Vor dem Bayreuther Kino Cineplex stehen drei Studenten mit Plakaten, auf denen unter anderem „Söder: Gottkomplex wie einst Seehofer“ oder „Bayerns Energiepolitik: Zukunftsfähig wie eine Gaspipeline aus Russland“ zu lesen ist. Demgegenüber einige Polizisten, die den gesamten Bereich rund um den Eingang abschirmen. Der Grund: Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, ist auf seiner Kino-Wahlkampftour und macht dabei auch Halt in Bayreuth. Im größten Kinosaal des Cineplex sitzt er ganz vorne und unterhält sich locker mit seinem Gegenüber, dem Fernsehmoderator Ralf Exel. Dabei wird er sehr privat und erzählt einiges über seine Kindheit, die Eltern und eben seinen Werdegang als Politiker  –  ganz im Sinne der Veranstaltungsreihe „Söder persönlich“.
Wenn er mal loslegt, dann gibt es kein Halten mehr und vor allem: kein Ende. Gefühlt hätte er wohl die knapp 400 Leute im Kinosaal auch allein unterhalten können, doch man stellte ihm eben einen Moderator zur Seite. So wirkt es zeitweilig, als Söder auf seine professionell charmante Art und Weise aus dem Nähkästchen plaudert. Die wenigen Fragen, die der Moderator stellt, hätte man auch streichen können. Doch auch ein Ministerpräsident muss wohl mal Luft holen und zwischendurch etwas trinken. Und damit dann keine absolute Stille im Saal herrscht, übernimmt Ralf Exel für wenige Sekunden. Den beiden gegenüber sitzen nicht nur Söder-Fans oder interessierte Bayreuther, sondern auch regionale Größen, die sich gerne die bunt erzählte Lebensgeschichte Söders anhören wollen. Darunter Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) oder die Bundestagsabgeordnete Silke Launert (CSU). Aber auch ein Überraschungsgast. Reiner Haseloff, Ministerpräsident aus Sachsen-Anhalt, sitzt mit seinem Enkel, der an der Bayreuther Universität studiert, in der ersten Reihe.
Damit es zum Thema und der Örtlichkeit passt, startet Söder mit einem Einblick in sein filmisches Fachwissen. Denn wenn er über die Vergangenheit schwelgt, dann erinnert er sich gerne an die vielen Kinofilme, die er als junger Nürnberger besuchte. „Für mich kam das Kinoerlebnis schlechthin, als ich ungefähr in der fünften Klasse war: Star Wars.“ Das Problem? Söder war angeblich zu der Zeit nicht unbedingt der beste Schüler und seine Mutter forderte in seiner nächsten Englisch-Schulaufgabe mindestens eine Zwei ein. „Ich hatte eine Zwei minus und so begann die Liebesgeschichte zwischen mir und Star Wars.“
Der Dreh – Söders Lebensweg und Erinnerungen mit Szenen aus bekannten Filmen zu vergleichen – zieht sich durch den ganzen Abend, was den Zuhörern zu gefallen scheint und immer wieder für schallendes Gelächter im Saal sorgt.
Dass das Duo aber auch außerhalb der vorgegebenen Geschichts-Vorlage miteinander agieren kann, zeigt sich beim aktuellen Thema rund um die Wahlrechtsreform. Ralf Exel spielt Söder den Ball zu und spricht ihn auf die Bundestagsentscheidung an, durch die der angewachsene Bundestag dauerhaft schrumpfen soll.
 Das Problem dabei: Nun könnte ein Bewerber zwar seinen Wahlkreis direkt gewinnen, aber trotzdem nicht in den Bundestag einziehen. „Das ist schon eine krasse Nummer“, platzte es aus Söder heraus. „Der Bundestag wurde um etwa 100 Abgeordnete verkleinert. Parallel dazu wurden zweihundert neue Super-Beamte von der jetzigen Regierung neu eingestellt – teurer als Bundestagsabgeordnete. Wenn wir jetzt anfangen, Demokraten durch Bürokraten zu ersetzen, dann ist das nicht mein Verständnis für Demokratie.“
Es ginge ihm darum, dass derjenige, der die meisten Stimmern erhält, auch gewählt wird. „Dieses Prinzip gilt jetzt nicht mehr. Stell dir vor, es ist Wahl, aber dein Ergebnis interessiert niemanden“, sprudelt es aus ihm heraus. „Ich sag es schon lange. Diese Ampel-Regierung denkt Norddeutsch, ist gegen Bayern und möchte den Wohlstand komplett anders verteilen.“ Für diese – vom wahrscheinlich vorhandenen Skript seiner Kinotour – abweichende Ansicht des Ministerpräsidenten gab es dann auch regen Beifall.
Trotz der emotionalen Kurzansprache schafften es Söder und Exel dann aber auch, den Fokus wieder nur auf den Ministerpräsidenten zu lenken. So geht es auch noch darum, warum er Hunde so sehr liebt, wie er auf seine Kostümideen zur Fastnacht in Franken kommt, warum er heute noch hinter den Entscheidungen und Regelungen zur Corona-Pandemie steht und natürlich um seinen religiösen Glauben.
Rund zwei Stunden dauern Söders Einblicke in seine Persönlichkeit und seine eigene Vergangenheit. Wobei er es sich am Ende auch nicht nehmen lässt, auf die anstehende Wahl am 8. Oktober hinzuweisen und dabei betont, dass er doch der einzige Kandidat sei, der aus dem „schönen Franken kommt“.