Mit Vorurteilen wie dem oben genannten hatte IdA seit ihrem Bestehen im Jahre 1991 noch nie zu kämpfen. Eher mit Nachbarn, die sich gestört fühlten durch Lärmbelästigung, die durch anliefernde Lastwagen oder bei offen stehenden Türen und Fenstern durch die Maschinen entstand. „Es war und ist eben ein Problem, dass wir, wenn auch am Rand, in einem reinen Wohngebiet angesiedelt sind“, sagt Werkstattleiter Klaus Eisenstein. Doch mittlerweile sei der Missklang zwischen Nachbarn und IdA durch ein einvernehmliches Miteinander ersetzt worden. Bei Sommerfesten feiern Anwohner und IdA-Mitarbeiter mittlerweile miteinander.

Es ist ein Haus mit viel Flair, betont Eisenstein, in dem insgesamt 52 Mitarbeiter, darunter 22 in der Verwaltung, arbeiten. Den Flair erklärt der Werkstattleiter mit dem umgebenden Grün dank der Randbebauung, den kleinen Gruppenräumen und der heimeligen und ruhigen Umgebung, die sich deutlich von der Lage der zweiten Niederlassung im Industriegebiet unterscheide. Es ist aber auch und besonders ein seltenes Detail, das den 1981 von einem Cellobauer errichteten Bau deutlich von anderen Gewebebetrieben unterscheidet: Von einer der Werkstätten im ersten Stockwerk führt eine Treppe auf eine Empore, die als Speiseraum dient. Die Holztreppe, die der Bauherr einbauen ließ, stammt ursprünglich aus dem Coburger Raum und war im 17. Jahrhundert errichtet worden.

Moderner geht es es in den Werkstätten zu. Hier fertigen insgesamt 30 Menschen mit psychischer Behinderung verschiedene Produkte. Den größten Raum nimmt die Holzwerkstatt ein. Es gibt aber auch eine Montagegruppe sowie einen Büroservice. Dort werden Visitenkarten gedruckt, Weihnachtskarten hergestellt und Mailings für Kunden versandt. Dieser noch junge Bereich ist noch längst nicht ausgelastet. „Wir haben hier noch Kapazitäten“, sagt Eisenstein. In der Montageabteilung werden Kartonagen für heimische Firmen aufgestellt, bis zu sechs Millionen Unicef-Karten im Jahr verpackt und elektronische Teile sortiert.

Den breitesten Raum nimmt jedoch die Holzwerkstatt mit ihrer großen Angebotspalette ein. In erster Linie werden hier Serienaufträge für einen Porzellanhersteller und einen Wohnmobilproduzenten hergestellt. Aber auch Möbel, Einzelstücke zumeist, produzieren die Werkstattmitarbeiter unter fachmännischer Anleitung. „Wir produzieren qualitativ hochwertige Produkte“, sagt Eisenstein, „die preiswert sind, aber nicht billig, da wir hochwertige Materialien verwenden.“ Rund 90 Prozent der Aufträge erteilen Industriekunden, zehn Prozent sind private Aufträge. Produziert werden aber auch kleinere Stücke wie Holzrahmen oder Schreibtischunterlagen, die unter anderem im Kircheneck verkauft werden.

IdA gibt Menschen einen Arbeitsplatz, die sich auf dem ersten Arbeitsmarkt schwer tun. „Es sind gut ausgebildete Mitarbeiter darunter“, sagt Eisenstein, Akademiker ebenso wie Handwerksmeister. Eine psychische Erkrankung hat sie aus der Bahn geworfen. Viele pendeln über Jahre zwischen Behandlung und Alltag, rutschen ab, sind auf Grundsicherung oder Hartz IV angewiesen. IdA kann zwar keine regulären Löhne zahlen, aber genug für ein ausreichendes Einkommen, das ein lebenswertes Dasein garantiert. Wichtig aber ist in erster Linie der soziale Auftrag, den die Werkstätte für psychisch kranke Menschen erfüllt. Sie finden wieder zurück in einen normalen Alltag, haben einen strukturierten Tagesablauf und fühlen sich, besonders wichtig, wieder gebraucht. Die Fluktuation der Mitarbeiter, die mit durchschnittlich 32 Jahren zu IdA kommen, ist entsprechend gering.

IdA bringt auch großen Unternehmen einen Vorteil. Vergeben sie Aufträge an anerkannte Werkstätten, müssen sie nicht die gesetzlichen Voraussetzungen, fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit behinderten Menschen zu besetzen, erfüllen und sparen sich somit die Ausgleichsabgaben.