„Kind! Dieser Tristan ist was furchtbares! Dieser letzte Akt!!! Ich fürchte, die Oper wird verboten – ...“, schrieb Richard Wagner an Mathilde Wesendonck. Aber nein, soweit ist es nicht gekommen. Seine Oper „Tristan und Isolde“ wurde und wird noch immer aufgeführt, gerade eben erst zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele 2009. Und genau der Schluss ist es, der so berührt: der Liebestod nämlich, die Qual der unerfüllten Liebe, ist ein zeitloses Thema, welches das Publikum der Gegenwart noch immer in seinen Bann zieht.

Inspirieren ließ sich auch die Studiobühne, die fast zeitgleich mit der Premiere am Grünen Hügel zu einer originellen „Langen Tristan-Nacht“ einlud. Obwohl die Plätze nicht alle ausverkauft waren, bekamen die Zuschauer eine spannende Mischung an Bearbeitungen des Tristan-Motivs präsentiert. Den Anfang machten Kurzgeschichten von Birgit Erwin (vorgetragen von Maria von Hochstetter-Pauli) und Jennifer Schreiner (gelesen von Michaela Schoberth), die beide im Sonderheft der Festspielnachrichten „Richards Kopfstand“, Verlag Ellwanger, erschienen sind. Bei dem „kleinen Festspiel am Rande des Hügels“, wie es Marieluise Müller eingangs formulierte, waren zudem Christa Bialas-Müller, Gabriela Paule und Jürgen Fickentscher in der szenischen Lesung von John Updikes „Vier Seiten einer Geschichte“ zu erleben.

Immer wieder drehte sich alles um die Liebe, die ersehnte, aber unerfüllte, die schmerzende, Leiden und Lust versprechende. Brennende Fragen, die sich Isolde Weißhand, welche Tristan nur wegen ihres Vornamens zur Frau genommen hatte, stellt: Hat er mich je geliebt oder immer nur sie? Warum hat er mir seine Liebe nur vorgetäuscht? Warum bin ich nicht sie? Die Liebe ist es, die die Figuren menschlich macht und verletzlich.

Unter der Leitung von Marieluise Müller schrieben Bayreuther Germanistik-Studenten die Collage „Die vergessenen Dienerinnen der Isolde“. König Marke (Hans Walter Bottenbruch) und Brangäne (Helga Tietz) treten auf, als das Schiff Tantris längst verlassen, die Katastrophe nach dem verwechselten Liebestrank schon eingetreten ist. Nur die Dienerinnen (Viktoria Hubai, Emiliya Juanova, Maria Langner, Carolin Lenk und Katharina Spengler) sind noch übrig und niemand hört ihr Wehklagen.

Den Abschluss des spannenden Abends bildete die Wiederaufnahme von Esther Vilars Psychothriller „Stundenplan einer Rache“ (Regie: Birgit Franz).