Bayreuther Rektor begrüßt BLLV-Vorstoß für Modellversuch – Kultusministerium: Spielraum gibt es schon jetzt Schulbeginn erst um neun

Von Peter Rauscher
Müde im Unterrich? Der Lehrerverband BLLV schlägt vor, einen späteren Unterrichtsbeginn auszuprobieren. Foto: Jens Büttner/dpa Foto: red

Morgens länger schlafen – welcher Schüler wünscht sich das nicht? Ein späterer Schulbeginn in Bayern sollte zumindest ausprobiert werden, fordert jetzt der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV). Rechtlich ginge das jetzt schon, sagt das Bayerische Kultusministerium.

 
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Für einen Modellversuch, den Unterricht erst um neun Uhr zu beginnen, plädiert BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. „Wir haben durch die Ganztagsschule eh eine veränderte Zeitstruktur“, sagte Fleischmann dem Sender Antenne Bayern.

Leistungstief am Morgen

„Gegen einen solchen Versuch spricht in meinen Augen nichts“, sagt Manfred Riedel, Rektor der Albert-Schweitzer-Mittelschule in Bayreuth. „Wir merken ja, dass die Schüler um 8 Uhr noch ein Leistungstief haben, das um 9 Uhr überwunden ist.“ Wenn der Lernerfolg durch einen späteren Schulbeginn besser sei, wäre das begrüßenswert, sagt Riedel.

Dann auch später Schluss

An seiner Schule lernen derzeit rund 300 Schüler, etwa 100 in der gebundenen Ganztagsschule. Für sie dauert der Unterricht von 7.55 Uhr bis 12.55 Uhr und nach der Mittagspause bis 15.40 Uhr. „Wenn wir später beginnen würden, müsste der Unterricht natürlich auch eine Stunde später um 16.40 Uhr enden“, sagt Riedel. Aber der Trend gehe ohnehin in Richtung Ganztagsschule.

Würden sich auch die Lehrer freuen, wenn sie am Morgen eine Stunde länger schlafen könnten? „Das spielt keine Rolle“, sagt Riedel und verweist darauf, dass in anderen Berufen Arbeitsbeginn zum Beispiel um 6 Uhr ganz normal sei. Um an einem Modellversuch, wenn er denn kommen sollte, teilzunehmen, sei allerdings die Zustimmung von Elternbeirat und Schulfamilie nötig. Und die Busse müssten anders fahren, das sei ein erheblicher Aufwand.

Schulordnung flexibel

Wenn sich Eltern, Schulfamilie und Sachaufwandsträger einig sind, könnte der Unterricht schon jetzt etwas später beginnen, sagt Ludwig Unger, Sprecher des Bayerischen Kultusministeriums, auf Kurier-Anfrage. In den Schulordnungen für Grund- und Mittelschule heiße es, „der Unterricht soll um 8 Uhr beginnen, nicht muss“, sagt Unger. In der Praxis beginne der Unterricht bei manchen Schulen um 7.30 Uhr, bei anderen wie zum Beispiel der Grundschule in Wiesenthau (Landkreis Forchheim) erst um 8.30 Uhr. Ob auch ein Schulbeginn um 9 Uhr rechtlich möglich wäre, will Unger nicht ausschließen.

Neue Betreuungsmodelle nötig

Für 8 Uhr spreche aber, dass viele Eltern zwischen 7 Und 8 Uhr zu ihrer Arbeitsstelle müssten und ein späterer Unterrichtsbeginn für sie belastend sein könne, sagt Unger. BLLV-Chefin Fleischmann hatte als Modell ins Gespräch gebracht, zwischen 7 und 9 Uhr ein Ankommensphase und am Nachmittag eine Nachbetreuung einzurichten. „Dann brauchen Sie aber neue Betreuungsmodelle“, wandte Unger ein. Allen könne man es nicht Recht machen, manche Kinder seien Frühaufsteher und am Morgen fit, andere nicht. Fleischmann hatte auf Studien verwiesen, nach denen ein späterer Schulbeginn vor allem für Jugendliche wegen deren Biorhythmus günstiger wäre. „Ich glaube, dass man gut daran täte, das kritisch zu reflektieren und vielleicht je nach Region, je nach Schulart und je nach Altersgruppe an einzelnen Standorten andere Beginn- und Schlusszeiten zu diskutieren“, sagte Fleischmann. Ein Modellversuch darf nach ihrer Ansicht nicht von oben verordnet sein und müsse anschließend überprüft werden.

Zuvor hatte sich Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) für einen späteren Unterrichtsbeginn ausgesprochen. Viele Familien wünschten sich die Entschleunigung am Morgen, sagte sie dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. ⋌Mit Material von dpa

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