Bayreuth Präsidentenwechsel im Verwaltungsgericht

Manfred Scherer
Innenminister Joachim Herrmann verabschiedete Thomas Boese (links) und führte Thomas Weber ins Amt des Verwaltungsgerichtspräsidenten ein. Foto: sche/Manfred Scherer

Das Verwaltungsgericht in Bayreuth bekommt einen neuen Präsidenten. Thomas Weber löst Thomas Boese ab. Der Wechsel wurde feierlich vollzogen – von Innenminister Joachim Herrmann.

 
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Der äußere Rahmen war schmuck – der Landrätesaal im Gebäude der Regierung von Oberfranken ist mutmaßlich der schönste Saal in Oberfranken. Und angemessen: Denn die Regierung ist die oberste Verwaltungsebene im Bezirk. In ihr arbeiten viele Juristen, aus ihr kommen viele Juristen – zu den Ämtern, zum Verwaltungsgericht. So auch Thomas Boese und sein Nachfolger Thomas Weber. Beide waren im Lauf ihres Berufslebens unter anderem bei der Regierung tätig.

Thomas Boese war seit dem Jahr 2011 Präsident des kleinsten bayerischen Verwaltungsgerichts. Wenn es nach den Worten von Innenminister Joachim Herrmann geht, ist das Bayreuther Gericht aber das feinste.

Das meinte auch Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz: Unter Präsident Boese habe das VG Bayreuth „Rechtsgeschichte geschrieben“, vor allem zu Fragen des kommunalen Verwaltungsrechts, sagte sie.

Der Minister bezeichnete vor zahlreichen Ehrengästen Boeses Amtszeit als eine „Ära“. Boese habe das Gericht mit Umsicht, Geschick und Freundlichkeit geführt und dabei einige große Herausforderungen gemeistert. Ab den Jahren 2014/2015 seien die Asylbewerberzahlen derart „gewaltig“ in die Höhe geschnellt, dass auf die Verwaltungsgerichte eine massive Anzahl an Asylverfahren zukam. Die Aufgabe sei auch deshalb erledigt worden, weil bayernweit 141 neue Stellen geschaffen worden seien. Am Bayreuth VG sei die Anzahl der Gerichts-Kammern von fünf auf zehn aufgestockt worden. Das Gericht bekam 2019 ein modernes Nebengebäude in Modulbauweise. Die Zeit der Corona-Pandemie nannte Herrmann als weitere Herausforderung für das Gericht – in dieser Zeit sei die Digitalisierung des Gerichts selbst forciert worden, um die Rechtsprechung aufrecht zu erhalten. Und: Die Grundrechtseingriffe während der Pandemie hätten dem Verwaltungsgericht einen 15-prozentigen Zuwachs an Verfahren beschert.

Thomas Boese sagte, seit 2015 habe das VG Bayreuth rund 18 000 Asylverfahren bearbeitet. Mit hörbarem Stolz verwies er auf die juristische Kompetenz seines Gerichts: Fünf ehemalige Bayreuther Verwaltungsrichter seien derzeit beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig tätig.

Ganz ohne Sorgen gehe er nicht in den Ruhestand: Das Gerichtsgebäude, das sich im 1751 fertiggestellten Meyern’schen Palais in der Friedrichstraße 16 befindet, sei in einem Zustand, dass es „dringenden Handlungsbedarf“ gebe. Seit zehn Jahren gehe eine Renovierungsplanung „nur im Schneckentempo“ voran. Boese nahm von seiner Kritik ausdrücklich das Innenministerium aus – die Immobilienverwaltung des Freistaats und die Bauverwaltung seien „nicht immer ein Quell reiner Freude“.

Boeses Nachfolger Thomas Weber wurde 1978 in Sonnberg in der damaligen DDR geboren. Nach der Wende kam er ans Gymnasium in Coburg, dann zum Jurastudium nach Bayreuth, wie sein Amtsvorgänger. Weber ist seit 2019 am Verwaltungsgericht.

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