Bayreuth und Annecy: Wie eine lange Ehe

Von Andrea Pauly

Das Jubiläumsjahr der Freundschaft zwischen Annecy und Bayreuth neigt sich dem Ende zu. Es war ein gutes, erfolgreiches Jahr, sagt Monique Neumann, Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Bayreuth. Aber mit der Jumelage sei es wie in einer langen Ehe: "Die ursprüngliche Neugierde aufeinander ist nicht mehr da."

 
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Sie blickt mit großer Zufriedenheit auf das Festjahr zurück. Gerade die Kombination aus Festjahr und Landesgartenschau, wo Annecy einen eigenen Garten präsentierte, habe zu vielen Sonderveranstaltungen geführt. Der Ball auf der Seebühne am französischen Nationalfeiertag mit Künstlern aus Annecy sei besonders gut angekommen. "Das war ganz sicher einer der Höhepunkte."

Französinnen tanzen auch ohne Herren

Für sie persönlich war der Ball der Stadt einer der schönsten Termine im Festjahr. "Ich habe mich selten so gut amüsiert wie bei diesem Ball", sagt sie. "Das war typisch französisch." Besonders gern erinnert sie sich daran, dass die Französinnen aus der Partnerschaftskommission sich nicht davon abhalten ließen, allein zu tanzen - also ohne männliche Begleitung. "Das hat es so beim Ball der Stadt noch nicht gegeben, zumindest nicht im Großen Haus", sagt sie.

Das Geld hat gereicht

Der Ball der Stadt war auch nach Angaben von Rainer Sack aus dem Hauptamt der Stadt Bayreuth ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr. Das Programm hatte am 5. Januar mit einer Ausstellung mit Plakaten zum Seefest begonnen. Abschluss war ein musikalischer Abend am Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. Der Kostenrahmen für die Feierlichkeiten wurde nach Sacks Angaben eingehalten: Sowohl die Stadt Bayreuth als auch Annecy hatten jeweils 20.000 Euro für das Festjahr bereitgestellt.

Überschattet von Attentaten in Berlin und Nizza

Die Stimmung sei zwar bei allen offiziellen Veranstaltungen harmonisch gewesen - aber auch überschattet vom Terror. Die Attentate in Nizza und Berlin machten die Freunde aus Deutschland und Frankreich gleichermaßen betroffen - gerade weil es die persönlichen Freundschaften gibt, weil "die Franzosen" und "die Deutschen" für die Menschen, die die Partnerschaft mit Leben füllen, nicht ein abstraktes Volk sind, sondern Gesichter, Namen und Charaktere. "Die schrecklichen Ereignisse werfen einen Schatten. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass die Menschen sich einschüchtern lassen", sagt Monique Neumann.

Die Politik braucht die Freundschaften

Die private Intiative ist aus ihrer Sicht das Entscheidende, um die Partnerschaft zwischen Bayreuth und Annecy lebendig zu halten. Die alten Freundschaften brauchen die Politik nicht unbedingt, um fortzubestehen - aber der offizielle Rahmen braucht die Freundschaften. "Wer das privat unterstützt, zieht einen ganzen Trupp mit sich. Und daran sind auch von politischer Seite Menschen interessiert."

Mehr Frische für die alte Freundschaft

Dass die Städtepartnerschaft ein bisschen abgestumpft ist, sei normal. "Es gibt Ansatzpunkte, die ausbaufähig sind, um die langjährige Freundschaft ein bisschen auffrischen. Aber es ist wie eine lange Ehe: Die ursprüngliche Neugierde aufeinander ist nicht mehr da. Das ist ganz klar."

Lebkuchen in Annecy verkauft

Mit neuen Aktionen und Ideen soll diese Neugierde wieder geweckt werden. So ist eine Delegation mit Lebkuchen, Stollen und Plätzchen beim Weihnachtsmarkt in Anney vertreten gewesen. "In einer Stunde war alles weg", sagt Monique Neumann erfreut. "Die Neugierde der Franzosen auf fränkische Bräuche und Sitten war groß. Das war ein Novum, aber sicher nicht das letzte Mal."

Außerdem hofft Neumann, dass über die Jugendlichen in beiden Städten neue Impulse entstehen. Konzerte in Annecy, Projektwochen oder eine Filmdokumentation gab es während des Jubiläumsjahres. "Das war erfolgreich." 

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