Bayreutherin verabschiedet sich mit einem Sieg im WM-Kampf vom Publikum in der Oberfrankenhalle Emotionaler Abschied von Kickbox-Legende Christine Theiss

Von Moritz Kircher
Kickboxen Steko´s Fight Night in der Oberfrankenhalle in Bayreuth: Christine Theiss verabschiedet sich mit einem Sieg gegen Olga Stavrova von ihren Fans in der Oberfrankenhalle. Foto: Peter Kolb Foto: red

Was für ein Abschied von ihren treuen Fans in der vollbesetzten Oberfrankenhalle: Im letzten Kampf ihrer Karriere eroberte Christine Theiss (33) den WKU-Weltmeistergürtel im Kickboxen zurück. Ihre Gegnerin war keine Geringere als die Russin Olga Stavrova (26), die der Bayreutherin im Juni den ersten K.O. nach sechs Jahren ohne Niederlage verpasst hatte. Über zehn Runden lieferten sich beide einen harten Fight, den Theiss am Ende nach Punkten knapp für sich entschied. Dann flossen die Tränen.

 
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23.20 Uhr. In der Oberfrankenhalle wird es dunkel. Alle Scheinwerfer sind auf Christine Theiss gerichtet, die als Herausforderin als erste in den Ring steigen muss. Eine ungewohnte Rolle. "Altes Fieber" von den Toten Hosen dröhnt zum Einmarsch aus den Lautsprechern. Das Kampfieber hat auch Theiss gepackt. Fast wirkt sie in ihrem 40., ihrem letzten Profikampf etwas nervös. Ganz anders ihre Kontrahentin. Stavrova marschiert mit versteinerter Mine zum Ring. Fokussiert. Im Ring noch die Hymnen, dann fliegen Fäuste und Füße.

Kämpferinnen umarmen sich

Zuerst sind es die von Olga Stavrova, die in den ersten drei Runden die aktivere der beiden Kickboxerinnen ist. Doch nach und nach übernimmt Christine Theiss das Kommando im Ring, legt ihre Nervosität ab und hält die kleiner gewachsene Russin mit überlegener Reichweite auf Distanz. Immer wieder ist es nun die Bayreutherin, die die klaren Treffer setzt und somit am Ende verdient nach Punkten gewinnt.

Schon bevor die Glocke zur letzten Runde schlägt, umarmen sich die beiden Kämpferinnen. Eine schöne Geste des Respekts vor dem atemberaubenden Tempo, das die beiden zuvor gegangen waren. Und auch nach dem Schlussgong fallen sich beide völlig erschöpft in die Arme.

"Ich kann das gar nicht glauben"

Theiss kämpft schon vor der Urteilsverkündung mit den Tränen. Es sollte der einzige Kampf bleiben, den sie an diesem bewegenden Abend verliert. Denn dann kommt das Ergebnis. Die drei Kampfrichter entscheiden mit 99:98 und zweimal 99:96 für Theiss. Das Bayreuther Publikum ist schon lange aufgestanden und feiert seine "Chrissie" mit frenetischem Jubel. Theiss ist wieder Weltmeisterin.

"Ich kann das gar nicht glauben", sagt sie mit bebender Stimme. "Das ist ein wirklich toller Abschluss." Die Heldin dreht eine Ehrenrunde im Ring. In jeder Ringecke steigt sie auf die Seile, reckt die Fäuste und lässt sich vom Publikum feiern. Keiner hat die Halle bis jetzt verlassen. Alle wollen sich von der lebenden Kickbox-Legende Christine Theiss gebührend verabschieden.

Noch im Ring erfährt sie von WKU-Präsident Klaus Nonnemacher, dass eine Hall of Fame des Kickboxens gegründet wurde. Und sie, Christine Theiss, ist die erste Kämpferin, die darin aufgenommen wird.

Während des Kampfes angespannt in der Ringecke, ist ihr Trainer Mladen Steko kurz danach schon wieder zum Scherzen aufgelegt: "Jetzt kann sie in Rente gehen." Und man merkt es seiner über das ganze Gesicht strahlenden Kämpferin an, welche Last gerade von ihren Schultern abfällt. "Ich hab das noch nie gehabt, dass mich ein Kampf so sehr beschäftigt hat, ein halbes Jahr lang."

Doch jetzt ist die Revanche gegen Olga Stavrova geglückt. Und Christine Theiss konnte sich im Konfetti-Regen der Oberfrankenhalle als strahlende Weltmeisterin aus ihrem "Wohnzimmer" von ihren Fans verabschieden.

Foto: Kolb

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