Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Bayreuth Jugendliche Musik-Elite Bayerns

BAYREUTH. Christina Knorz sprach mit Rüdiger Schwarz, Vorsitzender des Landesausschusses des Wettbewerbs „Jugend musiziert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Spannung steigt: Von heute bis Montag stellen sich zirka 860 jugendliche Musiker im Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Bayreuth. Christina Knorz sprach mit Rüdiger Schwarz, Vorsitzender des Landesausschusses.

Frage: Bayreuth ist zum fünften Mal Schauplatz des Landeswettbewerbs?Rüdiger Schwarz: Ja. In Bayreuth trifft sich an diesem Wochenende die musikalisch Elite aus ganz Bayern. Ich denke, man kann ein erstaunlich hohes Niveau erwarten.

Frage: Böse Zungen könnten behaupten, dass da ein paar Kinder mitmachen, die ganz hübsch Flöte spielen. Aber ist „Jugend musiziert“ nicht ein Schritt in die Professionalisierung?Schwarz: Absolut. Vor allem die Teilnehmer, die mit ersten Preisen zum Bundeswettbewerb weiterkommen sind wirklich so dicht dran am professionellen Bereich, dass man das zuweilen gar nicht unterscheiden kann. Das sagen auch Juroren mit langer Berufserfahrung: Was die jungen Leute heute bei Wettbewerben spielen, mussten sie früher als Abschlussprüfung an den Hochschulen machen. In den letzten 20 Jahren ist das Niveau bei den Jugendlichen rapide gestiegen.Frage: Sie sind ja bereits seit 27 Jahren Vorsitzender des Landesausschusses. Wie groß ist der Niveau-Unterschied zwischen damals und heute?Schwarz: Deutlich. Was heute bereits die 13-, 14-, 15-jährigen auf ihren Instrumenten leisten, hätten wir uns vor 20 Jahren nicht träumen lassen.Frage: Worauf führen Sie das zurück?Schwarz: Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen wird sehr viel früher angefangen. Dann ist das musikpädagogische Spektrum sehr breit gestreut, es gibt sehr viel mehr Musikschulen. Ein Schlüsseldatum war 1987 als Tarifverträge für Musikschullehrer an Musikschulen geschlossen worden sind. Von dem Zeitpunkt an hatten die Lehrkräfte ein festes Arbeitsverhältnis und die hohe Fluktuation blieb aus. So ist eine Kontinuität in den Musikunterricht eingetreten. Von da an stieg das Niveau kontinuierlich, dass man sich heute fragt: Wohin soll es noch gehen?Frage: Worin genau werden die Schüler besser, in der Musikalität oder Technik?Schwarz: Das technische Niveau steigt mehr als das musikalische. Das hängt natürlich auch mit dem Alter zusammen. Ein 13-Jähriger kann eine Mozart-Sonate in rasantem Tempo runterrasseln, aber der musikalische Inhalt, der Ausdruck wächst erst mit der allgemeinen Entwicklung eines Menschen. Die Leistung auf diesem Gebiet kann man natürlich nicht mit einem ausgebildeten Musiker vergleichen, aber das verlangen wir ja auch gar nicht.Frage: Können Sie ein Beispiel geben, was zum Beispiel ein Cellist vor 20 Jahren gespielt hat, beziehungsweise eben nicht?Schwarz: Vor drei Jahren hatten wir einen jungen Cellisten im Bundeswettbewerb, der das Cello-Konzert von Schostakowitsch gespielt hat, ein ausgesprochen schwieriges Werk, an das sich nur ausgefuchste Profis heranwagen. Der 16-Jährige hat das in einer unglaublichen Brillanz gespielt.Frage: Dieses Jahr gibt es zum ersten Mal die Wertung im Bereich Pop-Gesang. Warum?Schwarz: Die bayerischen Vertreter waren eigentlich gegen diese Wertung. Gemeinsam mit Thüringen standen wir gegen alle anderen Bundesländer, die uns überstimmt haben. Es hat heftige Diskussionen gegeben. An uns herangetreten sind die Pop-Leute selbst. Das bisweilen fragwürdige Niveau im Pop-Bereich wollten sie durch die Teilnahme am Wettbewerb anheben. Wir haben am Ende gesagt, dass wir mitmachen. Wenn es in allen Bundesländern stattfindet, dann auch in Bayern.Frage: Warum waren Sie dagegen?Schwarz: Wir verstehen von der Materie nichts. Wir kommen alle aus dem rein klassischen Bereich. Wir haben nichts gegen Pop-Musik, aber wir wollten nicht in ein bestehendes System etwas aufnehmen, von dem wir nichts verstehen. Unter dem Aspekt, dass wir helfen können, dass im Pop-Bereich ein gewisses Niveau stattfindet, sind wir natürlich bereit, mitzuarbeiten. Wir haben natürlich versucht, den Leuten ein bisschen Qualität abzufordern. Sie müssen ein eigen komponiertes Lied singen und sie müssen sich selbst am Klavier dazu begleiten können. Sie müssen also auch musikalische Voraussetzungen mitbringen und nicht einfach ins Mikrofon trällern, wie es in Schulkonzerten Gang und Gäbe ist. Sondern es werden Anforderungen an sie gestellt. Das ist, denke ich, der einzig richtige Weg und dann hat Pop-Gesang durchaus seine Berechtigung bei „Jugend musiziert“.Frage: Was wünschen Sie sich für die jungen Musiker?Schwarz: Es wäre wünschenswert, dass ein ganz großer Teil von ihnen ihre Instrumente so gut beherrscht, dass es ein ganz befriedigender Freizeitausgleich ist. Wir werden natürlich auch oft bei Wettbewerben gefragt, ob sie Musik studieren sollten. Das ist eine sehr heikle Frage, um die wir uns gerne herumdrücken. Es ist schwierig jungen Musikern zum Berufsstand des Musikers zu raten. Dauernd werden Orchester gestrichen, Opernhäuser geschlossen, es bewerben sich bei den großen Kulturorchestern so immens viele gute Musiker. Wenn wir im Laienmusikbereich gute Leute haben, haben wir eigentlich sehr viel erreicht. Auf der anderen Seite hat die Beschäftigung mit einem Instrument auch Bedeutung für die allgemeine Bildung. Man ist von Jugend auf gewohnt, an einer Sache zu arbeiten. Oder aufeinander zu hören. Das Erlernen eines Instrumentes führt über den musikalischen in den sozialen Bereich und deshalb machen wir eine Arbeit, die nicht nur der Musik, sondern auch den Heranwachsenden dient.

Am Dienstag, 30. März, 18 Uhr findet das Preisträgerkonzert in der Stadthalle Bayreuth statt.

Autor