Außer auf die Königin richtete sich das Interesse der vielen Millionen Briten, die das Ganze am Bildschirm verfolgten, auf die jüngeren Royals – vor allem auf Elizabeths aus den USA angereisten Enkel Harry. Nach dem Zerwürfnis des „Aussteiger-Prinzen“ und seiner Frau Meghan mit dem Rest der Familie hielten Royalisten hoffnungsvoll Ausschau nach Zeichen der Versöhnung.
William und Harry Seite an Seite
Insbesondere mit seinem Bruder William hatte sich Harry ja überworfen, im Streit über angebliche Lieblosigkeit und gar rassistische Tendenzen im Clan. Wohl damit sie sich nicht in die Haare geraten würden, hatte die Queen angeordnet, dass im Zug der Prozession einer der Cousins, der Sohn von Prinzessin Anne, zwischen William und Harry marschieren sollte. In der Kirche saßen sie sich gegenüber, vom Mittelgang getrennt.
Im Anschluss an die Feier, draußen vor der Kirche, sah man freilich Harry stracks zu William und dessen Frau Kate aufschließen und später an Williams Seite plaudernd zum Schloss zurück spazieren. Was auch immer unter der Oberfläche noch brodeln mochte: Der weiteren Öffentlichkeit wurde es bei dieser Gelegenheit nicht präsentiert.
Eilig war es Harry offenbar auch nicht, zurück über den Atlantik zu setzen. Immerhin wird in Windsor, wie von der Königin verfügt, noch die ganze Woche über offiziell getrauert, während die Staatstrauer-Periode am Sonntagmorgen zu Ende ging und die Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden um acht Uhr morgens wieder voll aufgezogen wurden, nachdem sie acht Tage lang auf halbmast gesetzt worden waren.
Keine Uniform für alle
Leichter mochte es Prinz Harry fallen, noch etwas länger in Windsor zu verweilen, nachdem man ihm die Peinlichkeit erspart hatte, als einziges Familienmitglied bei der Trauerfeier für Philip nicht in militärischer Uniform auftreten zu dürfen. Immerhin hatte Elizabeth den unbotmäßigen Enkel ja erst jüngst all seiner Ehrentitel enthoben, nachdem er aus dem Kreis der sogenannten arbeitenden Royals ausgeschieden war.
Um die Lage zu entkrampfen, waren alle, die dem Sarg folgten, in Zivil, in bester Frack- und Festtags-Kluft, erschienen. Das konnte auch Harrys Onkel Andrew nur recht sein, dem sein versprochener Admiralstitel bei Hofe vorenthalten worden ist, seit bekannt wurde, in welche Sex-Skandale er sich verstrickt hat, und dass ihn das FBI dazu gern einmal verhören würde.
Langweilig wird es den Briten mit ihrer königlichen Familie also auch nach dem Ableben des Chefs der „Firma“ wohl nicht werden. Dazu passt der Schlusspunkt, den sich Philip für sein Begräbnis selbst auserbeten hatte. Da traten zu guter Letzt vier Royal Marines an, um die Neun-Sekunden-Fanfare „Action Stations“ zu blasen – den Trompetenstoß, der Seeleute auf Kriegsschiffen zur Gefechtsstellung auffordert. Womöglich sah er für die Seinen keine friedlichen Zeiten voraus – und die Ruhe vom Sonntag könnte in Windsor nur eine Momentaufnahme sein.