„Die Stimmung in der Belegschaft ist nicht wirklich gut“, sagt Betriebsratschef Klaus-Dieter Gebhardt im Gespräch mit dem Kurier und atmet dabei tief durch – um sofort zu betonen: „Die Leute stehen zur Firma. Sie wollen weiter anpacken und helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen.“ Der Vertrieb habe sogar noch einen Großauftrag für eine Presse hereingeholt: „Von den Aufträgen her steht Burkhardt ja auch nicht schlecht da.“
Übernahmeverhandlungen laufenMomentan allerdings ist bei Burkhardt Betriebsurlaub. In der Gießerei und in einzelnen Abteilungen des Maschinenbaus werde die Arbeit am 2. Januar wieder aufgenommen, in den restlichen Betriebszweigen sei das für 9. Januar geplant, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Ulrich Graf mit. Er verhandelt weiter mit verschiedenen möglichen Investoren, kann aber noch keinen neuen Sachstand vermelden. Es gibt konkrete und dem Vernehmen nach mittlerweile zum Teil nachgebesserte Angebote für eine Komplettübernahme sowie für einzelne Unternehmensbereiche. Ulrich betont, sein Ziel sei es, die bestmögliche Lösung für das Unternehmen und seine Mitarbeiter zu erreichen. Allerdings steigt der Zeitdruck, denn Anfang Januar muss das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Nur bis dahin wird auch Insolvenzausfallgeld gezahlt.Deshalb hofft auch Betriebsrat Gebhardt, dass sich spätestens in der ersten Januarwoche endlich konkret etwas tut. Und er erinnert daran, dass die Belegschaft schon mehrere Krisen mitgemacht und seit 2001 „immer wieder Verzicht geübt hat – über Mehrarbeit, über den Verzicht auf Lohnerhöhungen und auf Urlaubsgeld“. Dem Insolvenzverwalter stellt er ein gutes Zeugnis aus: „Ich glaube, er tut wirklich alles, was ihm möglich ist. Außerdem sucht er das Gespräch mit uns und informiert uns immer möglichst zeitnah. Wir haben Vertrauen in ihn.“
Konkrete Entscheidungen fallen im neuen JahrNaturgemäß liegt dem Betriebsratschef vor allem die Zukunft seiner Kollegen am Herzen. Einige sind schon gegangen, weil sie neue Jobs bekommen haben. Andere haben entsprechende Angebote bekommen. „Man kann ihnen kaum verdenken, dass sie sich das anhören“, sagt Gebhardt, der selber 59 Jahre alt ist und damit das gleiche Problem hat, wie andere ältere Burkhardt-Beschäftigte: Finden sie im Fall der Fälle noch mal eine Stelle? Und doch ist dem Betriebsratschef auch ein Gedanke an die Jugend ganz wichtig: „Wir bilden selber rund 35 junge Leute aus, in der Verbundausbildung mit anderen Firmen sind es sogar rund 130. Auch das steht auf dem Spiel, auch das muss doch weiterlaufen.“ Die Entscheidung über all das wird wohl spätestens zu Beginn des neuen Jahres fallen. Foto: Harbach