Equal Treatment bedeutet Gleichbehandlung – und genau diese fordert das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz seit 2004 ein. Zeitarbeiter und Stammbelegschaft sollen bezüglich der wesentlichen Arbeitsbedingungen gleich behandelt werden. Das Hintertürchen: Ein Abweichen von der Regelung war per Tarifvertrag möglich. In der Folge, sagt Kathrin Kohlmann, Niederlassungsleiterin von Manpower in Bayreuth, sei die Zahl der einschlägigen Tarifverträge geradezu ins Kraut geschossen. „Von denen haben einige ihre Namen wirklich nicht verdient“, so die Personalexpertin. „Die Ausnahme, die das Gesetz vorsieht, wurde zur Regel.“

Manpower rückt diese Schieflage jetzt gerade. Mit Hilfe eines Tochterunternehmens eröffnet der Personaldienstleister, der sich selbst den „Erfinder der Zeitarbeit“ nennt, seinen Kunden die Möglichkeit, zu wählen: Zeitarbeit, wie sie bisher üblich war. Oder neu: Equal Treatment.

Für die Mitarbeiter, die über dieses gleichberechtigte Modell beschäftigt werden, gelten die gleichen wesentlichen Arbeitsbedingungen wie für die Stammbeschäftigten des Kundenunternehmens. Zu diesen Gleichstellungsfaktoren zählen laut Experten das Gehalt, die Dauer und Lage der Arbeitszeit, Pausen, bezahlter Urlaub und arbeitsfreie Tage sowie Ordnung und Verhalten im Betrieb. Das Unternehmen kann zudem Arbeitsbedingungen – zum Beispiel betriebliche Sozial- und Freizeiteinrichtungen – ins Gespräch bringen, wenn sie ihm im Sinne des Betriebsfriedens wichtig sind. Viel juristischen Aufwand hat Manpower betrieben, um tatsächlich exakt auf den Punkt zu definieren, was gleiche Arbeitsbedingungen ausmacht.

Jetzt entscheidet der Markt: „Wie viele unserer Kundenunternehmen das Modell Equal Treatment nutzen werden, ist offen. Die Entscheidung liegt immer bei den Personalverantwortlichen. Manpower ist aber in der Lage, den Wunsch nach solch einem Modell zu erfüllen“, sagt Kathrin Kohlmann. Erste Gespräche, die sie mit oberfränkischen Kunden geführt hat, stimmen sie jedenfalls zuversichtlich. „Wir spüren, dass sich bei unseren Kunden ein Bewusstsein für dieses Thema durchsetzt.“

Impuls aus dem Markt

Tatsächlich kommt der Impuls für Equal Treatment aus dem Markt. Konzerne wie BMW oder EADS, so berichtet Kathrin Kohlmann, hatten Entlohnungsmodelle dieser Art eingefordert. Die Audi AG war mit ihrem Equal Pay gar vorneweg gefahren.

Dass Manpower Equal Treatment in die Geschäftsphilosophie und ins konkrete Angebot aufgenommen hat, hat einen weiteren, ganz pragmatischen Grund: „Fach- und Führungskräfte sind knapp“, sagt Kathrin Kohlmann. Die Guten, die Hochqualifizierten und die interessanten Mitarbeiter sind nicht mehr bereit, für 20 bis 30 Prozent unter Tarif zu arbeiten. „Die besten Leute würden wir anderweitig also gar nicht mehr bekommen“, sagt die Niederlassungsleiterin. „Der Markt ist jetzt reif für Equal Treatment.“

Die andere Seite der Medaille: Zeitarbeit zu gleichen Bedingungen wie sie das Stammpersonal hat, ist für viele Unternehmen, die die bis dato gängige Form einsetzen, erst einmal ein ungewohnter Gedanke. Die Motivation allerdings liegt nach Meinung der Manpower-Expertin auf der Hand. An der mit Zeitarbeit verbundenen Flexibilität ändert sich nichts. Gleichwohl eröffnet Equal Treatment dem Unternehmen die Aussicht darauf, einen Mitarbeiter aus der Zeitarbeit heraus zu übernehmen. Und: Firmen, die bislang aus Imagegründen auf die Flexibilität der Zeitarbeit verzichtet haben, verlieren jetzt ihre Scheu.