Bayreuther entdeckt höchste Bäume Afrikas

Von Marie-Christine Fischer

Der Fund ist nur „Beifang“ und doch eine kleine Sensation: Quasi zufällig hat die Forschungsgruppe um Andreas Hemp vom Lehrstuhl für Pflanzensystematik an der Universität Bayreuth in Tansania die höchsten Bäume Afrikas entdeckt.

 
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In den Tälern unterhalb des Bergwaldes am südlichen Fuß des Kilimandscharo ist es feucht und warm, „wie im Treibhaus“. Das Gelände ist sehr steil. Um an Entandrophragma excelsum heranzukommen, mussten Andreas Hemp und seine Mitarbeiter sich an Lianen die rutschigen Hänge hinaufhangeln und Wasserfälle überwinden. „Das Gebiet ist schwer zugänglich, das kann man wirklich sagen.“ Die Bäume gehören zu den Mahagonigewächsen. Einen deutschen Namen haben sie nicht, „noch nicht mal einen englischen“. Nicht allzu verwunderlich also, dass es bis ins Jahr 2016 gedauert hat, bis jemand feststellte: das sind die höchsten (bekannten) Bäume Afrikas.

Über 80 Meter hoch

Hemp und sein Team haben mit Lasertechnik gemessen. Die zehn größten Exemplare, die sie fanden, waren zwischen 59 und 81 Meter hoch. Ein „Zufallsfund“, sagt Hemp. Denn die Forschergruppe um ihn - in wechselnder Besetzung bestehend aus Biologen, Geologen, Klimaforschern, Botanikern und Zoologen - sammelt seit 2010 am Kilimandscharo Daten aller Art: über Pflanzen, Tiere, den Boden, das Klima. Ziel ist, eine Datenbank aufzubauen und die Einflüsse des globalen Wandels auf die Artenvielfalt in der Region nachvollziehen zu können.

 

Zum Vergleich: Die Rekordhalter der fünf Kontinente und Deutschlands. Quelle: monumentaltrees.com
 

Feldforschung statt Schreibtisch

Hemp, 58 Jahre alt, „halb Berliner, halb Mittelfranke“, hat in Bayreuth promoviert und am Lehrstuhl für Pflanzensystematik einen Lehrauftrag und einen Schreibtisch. Aber den hat er in den vergangenen Jahren selten gesehen. Seine Forschung finanziert die Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Hälfte bis drei Viertel des Jahres leben Hemp und seine Frau - einer Zoologin, die ihn während des Gesprächs per Skype immer mal wieder korrigiert - bei Moshi im Nordosten Tansanias, „zwischen Bananen- und Kaffeeplantagen“.

In Afrika verliebt

Vor 25 Jahren kam das Paar über ein Forschungsprojekt nach Afrika - und nicht mehr so recht weg. „Wer einmal hierher kommt, verliebt sich entweder, oder er hasst Afrika. Für uns war klar, dass wir wiederkommen“, sagt Hemp.

Nur wenige Botaniker teilen Hemps Faszination für die Region am Fuß des „Kili“, wie er den höchsten Bergs Afrikas nennt. „Der Kilimandscharo ist bei Botanikern nicht mehr in Mode. Die denken, es gibt dort nichts mehr zu entdecken.“ Ein Irrglaube. Nicht nur, dass Hemp die höchsten Bäume Afrikas gefunden hat. Er hat auch eine Art erstmals beschrieben. Seit einem Jahr hat sie einen Namen: Garcinia tanzaniensis, ein Baum, der zu den Johanniskrautgewächsen gehört.

Artenreichtum bedroht

Eine Schattenseite gibt es dann doch: Das artenreiche Gebiet ist bedroht. Die Bevölkerung wächst, Wälder werden in Agrarflächen umgewandelt, Bäume illegal gefällt. Hemp versucht, „die Menschen wachzurütteln“, arbeitet dabei eng mit der Kirche zusammen, die in Tansania viel Gehör findet. Er hat schon den Bischof und dessen Sekretär zu den Riesenbäumen geführt - Bäuchlein und körperlicher Fitness der Herren zum Trotz. „Sie waren begeistert“, erzählt er.

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