Theiss kämpft schon vor der Urteilsverkündung mit den Tränen. Es sollte der einzige Kampf bleiben, den sie an diesem bewegenden Abend verliert. Denn dann kommt das Ergebnis. Die drei Kampfrichter entscheiden mit 99:98 und zweimal 99:96 für Theiss. Das Bayreuther Publikum ist schon lange aufgestanden und feiert seine "Chrissie" mit frenetischem Jubel. Theiss ist wieder Weltmeisterin.
"Ich kann das gar nicht glauben", sagt sie mit bebender Stimme. "Das ist ein wirklich toller Abschluss." Die Heldin dreht eine Ehrenrunde im Ring. In jeder Ringecke steigt sie auf die Seile, reckt die Fäuste und lässt sich vom Publikum feiern. Keiner hat die Halle bis jetzt verlassen. Alle wollen sich von der lebenden Kickbox-Legende Christine Theiss gebührend verabschieden.
Noch im Ring erfährt sie von WKU-Präsident Klaus Nonnemacher, dass eine Hall of Fame des Kickboxens gegründet wurde. Und sie, Christine Theiss, ist die erste Kämpferin, die darin aufgenommen wird.
Während des Kampfes angespannt in der Ringecke, ist ihr Trainer Mladen Steko kurz danach schon wieder zum Scherzen aufgelegt: "Jetzt kann sie in Rente gehen." Und man merkt es seiner über das ganze Gesicht strahlenden Kämpferin an, welche Last gerade von ihren Schultern abfällt. "Ich hab das noch nie gehabt, dass mich ein Kampf so sehr beschäftigt hat, ein halbes Jahr lang."
Doch jetzt ist die Revanche gegen Olga Stavrova geglückt. Und Christine Theiss konnte sich im Konfetti-Regen der Oberfrankenhalle als strahlende Weltmeisterin aus ihrem "Wohnzimmer" von ihren Fans verabschieden.
Foto: Kolb