Bayreuths Partnerstadt ist gewappnet für das wichtigste Radrennen der Welt Die Tour zu Gast in Annecy

Von Steven Mularczyk
 Foto: red

„Annecy steht Kopf“: Thomas Bauske vom Partnerschaftskomitee Bayreuth-Annecy spricht von Ausnahmezustand in Bayreuths Partnerstadt. Nach 2009 findet am heutigen Samstag in Annecy wieder ein Rennen der Tour de France statt. Los geht’s um 13.30 Uhr.

 
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Das Spektakel beginnt aber schon zwei Stunden vor dem Massenstart auf der Avenue d’Albigny am Lac d’Annecy. Um 11.30 Uhr startet die „Caravane“. Ein Festumzug der Sponsoren der Tour de France. Sie lassen ihre Wagen die gesamte Strecke abfahren und verteilen Produktproben an die Zuschauer am Rand – die Gaben an die Schaulustigen reichen von rot-weiß gepunkteten Bergtrikots bis hin zu getrockneten Salamiwürstchen. „Es ist fast so etwas wie Karneval für die Menschen hier“, sagt Chrisophe Chenu vom Partnerschaftskomitee Bayreuth-Annecy auf französischer Seite.

Die Etappe von Annecy nach Semnoz ist mit nur 125 Kilometern kurz – die kürzeste nach der Flachetappe zum Auftakt der Tour von Porto Vecchio nach Bastia, abgesehen von den Zeitfahrstrecken. Auf dem Weg von Annecy nach Semnoz warten auf die Fahrer allerdings zwei schwere Abschnitte. Am Mont Revard müssen die Fahrer einen Anstieg der zweithöchsten Kategorie überwinden. Danach muss das Fahrerfeld auf der Zieleinfahrt den 1655 Meter hohen Semnoz, den „Berg von Annecy“, erklimmen. Auf elf Kilometern Strecke wartet auf die Fahrer ein Anstieg von 922 Höhenmetern: oberste Kategorie.

„Zum höchsten Punkt des Berges zu kommen und die Zieleinfahrt zu sehen wird fast nicht möglich sein“, sagt Chenu. Er wird das Rennen am Samstag zusammen mit Thomas Bauske vom Partnerschaftskomitee aus Bayreuth verfolgen. Doch die interessantesten Plätze entlang der Strecke sind schon belegt. „Seit Tagen campieren Fans der Tour in und um Annecy“, sagt Chenu – vor allem die Plätze entlang der Zieleinfahrt sind begehrt. Chenu schätzt, dass fast 100 000 Besucher heute entlang der Strecke stehen werden. „Sie kommen aus Deutschland, Belgien und aus ganz Frankreich. Die Hotels sind alle ausgebucht.“

Einer der Radsport-Fans aus Deutschland ist Thomas Bauske. Mit einer zehnten Klasse war der Lehrer bis Freitag noch auf einer Klassenfahrt in Berlin. Gleich danach ging es für ihn nach Annecy – in acht Stunden Nachtfahrt. „Zur hundertsten Tour ein solches Rennen in Annecy erleben zu können ist einmalig.“ Manchmal sei er eben„ein bisschen verrückt“ und nehme solche Strapazen gerne auf sich. Doch wie stellt sich eine 50.000-Einwohner-Stadt auf den großen Besucheransturm ein?

Von 9 Uhr bis 15 Uhr sind heute viele Straßen in Annecy gesperrt. In der Stadt geht dann fast nichts mehr. Im Internet können sich die Besucher über die gesperrten Straßen informieren. Für die Zuschauer stehen allerdings kostenlose Shuttlebusse bereit. Nach dem Massenstart in Annecy können sie mit den Bussen nach Quintal fahren. Hier beginnt der schwere Anstieg auf den Semnoz. Auch Chenu wird nach dem Start in Annecy zwischen Quintal und Semnoz an der Strecke stehen. Denn es sind vor allem die schweren Anstiege, die die Faszination der Tour de France ausmachen.

„Es ist schön, dass gerade zur hundertsten Tour de France die ganze Welt auf Annecy blickt“, sagt Chenu. Das letzte Mal gastierte die Tour im Jahre 2009 in der Partnerstadt, damals wegen eines Einzelzeitfahrens. Das entschied vor vier Jahren Alberto Contador für sich. Der Spanier ist dieses Jahr der stärkste Verfolger des Spitzenreiters Chris Froome.

Foto: Archiv

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