Am Anfang der geradezu aufklärerischen Geschichte über den Bayreuther Klüngel steht das, was wohl viele Parteigänger in allen Parteien machen. Sie wenden sich vertrauensvoll an ihre Partei, wenn sie Hilfe brauchen.

So auch Lothar Huttarsch, Autohändler aus Bayreuth, der gerne seine Liegenschaft in der TheodorSchmidt-Straße einer neuen Nutzung zuführen möchte. Dazu hat er das Pegnitzer Planungsbüro „plan und form projektservice“ beauftragt. Die sollten Möglichkeiten einer Nutzungsänderung planen, um dort eventuell eine Spielhalle, ein Kinderbekleidungsgeschäft und anderen Einzelhandel zu etablieren.

Die Stadtverwaltung aber lehnte dies ab, eine Nutzungsänderung komme nicht infrage. Da soll Huttarsch als CSU-Mitglied an seine Partei herangetreten sein und gebeten haben, dass man ihm nachhelfe, die Verwaltung umzustimmen. Er bestreitet dies energisch, die Fraktion aber weiß es besser: Huttarsch habe dies definitiv versucht. Und die Partei gibt zu: Man habe ihm auch zu helfen versprochen.

Doch dann blieb die Verwaltung bei ihrem kategorischen Nein. Die Ratlosigkeit aber hielt nicht lange an, schließlich kann sich ein Ausschuss ja mehrheitlich über die Verwaltung hinwegsetzen. Also bat man in der gemeinsamen CSU/BT-go-Fraktion den noch unerfahrenen Oliver Gerhards von BT go (das ist die Stadtrat-Filiale der CSU), die möglichen Möglichkeiten auszuloten, eine Mehrheit für Lothar Huttarsch herzustellen.

Fleißiger Lobbyist

Und Gerhards lotete fleißig aus, was er auch bestätigt. Dann aber machte er eine Dummheit. Seine Einschätzungen und ein Detail über die nicht öffentliche Bauausschusssitzung teilte er nach eigener Darstellung dem Planungsbüro „plan und form“ mit, namentlich und per E-Mail Uwe Fuhrmann (siehe dazu auch unten stehenden Bericht nebst Faksimile). Fuhrmann bestreitet den Empfang vehement. Doch dann soll das Pegnitzer Büro seinen Kunden Huttarsch mit den vertraulichen Informationen versorgt haben. Dies wiederum bestreiten Fuhrmann und Huttarsch, welcher aber auch nicht erklären kann, warum er mit eben diesen Informationen kurz darauf die CSU unter Druck zu setzen versucht haben soll. Huttarsch bestreitet natürlich auch, dem Fraktionsvorsitzenden Dr. Junk gedroht zu haben, mit den vertraulichen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen, um damit Gerhards und seine Fraktion wegen Fehlverhaltens öffentlich an den Pranger zu stellen. Was auch deshalb pikant ist, weil CSU-Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl erst vor kurzem die Verletzung von Vertraulichkeiten aus nichtöffentlichen Sitzungen gerügt und Stadträten sogar mit Klage gedroht hatte.

Junk räumt im Übrigen ein unerfreuliches Gespräch mit dem Autohändler ein, an dessen Ende er Huttarsch klar signalisiert habe, dass sich die Fraktion nicht mehr für ihn einsetzen werde. Und so wurde das Umnutzungsersuchen auch mit allen CSU-Stimmen im Bauausschuss abgelehnt. Heute hat Huttarsch bei der CSU stark an Sympathie eingebüßt. Zumal die Geschichte mittlerweile die Öffentlichkeit erreicht hat. Mehrere Stadträte sind im Besitz der Informationen, die Süddeutsche Zeitung recherchiert ebenso wie Stern-TV.

Hinzu kommt noch, dass der Rechtsanwalt Gerhards einmal ein Mandat für „plan und form“ übernommen hat, wie er zugibt. Aber auch das bestreitet Fuhrmann und vor allem den daraus abzuleitenden Verdacht, sich damit den jungen Stadtrat und Anwalt gefügig gemacht zu haben. Doch in diesem Punkt handelte Gerhards immerhin besonnen: Er blieb der Bauausschusssitzung wegen möglicher Befangenheit fern.