Feldforschung statt Schreibtisch
Hemp, 58 Jahre alt, „halb Berliner, halb Mittelfranke“, hat in Bayreuth promoviert und am Lehrstuhl für Pflanzensystematik einen Lehrauftrag und einen Schreibtisch. Aber den hat er in den vergangenen Jahren selten gesehen. Seine Forschung finanziert die Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Hälfte bis drei Viertel des Jahres leben Hemp und seine Frau - einer Zoologin, die ihn während des Gesprächs per Skype immer mal wieder korrigiert - bei Moshi im Nordosten Tansanias, „zwischen Bananen- und Kaffeeplantagen“.
In Afrika verliebt
Vor 25 Jahren kam das Paar über ein Forschungsprojekt nach Afrika - und nicht mehr so recht weg. „Wer einmal hierher kommt, verliebt sich entweder, oder er hasst Afrika. Für uns war klar, dass wir wiederkommen“, sagt Hemp.
Nur wenige Botaniker teilen Hemps Faszination für die Region am Fuß des „Kili“, wie er den höchsten Bergs Afrikas nennt. „Der Kilimandscharo ist bei Botanikern nicht mehr in Mode. Die denken, es gibt dort nichts mehr zu entdecken.“ Ein Irrglaube. Nicht nur, dass Hemp die höchsten Bäume Afrikas gefunden hat. Er hat auch eine Art erstmals beschrieben. Seit einem Jahr hat sie einen Namen: Garcinia tanzaniensis, ein Baum, der zu den Johanniskrautgewächsen gehört.
Artenreichtum bedroht
Eine Schattenseite gibt es dann doch: Das artenreiche Gebiet ist bedroht. Die Bevölkerung wächst, Wälder werden in Agrarflächen umgewandelt, Bäume illegal gefällt. Hemp versucht, „die Menschen wachzurütteln“, arbeitet dabei eng mit der Kirche zusammen, die in Tansania viel Gehör findet. Er hat schon den Bischof und dessen Sekretär zu den Riesenbäumen geführt - Bäuchlein und körperlicher Fitness der Herren zum Trotz. „Sie waren begeistert“, erzählt er.