Balanceakt für die Kleinen Zwischen Schule und Zirkuszelt: Strammes Programm für die Kinder im „Voyage“

Susanne Schumann

BAYREUTH. Ein rauschendes Leben zwischen glitzernden Kostümen, fliegenden Artisten und tanzenden Elefanten: Träumt nicht jedes Kind davon, selbst mal in so eine bunte Zirkuswelt zu tauchen? Dabei haben es Zirkuskinder in der Realität nicht immer nur leicht.

 
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Es passt gerade mal ein Schreibtisch in den Waggon, in dem der Unterricht stattfindet. Heute besetzen ihn die zwei Drittklässler Leon Spindler und Menni Von der Gathen. Die beiden anderen Schüler sitzen an kleinen Höckerchen neben der Tafel. Auch wenn es eng ist, weiß die 13-jährige Alicia Spindler ihre kleine Zirkusschule zu schätzen. Für zwei Jahre ist sie in staatliche Schulen gegangen. „In der ersten Stunde habe ich immer erzählt, was ich mache und wo ich herkomme. Danach wurde ich gefragt, was ich in der letzten Schule gelernt habe. Und dann sollte ich meistens irgendetwas ausmalen“, sagt sie.

Jede Woche eine andere Stadt, eine andere Schule, ein anderer Lehrplan. Schlechte Bedingungen, um zu lernen. Deshalb hat der Zirkus Voyage seit sechs Jahren ein mobiles Klassenzimmer. Knapp zehn Quadratmeter, direkt am Eingang rechts neben der Kasse. Lehrerin beim Voyage ist Monica Berger. Seit 2008 unterrichtet sie die Kinder der Zirkusfamilien. Englisch, Mathe, Deutsch, Religion und was man sonst noch lernt in der Schule. 

Wagner in Bayreuth

In Bayreuth steht zur Abwechslung Wagner auf dem Plan. Den Großteil der Schulmaterialien stellt eine Schule für Zirkuskinder in Nordrhein-Westfalen. Im Internet machen die vier Kinder aus dem Zirkus Voyage regelmäßig Hausaufgaben, die dann in Nordrhein-Westfalen korrigiert und benotet werden. Zeugnisse und Lernberichte schreibt aber Monica Berger.

Viermal die Woche hat die Klasse Unterricht, jeweils für dreieinhalb Stunden von acht bis halb zwölf. Leo Spindler nervt die Schule: „Früh aufstehen macht keinen Spaß.“ Besonders wenn man als Kind erst gegen 11 Uhr abends ins Bett kommt.

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