Bayreuther Professor zu Panama Papers

Von Elmar Schatz
Der Bayreuther Medienwissenschaftler Jochen Koubek gibt seine Einschätzung zu den Panama Papers. Foto: red Foto: red

Der Bayreuther Medienwissenschaftler Jochen Koubek erwartet von den Medien, dass sie die Panama Papers so aufbereiten, dass das ganze Ausmaß deutlich wird. Tausende Deutsche nutzen Briefkastenfirmen in Panama City, meldet die "Süddeutsche Zeitung". Werden nun Straftäter entlarvt?

 
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Herr Professor Koubek: Lassen sich die enthüllten Daten der Panama Papers Ihrer Ansicht nach dazu verwenden, Steuerhinterziehung und andere Straftaten aufzudecken?

Professor Jochen Koubek: Die Daten eines anonymen Whistleblowers sind keine gerichtsfesten Beweise, aber sie werden sicherlich die eine oder andere Spur aufzeigen, wo derartige Beweise zu finden sind.

Kann in Panama und auf den Jungferninseln weniger als im Fall Hoeneß auf Kooperation mit der Justiz gerechnet werden - wie sie in der Schweiz gegeben war?

Koubek: Panama ist ja nur das Epizentrum, von dem die Daten ausgehen. Die Kooperationsanforderungen sind gänzlich andere als im Fall Hoeneß, weil Informationen von den Vermittlern in den Herkunftsländern eingeholt werden müssten und eventuell auch in den Ländern, in denen die Firmen angemeldet wurden, darunter die Jungferninseln. Da wird sich wegducken wer kann.

Wie beurteilt der Medienwissenschaftler die Panama Papers: Wird damit so viel Druck erzeugt werden können, dass bloßgestellte Potentaten und hohe Politiker in ernste Schwierigkeiten geraten und am Ende stürzen?

Koubek: Das hängt von den Reaktionen in den jeweiligen Ländern ab. Der isländische Premier Gunnlaugsson ist derzeit ziemlich unter Druck - während in der Ukraine die Ermittlungen erst gar nicht aufgenommen werden sollen. Hier sind einerseits die Medien gefragt, die Daten so aufzubereiten, dass das Ausmaß den Bürgern deutlich wird. Diese sind dann andererseits in der Verantwortung, ihrem Unmut Ausdruck zu geben, insbesondere dort, wo die Justiz halbherzig oder gänzlich untätig bleibt.

Die Affäre ermöglicht auch einen internationalen Vergleich über das Verhältnis von Medien, Regierungen und Bürgern zu Themen wie Pressefreiheit, Rechtsstaatlichkeit und bürgerlicher Verantwortung. Was würde passieren, wenn deutsche Spitzenpolitiker oder Prominente in die Affäre verwickelt wären?

Koubek: So wie sich die Bundesregierung und Herr Schäuble derzeit zum Thema Steuerbetrug aus dem Fenster lehnen, würden da wohl Rücktritte und Strafverfahren fällig, nicht zuletzt, um die eigene Entschlossenheit zu demonstrieren. Was sich tatsächlich ändern wird, bleibt abzuwarten.

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