Die Kehrseite der Wasserkraft - 80 Prozent aller Fischarten bedroht

 Foto: red

BAYREUTH. Der Flussbericht für Bayern bestätigt knapp einem Viertel der Gewässer einen guten ökologischen Zustand. Doch laut Thomas Speierl von der Fachberatung für Fischerei im Bezirk Oberfranken geht es zumindest dem Rest der heimischen Gewässer schlecht. Eine große Mitschuld daran, gibt Speierl der verstärkten Nutzung der Wasserkraft.

 
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Es klappert die Mühle am rauschenden Bach – so idyllisch kann man sich die Wasserkraft nicht mehr vorstellen. Laut dem Wasserwirtschaftamt (WWA) Hof ist diese Energieform mit 15 Prozent der zweitgrößte Energieträger der öffentlichen Stromversorgung in Bayern. Anders als Wind- oder Sonnenergie ist die Wasserkraft eine eher konstante Quelle und vor allem wegen des Ausstiegs aus der Atomenergie gefragter als je zuvor, sagt der Behördenleiter Benno Strehler.

Die Kehrseite zeigt sich bei der Gewässerentwicklung, weiß der Bund Naturschutz (BN) in Bayern: Aufstau und Erwärmung des Fließgewässers, Verschlammung, Nährstoffmangel, Lebensraumbarrieren und Zerstückelung ganzer Fischschwärme in Turbinenanlagen, heißt es in einer Mitteilung des BN in Bayern zum Weltwassertag, der kürzlich begangen wurde.

Diese Entwicklung sieht auch Fischereiexperte Thomas Speierl vom Bezirk: „Oberfranken besitzt nach Schwaben die höchste Dichte an Wasserkraftanlagen in Bayern.“ Mit 61 Prozent hat Bayern sogar bundesweit die intensivste Nutzung der Wasserkraft, so Speierl.

Handlungsbedarf an allen größeren Fließgewässern

In Zahlen: Von deutschlandweit 7700 Großanlagen stehen 4250 in Bayern. Kleinstanlagen gebe es 3593, die 0,05 Prozent des bayerischen Stromverbrauchs abdecken. Aus wirtschaftlichen Gründen werden daher viele dieser kleinen Anlagen nun oft aufgegeben, sagt Petter Ille von der BN Kreisgruppe Bayreuth: „Dennoch haben wir an allen etwas größeren Fließgewässern in Oberfranken, an denen Wasserkraft betrieben wird, Handlungsbedarf.“ Als besonders schlimmes Hindernis für die heimischen Fische, nennt Ille das Kraftwerk am Main bei Viereth. Ein dahingegen gutes Beispiel stelle jenes am Roten Main oberhalb der Bodenmühlwand dar, bei dem schon gut auf die ökologische Vertretbarkeit geachtet werde.

„Fast alle Fischarten der Fließgewässer sind in Bayern bedroht oder verschwunden. Der Plan der Staatsregierung zum Bau weiterer Wasserkraftwerke ist daher ein ökologischer und energetischer Irrweg“, meint Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender des BN in Bayern.

Von einst 39 beheimateten Fischarten im bayerischen Maingebiet sind nun 28 in der Roten Liste der bedrohten Arten Bayerns, berichtet Thomas Speierl vom Bezirksfischereiverband Oberfranken. Im Maingebiet seien das vor allem Wanderfische wie Lachse, Meerforellen, Störe, Fluss- und Meerneunaugen. 81 Prozent aller Fischarten seien bedroht und somit seien Fische die gefährdetste Wirbeltiergruppe überhaupt, weiß Speierl.

Konkret seien die Fischbestände im Weißen Main, Roten Main, Main und der Ölschnitz mäßig bis unbefriedigend.

sabi/Foto: Lammel (Archiv)

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