New And For Sale und We Are The Planet begeistern im Glashaus

Lena Neher
 Foto: red

BAYREUTH. Noch nicht mal halb elf, und doch ist das Glashaus so gut gefüllt, dass man sich nur noch mit Mühe hineindrängelt. Schon die ersten Klänge der Vorband New And For Sale lassen das Publikum aufhorchen. Wow, was ist das?

 
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Die dichten Schläge des Drummers fordern konsequent den Takt ein, eine Kuhglocke schellt dumpf im Hintergrund, Elektrogefrickel mal hier, mal dort, geschickte Finger an Bass und Gitarre. Ganz vorne auf der Bühne umklammert eine im Beat zappelnde Gestalt selbstbewusst das Mikrofon. Präsent, von Anfang an; der Sound der fünf Münchner – zwischen Blues und Elektropop – kommt an.

Bei We Are The Planet passt alles

Die Stimme von Sänger Cody Runner zieht in ihren Bann. Zwischen rauen, tiefen und dann wieder falsettartig gehauchten Tönen oszilliert sie, fast verschwindet sie unterm Klangteppich der Instrumente. Der Exzentriker trifft nicht jede Note, lang gezogene Töne presst er so schräg hinaus, dass seine Halsschlagader vor Anstrengung gefährlich anschwillt. Doch gerade diese Unvollkommenheit scheint das Interessante zu sein. „So meine Damen und Herren, haben Sie Lust, sich zu bewegen? Wir versuchen, die passende Musik zu spielen. Herr Schlagzeuger, bitte zählen Sie ein“, bellt der Frontsänger ins Mikro. Gesagt. Getan. Der Beat des Schlagzeugers wird immer treibender, energischer und fordert ein, was ihm zusteht: eine tanzende Menge.

Erschüttern werden sie die Musikszene nicht, ist ihr Sound doch in erster Linie ein Mix aus Altbekanntem. Potenzial haben diese furchtlosen und spielfreudigen Jungs von New And For Sale aber allemal.

Uni-Open-Air und Kneipenfestival sind abgehakt, Berlin haben sie besucht, nun geben We Are The Planet dem Glashaus als Hauptakt endlich die erste Kostprobe ihres mit Postrock und Elektropop gespickten Indierocks. Musikalisch sind die vier Klasse, sie verstehen ihr Handwerk, jeden Griff, jeden Schlag, jeden Ton, jeden Einsatz. Es stimmt einfach alles, die Songs sind nahezu perfekt einstudiert; bisweilen klingt das glatt.

Das Publikum feiert den energetischen Sound, tanzt, klatscht, kreischt, lauscht gebannt. Immer wieder ist das Publikum starr vor Begeisterung angesichts des gewaltigen Sounds. Schlagzeuger Tom Stapelfeld traktiert seine Drums in einem minutenlangen Solo, Sänger Nico Nitt multipliziert die Schläge auf seiner kleinen Trommel, zweistimmiger Gesang vereinigt sich mit dem rohen Klang und formt ein fast schon übersinnlich wirkendes Klangerlebnis.

Potenzial, auf jeden Fall

Im nächsten Moment die Ernüchterung. We Are The Planet könnten einfach fortfahren und fließend in den nächsten Song übergehen. Stattdessen reißt eine Ansage des Sängers den Zuschauer aus der Trance. Weniger wäre mehr: weniger erzählen, danken, nachfragen. Dennoch viel Beifall, eine besondere Zugabe: We Are The Planet spielen noch einmal „Utopia Matters“. Mit dieser Zugabe erreicht die Stimmung den Höhepunkt, man verschreibt sich für wenige ekstatische Minuten nur der Musik. Schluss. Aus. Vorbei. Da wäre er, der richtige Zeitpunkt zum Gehen. Andererseits ... Nach einer weiteren Zugabe übernehmen die Zündfunk-DJs Achim 60 Bogdahn und Tobias Ruhland. Kuriose Musikauswahl, ausgelassene Party.

Foto: Gradl