Essen und Lübeck buhlen um Bayreuther Medizin-Koryphäe Prof. Dr. Nagel vor dem Absprung aus Bayreuth?

Gert-Dieter Meier
 Foto: red

BAYREUTH. Kehrt Eckhard Nagel, seit 1999 Professor am Lehrstuhl für Medizinmanagment und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bayreuth, Oberfranken den Rücken?

 
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Fakt ist: Nagel hat derzeit zwei hochinteressante Jobangebote vorliegen – eines aus Essen, eines aus Lübeck. Dem Kurier sagte Nagel, gestern am Telefon: „Noch ist nichts entschieden“. Nagel ist ein vielgefragter Wissenschaftler und Top-Mediziner. Neben seiner Lehrstuhltätigkeit in Bayreuth – der Bayreuther Lehrstuhl für Medizinmanagment und Gesundheitswissenschaften zählt längst zur europäischen Spitze – ist er Mitglied im Nationalen Ethikrat Deutschlands – der auch die Bundeskanzlerin berät –, aktuell auch evangelischer Präsident des Ökumenischen Kirchentages in München und obendrein  Chefarzt am Klinikum Augsburg. Schließlich fungiert er als Aufsichtsratsmitglied am Essener Universitätsklinikum. Und aus Essen dringt nun auch die Kunde nach Bayreuth, dass Nagel noch in diesem Jahr Chef des dortigen Klinikums mit rund 550 Mitarbeitern werde. Das Internetportal „Der Westen“ (WAZ-Gruppe) vermeldet, dass der derzeitige Ärztliche Direktor in Essen, Gerald Holtmann, nach nur dreijähriger Amtszeit seinen Posten räume und zurück nach Australien gehe. Und die Nachfolgefrage schon entschieden sei – Nagel soll’s werden! Aufsichtsratschef Jochen Melchior setzt jedenfalls große Hoffnungen in den Personalwechsel: „Mit Nagel können wir das Uniklinikum in die Europäische Spitzenliga führen. Nagel ist ein absoluter Glücksfall“, so Melchior laut „Der Westen“.

Alles also in schon trockenen Tüchern? „Nein“, beteuerte Nagel gestern in einer Pause beim Münchner Kirchentages per Telefon dem Kurier. Zwar sei er in Essen gewählt worden, er aber habe sich noch nicht entschieden. Zudem läge ihm vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, mit den Standorten Kiel und Lübeck eines der größten europäischen Zentren für medizinische Versorgung (70 Kliniken und Institute leisten, rund 1500 Ärzte und 3600 Pflegekräfte) ein weiterer Ruf vor. Wie Nagel dem Kurier erläuterte, sei die Universität Bayreuth über die Rufe, die ihn ereilten, informiert: „Der Präsident hat mir gratuliert, will aber weiter mit mir verhandeln“. Und auch Nagel selbst ist wohl an diesen Verhandlungen interessiert, „weil ich mich in Bayreuth ausgesprochen wohl fühle“. Mit einer schnellen Entscheidung ist nicht zu rechnen. Üblicherweise ziehen sich Berufungsverfahren an Hochschulen über mehrere Monate, manchmal sogar Jahre hin. Allerdings scheint im Falle Nagel eine gewisse Eile geboten. Denn das Essener Uniklinikum drängt. Und „Der Westen“ meldet schon heute: „Nagel wird voraussichtlich im Herbst sein Amt antreten.“ Aber vielleicht bleibt er ja doch in Bayreuth ...

Foto: dpa

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