war beeindruckt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Katharina singt gut, Julia boxt gut. Das hat gesessen. Katharina Mosers Auftritt dauert keine fünf Minuten. Sie steht als eine der ersten im Ring, Abendkleid, hohe Schuhe, Mikrofon. Katharina Moser singt. Sie singt für Julia Irmen. „Girl is on fire". Einlaufmusik. Langsam, eine Ballade. Irgendwie unpassend für eine Veranstaltung, bei der sich am Freitagabend mehrere Stunden lang Menschen verprügeln.

Julia Irmen ist 28 Jahre alt, keine 60 Kilo schwer, sie hat die Haare zu Schnüren geflochten. Julia Irmen läuft barfuß Richtung Ring. Katharina Moser singt noch, während in einer Ecke im Dunkeln eine Spanierin wartet. Estela Garcia, die Herausforderin. Für sie singt niemand und sie wird gleich keine Chance haben gegen die Titelverteidigerin. Julia Irmen ist Weltmeisterin und sie bleibt es auch. Und sie ist die Freundin von Katharina Moser, die gerade singt. Die extra aus Dingolfing angereist ist heute Nachmittag – und dorthin muss sie an diesem Abend auch wieder zurück. Wegen ihrer Kleinen. Die Sängerin und die Weltmeisterin kennen sich aus der Schule. Parallelklasse. Freundinnen. Katharina Moser sagt: „Für mich ist es eine Ehre für Julia zu singen." Boxen ist Gefühl. Irgendwie passt das Lied also doch.

„Hasiiiiii"

Danach wird es laut. 120 Niederbayern, viele in Lederhosen, viele mit Schals, die sie über den Köpfen kreisen lassen. Wie Kriegsbeile. Alle schreien. „Niederbayern, Niederbayern, hey, hey, hey." Unten kämpft Dominik Haselbeck. In Boxershorts, die aussehen wie Lederhosen. Er hat weiß-blaue Rauten ins Haar gefärbt, dazu einen Deutschland-Iro. „Hasiiiiii", schreien sie oben. Alexander Pawlitschko und Felix Quirm sind zwei der 120 Fans. Beide aus Neufahrn in Niederbayern, beide fahren sie lieber zum Hasi als zum Fußball.

Das ist Ortsgemeinschaft. „Weil wir danach noch alle zu ihm gehen", sagt Alexander. Der Hasi hat eine Holzhütte, da passen die 120 Niederbayern rein. Zum Feiern. „Auf geht's Hasi kämpfen und siegen." Hasi kämpft und siegt gegen Darko Delic, einen Bosnier. Hasi bleibt Weltmeister. In der Hütte ist alles hergerichtet. Eigentlich sind sie jetzt fertig in Bayreuth.

„Aber die Christine Theiss schauen wir uns schon noch an", sagt Alexander. Dann muss er wieder schreien. Hasi ist fertig, steht auf den Seilen. Boxen ist Gaudi. Von der boxenden Julia Irmen, der singenden Katharina Moser und den schreienden Niederbayern bekommt Christine Theiss nichts mit. Die 33-jährige Bayreutherin ist schon längst irgendwo in der Halle. Sie hat ihre Tasche selbst getragen, als sie aus dem schwarzen Van mit Münchner Kennzeichen ausgestiegen ist. In Laufschuhen, Jogginghose und mit Wollmütze. Sie sagt kurz „Servus", versucht zu lächeln, funktioniert nicht. Dann verschluckt sie der dunkle Hintereingang der Oberfrankenhalle. Ganz alleine geht sie in ihre Umkleide. Sie will niemanden bei sich haben. Nachher, das weiß sie, wird eine ganze Halle für sie jubeln. Nachher. Boxen ist Geduld.

Foto: Kolb

Bilder