Bayreuth: Bunter Umzug bei Sonne

Von Norbert Heimbeck
 Foto: red

Wenn Schlümpfe und Cowboys, Pinguine und Teufelchen den Ehrenhof vor dem Finanzamt bevölkern, feiert Bayreuth Fasching. Rund eineinhalb Stunden lang bewegt sich der Faschingszug mit gut zwei Dutzend Wagen, vielen Musikgruppen und Vereinen vom Volksfestplatz über die Richard-Wagner-Straße zum Stadtparkett.

 
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Um 13 Uhr formiert sich der Zug, nehmen Musiker und Garden Aufstellung, öffnen Helfer Kartons mit Bonbons und Konfetti, starten Fahrer die Motoren ihrer Lastwagen. Schon lange vorher haben sich vor der Villa Wahnfried Schaulustige versammelt. Viele sind kostümiert, noch mehr tragen Alltagskleidung. Da fallen zwei junge Leute auf, die knallrote Nikolausmützen auf dem Kopf haben. Die Kinder am Straßenrand zappeln herum: „Wann kommt endlich der Umzug?“

Im selbst gemachten Werwolf-Kostüm

Vor dieser Frage steht ein paar hundert Meter weiter auch Michael Angerer. Im rosafarbenen Sergeant-Pepper-Anzug moderiert er die Ankunft der Wagen in der Fußgängerzone. Hier, am Ehrenhof, stehen die Zuschauer in mehreren Reihen hintereinander, um auf den Umzug zu warten. Ganz vorne, an der Absperrung, steht Maxima Walter. Sie ist 14 Jahre alt und trägt einen zottelig-flauschigen Overall samt Kopfhaube: „Das ist ein Werwolf-Kostüm“, sagt sie. Ihre Mutter, die als Minion geschminkt ist, ergänzt: „Selbst gemacht.“ Schon klar, dass der schicke Pelz auch an Halloween zum Einsatz kommt. Maxima freut sich schon darauf, wenn der Umzug endlich ankommt: „Ich mag es, wenn Tüten mit Popcorn von den Wagen geworfen werden.“ Loisa Hacker hat es bequem: Sie muss nicht auf eigenen Beinen stehen, sondern sitzt auf dem Arm ihres Großvaters Wolfgang. Die Vierjährige hat Schmetterlingsflügel auf dem Rücken und einen Reif mit Fühlern auf dem Kopf. Ihre Eltern sind nicht kostümiert, gehen „dem Kind zuliebe“ zum Umzug. Entlang der Strecke wechselt das Bild: Neben schweigenden Gruppen sammeln sich Häuflein kostümierter Faschingsfans, die schunkeln, tanzen und singen. Von Langeweile zur Partystimmung ist es nur ein Schritt.

Neben humorlosen gibt es auch intelligenzbefreite Bayreuther: Schimpfend drängelt sich ein grauhaariger Mann auf seinem Fahrrad durch die Menge. Dass er in der Fußgängerzone auch bei weniger Betrieb schieben müsste, sieht er nicht ein.

Prinzenpaar und Supermänner

Angeführt wird der Umzug von einem Streifenwagen der Polizei, dahinter kommt die Ahorntaler Blasmusik, dann rollt schon das Auto des amtierenden Prinzenpaars Kim I. und Markus II. von den Mohrenwäschern vorbei. Die Alt-Bayreuther haben ihrer Gruppe ein Motto mitgegeben: „Zusammenhalt der ganzen Welt, Frieden ist, was uns gefällt.“ Die Feuerwehrkapelle Trockau gibt Antwort auf die Frage, wie viele Möglichkeiten gibt es, eine Zwergenmütze zu tragen? Riesenbeifall für die Bindlacher Mainnixen, die eine ganze Truppe von Superman-Darstellern auf die Straße schickt. Wer genau hinguckte, konnte erkennen, dass Landrat Hermann Hübner und Bürgermeister Gerald Kolb unterm Superhelden-Cape mitmarschierten. Auf den Wagen der Landjugend und der Mainwelle toben die Narren zur Partymusik, dass die Anhänger fast hüpfen. Schweigend zieht dagegen eine Gruppe mit einem Papp-Sarg vorüber: Mitarbeiter des „Nordbayerischen Kuriers“ weisen auf die geplanten Stellenkürzungen im Unternehmen hin.

Gut 90 Minuten dauert das Spektakel, dann ziehen die einen zurück zum Volksfestplatz, um dort noch mal richtig aufzudrehen. Andere – und das dürfte die Mehrzahl sein – lassen den Sonntag ruhig ausklingen.

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