Bayreuther Markus Schmied arbeitet an Gemeinschaftskunstwerk mit Friedenstauben für Donezk

Von Michael Weiser
Markus Schmidt mit seiner Friedenstaube für Donezk. Foto: Harbach Foto: red

Kunst für den Frieden: Der Bayreuther Markus Schmidt hat eine Taube geschmiedet, die in Donezk landen soll - wenn denn irgendwann einmal die Waffen schweigen.  

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die alten Griechen erzählten einander noch die Sage, wie Hephaistos, Gott der Schmiedekunst, in einem Netz aus Draht den Kriegsgott Ares einfing. Vielleicht empfinden sich die Schmiede wegen der Großtat ihres Schutzgottes als Friedensbotschafter. Vielleicht ist es aber auch so, dass sie als Handwerker in Zeiten, da Rüstungsschmieden längst riesige Fabriken sind, Gefallen an einer anderen Rolle gefunden haben: Schwerter in Pflugscharen zu verwandeln.

Etwas für den Frieden will auch Markus Schmidt tun, 46 Jahre alt, ein Schmied in Bayreuth. Zumindest ein Zeichen möchte er setzen, eine Hoffnung ausdrücken, dass der Konflikt in der Ukraine „vielleicht endlich mal aufhört“.

Als Handwerker ist er eine seltene Erscheinung. Denn es gibt nicht mehr viele Schmiede – oder Metallgestalter, wie sie heute heißen. Rund 500 sind es vielleicht in Deutschland, ein kleiner Kreis, in dem sich Neuigkeiten schnell herumsprechen. So wie der Aufruf eines Schmieds aus Donezk. Schmiede seien Botschafter des Friedens“, schrieb da Viktor Burduk im Online-Magazin „Hephaistos“, und Tauben seien das Symbol des Friedens. Deshalb, so Burduk: „Schickt Symbole des Friedens in unser Land. Sendet uns geschmiedete Tauben. Lasst sie fliegen von überall auf der Welt und lasst sie landen in unserem Park der geschmiedeten Figuren.“

Schmidt machte sich Gedanken, schaute „a weng im Internet“, machte Entwürfe. Dann stellte er sich in seine Werkstatt, „einen halben, dreiviertelten Tag lang“, und fügte Eisen zusammen, Rund- und Flacheisen, zu einer Figur, die ungefähr so groß ist wie ein Essteller: Eine Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel, die Fittiche gespreizt, es sieht so aus, als sei sie gerade im Landeanflug. Demnächst wird er seine Plastik nach Oberbayern schicken, wo ein Kollege gerade die Eisenvögel für den Export in die Ukraine sammelt. Zwanzig, dreißig habe man schon beisammen, sagt Peter Elgaß, einer der Mitorganisatoren.

Burduk ist eine Berühmtheit in Schmiedekreisen. Er ist Taubenzüchter, Schmied und Gründer des Skulpturenparks in Donezk, des „Parks der geschmiedeten Figuren“. Seine Werkstatt wurde in den Kämpfen um Donezk schwer beschädigt. Wenn dereinst die Waffen schweigen, will er sie wieder aufbauen. Und dann all die Tauben aus aller Welt zu einem neuen Kunstwerk vereinen, vielleicht auf einem geschmiedeten Baum.

Dass es bis dahin möglicherweise noch lange dauern wird, das weiß auch Schmidt. „Das wird im nächsten halben Jahr kaum passieren“, sagt er. „Wenn man hört, wie das zur Zeit gerade in Donezk zugeht...“

 

Bilder