Bayreuther wird zum US-College-Star

Von Christian Dotterweich
Schon im Trikot des FSV Bayreuth hat Felix Angerer Durchsetzungsvermögen bewiesen. In den Vereinigten Staaten hat der 21-jährige Stürmer den Durchbruch zum erfolgreichen College-Fußballer geschafft. Foto: Archiv/Peter Kolb Foto: red

Studieren und semi-professionell Fußball spielen – in Deutschland gab es für den Bayreuther Abiturienten Felix Angerer keine Chance, sich diesen Traum zu erfüllen. Die Alternative lautete: USA. Dort kickt und büffelt der 21-jährige ehemalige Stürmer des Bezirksligisten FSV Bayreuth seit zweieinhalb Jahren. Und das überaus erfolgreich.

 
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„Ich wollte schon immer mal in die Staaten. Meine beiden Brüder Maximilian und Alexander waren während ihrer Gymnasialzeit schon begeistert von den Highschools in den USA und Kanada.“ Im August 2013 nahm der heute 21-Jährige sein Studium im Fach Finanzmanagement am College in Washington DC auf: Dort spielte er mit seiner Uni-Mannschaft in der Division 1, der höchsten College-Liga, gegen Teams im ganzen Land.

Aber wie zieht man ein Ticket zum Studieren und Fußball spielen in den Vereinigten Staaten? „Entweder man schickt ein Video an die Trainer der Unis, oder man wartet bis die amerikanischen Übungsleiter nach Deutschland kommen.“ Felix Angerer wählte die zweite Option. Er fand heraus, dass die amerikanischen College-Trainer einmal im Jahr in Deutschland auf Talentsuche gehen. In Frankfurt stellte sich der damals 18-jährige Stürmer vor – und bekam auf Anhieb fünf Angebote. Angerer: „Ich habe mich dann entschieden, in eine Großstadt zu ziehen, nach Washington DC.“

Angerer anfangs mit ausbaufähigem Englisch

So landete der schlaksige 1,90 Meter-Mann als so genannter Freshman, als Neuling, bei den Firebirds an der University of the District of Columbia. Der Start verlief allerdings überaus holprig: „Mein Englisch war mehr als ausbaufähig, als ich in die Staaten ging“, erinnert sich Felix Angerer an die ersten Schritte auf dem fremden Terrain.

„Man versteht das Grundsätzliche und kann sich gerade so unterhalten, wenn der Gesprächspartner auf dich Rücksicht nimmt und extra langsam redet.“ Aber um den Studieninhalten folgen zu können, gehöre schon noch etwas mehr dazu. „Mir ist schnell aufgefallen, wie klein mein englischer Wortschatz eigentlich ist, wenn man da in einer Vorlesung sitzt – und nichts versteht.“

Dank der Unterstützung seiner Mannschaftskameraden verbesserte er sich aber schnell. Nach zwei Monaten war die Sprachbarriere überwunden. „Mittlerweile“, so fügt er hinzu, „kann ich natürlich perfekt Englisch“.

Sechs Tore in der Premieren-Saison

Angerer akklimatisierte sich auch sportlich sehr schnell. 2013 absolvierte der Stürmer alle 16 Partien und stand 15 Mal in der Startformation. Seine Ausbeute: sechs Tore und vier Vorlagen. Trainiert wird täglich, während der Saison wird mittwochs und samstags gespielt. „Zwischen den Saisons haben wir zweimal Training am Tag, wechselweise im Fitnessstudio und am Fußballplatz.“

Uni-Wechsel nach zwei Jahren

Noch besser lief es für den Bayreuther in der darauffolgenden Saison: In 17 Partien erzielte er acht Tore und lieferte sieben Vorlagen. Der Lohn seiner Leistungen: Er wurde in die Liga- und auch in die Regionalauswahl gewählt. Die guten Vorstellungen des Deutschen blieben auch den Scouts der anderen Colleges nicht verborgen. „Ich habe meine Uni nach zwei Jahren gewechselt, weil ich so gute Leistungen gebracht habe, dass mich eine Top-30-Uni der Division 1 wollte, die akademisch auch noch besser ist als meine alte Uni“, blickt Felix Angerer zurück und ist überzeugt: „Der Trainerstab hier an der West Virginia University und die Einrichtungen sind auf dem Level eines Zweit- oder Dritt-Liga-Vereins in Deutschland.“

Sein neuer Trainer Marlon LeBlanc hält große Stück auf seinen Stürmer: „Felix ist groß und eine Macht in der Luft. Er ist ein ständiger Unruheherd im Sturmzentrum“, schrieb der Coach kürzlich auf der unieigenen Homepage. Seit acht Monaten wohnt der 21-Jährige jetzt in Morgantown, einer 30 000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat West Virginia mit riesigem Campus für Zehntausende Studenten.

Hoher Bekanntheitsgrad

„Wenn du hier ein Sportler an der Uni bist, kennt dich jeder“, schwärmt Angerer, dessen Spielerpass immer noch beim FSV Bayreuth liegt. „Du hast eine Ausnahmestellung, und jeder will mit dir befreundet sein. Jeder fragt dich, wie die Saison läuft. Außerdem leben hier 90 Prozent aller Studenten direkt am Campus, das heißt, hier geht es immer ziemlich gut ab.“

Im dritten Jahr ist Angerer nun „Junior“, im vierten und letzten College-Jahr wird er „Senior“. Dann will er seinen Bachelor machen. Vier Jahre studieren und Fußball spielen zu können, verdankt er seinem Talent, denn ohne ein Stipendium („Ich habe eines, das 90 Prozent der Kosten deckt“) müsste er 35 000 Dollar pro Jahr für Studiengebühren und Wohnung zahlen. Felix Angerer bekommt aber sogar 2000 Dollar pro Semester zur freien Verfügung!

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