Im Sommer 2003 wurden den Gesundheitsbehörden in Ostvorpommern zwei schwere Wundinfektionen gemeldet, von denen eine tödlich verliefen.
Die Stäbchenbakterien vermehren sich stark bei anhaltenden Wassertemperaturen über 20 Grad. Sie können über Hautverletzungen in den Körper eindringen und bei Menschen mit chronischen Grunderkrankungen und Älteren zu schweren Wundinfektionen und Sepsis (Blutvergiftung) führen.
Vibrionen können schwere Wundinfektionen auslösen, Symptome sind etwa starker lokaler Schmerz, Fieber und Schüttelfrost. Wer mit Vibrionen kontaminierte Meeresfrüchte isst, die roh oder nur wenig gegart sind, oder kontaminiertes Meereswasser schluckt, kann sich eine Magen-Darm-Erkrankung zuziehen. Behandelt werden die Infektionen in der Regel mit Antibiotika.
Warum sind Vibrionen in der Ostsee verbreitet?
Die Bakterien kommen in weiten Teilen der Ostsee und anderen Regionen der Welt vor. Erkrankungen durch diese Bakterien sind in Deutschland aber nach wie vor sehr selten. Nach Angaben von Experten könnte sich der Erreger aber aufgrund des geringen Salzgehalts und des Klimawandels an der Ostseeküste ausbreiten. Auch in Meerestieren wie Garnelen wurden die Erreger nachgewiesen.
Die Zahl sommerlicher Vibrionen-Infektionen könnte in den kommenden Jahren in Folge der globalen Erwärmung insbesondere an der Ostseeküste weiter zunehmen. Grund dafür sind steigende Wassertemperaturen etwa der Meere und in Flussmündungen. Sie erleichtern den salztoleranten Bakterien die Ausbreitung.
Wer ist durch eine Vibrionen-Infektionen besonders gefährdet?
In den vergangenen Jahren lag die Zahl bekannter Erkrankungen in Deutschland laut Eckhard Strauch, Leiter des Konsiliarbüros für Vibrionen des Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), im ein- oder niedrigen zweistelligen Bereich. Wie viele Menschen sich in diesem Jahr infizieren werden, hänge vom Wetter ab. Vereinzelt sei es in den vergangenen Jahren zu Todesfällen gekommen.
Junge und gesunde Erwachsene erkranken laut Robert Koch-Institut (RKI) nur selten an einer Vibrionen-Infektion. Gefährlich sind die Bakterien demnach vor allem für ältere sowie immungeschwächte Personen. Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Lebererkrankungen oder Krebs hätten ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung und einen schweren Krankheitsverlauf.
Wie groß ist die Gefahr durch Weltkriegsmunition?
Die Gefahren für Meeresbewohner und Menschen durch die in Ostsee verklappte Munition wird durch den Alterungsprozess bei der Munition künftig steigen. Giftige Substanzen können ungehindert austreten. Dies führt laut Experten zu einer Gesundheitsgefährdung der Meerestiere – und über den Fischfang auch für den Menschen als Verbraucher.
„Das Problem wird größer, je mehr die Metallhüllen der Kampfmittel wegrosten“, erklärt der Toxikologe Edmund Maser, Leiter des Instituts für Toxikologie und Pharmakologie für Naturwissenschaftler an der Universität Kiel.
Wie viel Munition liegt in der Ostsee?
In der deutschen Nord- und Ostsee liegen rund 1,6 Millionen Tonnen konventionelle und chemische Waffen aus Weltkriegszeiten. Internationale Wissenschaftler hatten im Rahmen des Forschungsprojekts „Daimon“ mehrere Jahre zu den Risiken geforscht, die von versenkten Kampfstoffen in der Ostsee ausgehen.
Die Ostsee und die darin verklappte Munition haben Wissenschaftler bereits seit 2006 im Visier. Seit Ende 2018 widmen sich Forscher auch der Nordsee. Matthias Brenner vom Alfred-Wegener-Institut betont, beide marinen Systeme seien zwar sehr unterschiedlich. Dennoch könnten die Ostsee-Ergebnisse in vielen Bereichen für die Nordsee übernommen werden.
Info: Ostsee
Größe
Die Ostsee hat – inklusive Kattegat – eine Fläche von 412 500 Quadratkilometern (ohne Kattegat 390 000 Quadratkilometern). Die maximale Tiefe beträgt 459 Meter, die mittlere Tiefe 52 Meter.
Entstehung
Das Binnenmeer entstand am Ende der letzten Eiszeit – der sogenannten Weichsel-Kaltzeit – vor etwa 12000 Jahren nach dem Abschmelzen der riesigen Gletschermassen.
Salzgehalt
Der Salzgehalt der Ostsee nimmt von West nach Ost ab. Er schwankt im Westen zwischen 3 Prozent und 1,9 Prozent,. Im nordöstlichen Teil beträgt er nur noch zwischen 0,5 bis 0,3 Prozent. Der Salzgehalt an der Ostküste Schleswig-Holsteins beträgt 1,5 bis 1,9 Prozent. Zum Vergleich: Der Salzgehalt der Nordsee liegt bei 3,5 Prozent.
Ostsee-Länder
Zu den sieben Anrainer-Staaten der Ostsee zählen Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen und Schweden.
Tourismus
Laut einer Umfrage des Allensbacher Instituts im Jahr 2022 unter der deutschsprachigen Bevölkerung fahren pro Jahr etwa sechs Millionen Menschen mindestens einmal innerhalb von zwölf Monaten an die Ostsee, um dort Urlaub zu machen.