160 zahlende und zweifellos auch selbstironische Fans sind gekommen, um selbst Teil der skurrilen, gut einstündigen Inszenierung zu werden. Und nichts deutet zunächst darauf hin, dass es sich hier nicht um den größten Fußballknaller seit dem legendären 1:0 der Gelb-schwarzen gegen Bayern München im Jahre 1980 handeln könnte. Es gibt aufwendig designte Eintrittskarten („Europaliga 2008/2009“), ein ausführliches Programm, Musik, gute Laune auf der Tribüne, zahlreiche Kamerateams und eine stattliche Meute an Fotografen. Mehr als bei jeder Bayernliga-Partie der Altstädter. Und sonst? Der Rasen ist schneebedeckt, der Rest des Stadionrunds menschenleer.Ganz klar: Hier wird an diesem Nachmittag weder ein Ruud van Nistelrooy auflaufen, noch ein Arjen Robben, noch irgend ein anderer namhafter Balltreter. Auf dem Spielfeld tut sich null, gar nichts. Alles spielt sich in der Fantasie der Besucher ab, denen Stadionsprecher Christian Höreth das mögliche Geschehen euphorisch und mit Herzblut schildert. Und mitreißen lassen sich die Schlachtenbummler auf den Rängen gerne. Von der ersten Minute an werden alle Fanchoräle abgespult, die das Repertoire hergibt.Ganz klar aber auch, dass man an diese Aktion mit dem nötigen Humor und Augenzwinkern herangehen muss. Aber ist es nicht besser, die Oldschdod-Fans geraten mit derart espritvollen Aktionen positiv in die Schlagzeilen? Negative Nachrichten über Krawalle in deutschen Stadien gibt es schon genug. Und festzuhalten ist, dass es sich hier um eine Initiative der Fans handelt, und nicht des Vereins SpVgg Bayreuth. „Flitzer“ auf dem SpielfeldFanbeauftragter Jens Nickl bringt es nach dem „Abpfiff“ – nicht zuletzt auch mit Blick auf etwaige, humorlose Kritiker – auf den Punkt: „Wir sind uns durchaus der Tatsache bewusst, dass man mit solch einer Aktion den Verein nicht retten kann.“ Vielmehr gehe es darum, überregional ein Medieninteresse zu erzeugen, um so auf einen „liebenswerten Club samt seiner verrückten Fans“ aufmerksam zu machen.Da passt es ins Bild, dass sich kurz nach der „Halbzeitpause“ zwei Anhänger hinreißen lassen und als „Flitzer“ das Spielfeld stürmen. Oben ohne, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Auch Ingo Walther, Publikumsliebling im Bayernligakader der Altstädter, ist begeistert vom Geisterspiel: „Als Spieler habe ich schon in vielen Partien eine gespenstische Stimmung im negativen Sinne erlebt, aber diese Aktion war wirklich klasse umgesetzt.“ Den schauspielerischen Qualitäten der Fans attestiert Ingo Walther „Festspielreife“.Der Erlös der außergewöhnlichen Samstagsnachmittagsunterhaltung – immerhin 1018 Euro – kommt dem Förderverein der SpVgg Bayreuth zugute. Als dessen Vertreter zeigt Stefan Kolb am Samstag ebenfalls zufrieden: „Dafür, dass die Aktion recht kurzfristig zustande kam, war die Resonanz absolut sensationell.“Die Situation des unter Insolvenzverwaltung stehenden Traditionsvereins sieht Kolb trotz aller Euphorie nüchtern-realistisch. Einen Sponsor zu finden, der in der jetzigen Situation auch für die erheblichen Altschulden des Vereins aufkomme, sei keine einfache Aufgabe. Förderverein und Wirtschaftsbeirat würden jedoch auch in der Winterpause keine Chance ungenutzt lassen, Gespräche zu führen und neue Konzepte vorzustellen.Ach ja: Die Oldschdod gewinnt das Geisterspiel übrigens mit 3:2. Nachdem das Team zur Halbzeit zunächst durch Gegentreffer von Raul und Robben mit 0:2 zurück liegt – so die blumig ausgeschmückte Erzählung von Christian Höreth – schafft man durch Tore von Ingo Walter und Matthias Heckenberger zunächst den Ausgleich. In der Nachspielzeit schließlich gelingt Marcel Mayr der erlösende Siegtreffer.Die wahren Gewinner des Nachmittags sind aber natürlich die Fans, die sich noch in vielen Jahren erzählen können, Teil dieser im wahrsten Sinne des Wortes einmaligen Aktion gewesen zu sein.