Bauern bitten Hundebesitzer um mehr Vorsicht Hundekot im Feld kann Kälber töten

Von Christina Knorz
Boby (8) zeigt, wie es geht: Hunde sollen in Wiesen und Feldern an der Leine geführt werden. Dass Boby nicht in die Wiese macht, darauf passt Tierwirt Winfried Plettke auf (links). Dann muss sich Rainer Prischenk auch nicht über Hundekot im Tierfutter ärgern, denn das kann die Kühe krank machen. Foto: Harbach Foto: red

Hunde kacken in das Futter, das Kühe fressen, deren Milch wir trinken. Landwirte in der Region ärgern sich über die Hinterlassenschaften von Hunden in ihren Feldern. Da ein durch Hunde übertragener Parasit für Kälber tödlich sein kann, bitten Landwirte Hundebesitzer um Umsicht.

 
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Der Leiter der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Rainer Prischenk (50) mag es, dass der Betrieb in der Stadt Bayreuth liegt. „Dadurch bekommen die Städter mit, was wir hier machen.“ Der Nachteil der Nähe ist, dass die Spaziergänger ihre Hunde laufenlassen. Mit den Hinterlassenschaften haben Landwirte im ganzen Kreis vor allem an beliebten Spazierstrecken zu kämpfen. Ob Hundekot im Futter für die Tiere, zerfetzte Plastiktüten von Hundekotbeuteln im Getriebe der Landmaschinen und Schäden am Mährwerk durch Stöcke, die Fiffi nicht zu Herrchen zurückgebracht hat. „Das alles ist sehr ärgerlich“, sagt Prischenk. Er könne seine Felder ja schlecht einzäunen. Es fehle den Hundebesitzern schlicht am Verständnis, dass es sich bei Feldern und Wiesen um „kostbares Futter“ und „Privatbesitz“ handele, außerdem sei es „einfach unhygienisch“. „Vielleicht überlegen Hundebesitzer nicht, dass ihr Hund in das Futter kackt, das hinterher die Kuh frisst, deren Milch sie dann trinken.“

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sieht keine Auswirkungen auf die Milch, wenn Kühe Futter mit Hundekot fressen. „Das wird im Vormagen des Rindes verdaut“, sagt eine Sprecherin. Der Parasit Neospora Caninum kann für die Tiere aber tatsächlich zum Problem werden.

Wenn Bauern über den krank machenden Erreger sprechen, nennen sie ihn Hundewurm. Ein Wurm ist er nicht. Sondern ein einzelliger Parasit, erklärt das LGL in Erlangen. Fehlgeburten bei Kühen und lebensschwache Kälber lassen sich auf den Parasiten zurückführen, bestätigt die LGL-Sprecherin. In Amerika wurde laut wissenschaftlicher Berichte aus den 90er Jahren der Parasit für bis zu 45 Prozent der Fehlgeburten bei Rindern verantwortlich gemacht. Das Landesamt in Erlangen untersuchte in den vergangenen drei Jahren jeweils rund 2000 tote ungeborene Kälber. Bei fünf bis zehn Prozent wiesen Wissenschaftler einen Kontakt zum Erreger nach.

Volker Daum (60) will den Parasiten nicht unterschätzen. „Aber man muss auch nicht in Hysterie ausbrechen und Landwirte tendieren dazu, den Erreger zu überschätzen“, sagt der Leiter des Tiergesundheitsdienstes Oberfranken. Jede zehnte Trächtigkeit der Kuh ende frühzeitig. Das geschehe natürlich oder aufgrund verschiedener Erreger. Nicht immer sei Neospora Caninum daran schuld. In erster Linie sei es ein Hygieneproblem, wenn ein Hund ins Feld und damit ins Futter mache. Hunde, die rohes Fleisch fressen, können sich infizieren, vor allem Hofhunde, die Zugang zu Nach- oder Fehlgeburten haben, heißt es beim LGL. „Stadthunde, die mit Dosenfutter gefüttert werden, kommen weniger als Überträger infrage.“ Der Parasit vermehrt sich im Darm des Hundes und wird für fünf bis zehn Tage ausgeschieden. „Die Wahrscheinlichkeit ist also nicht sehr hoch“, sagt Daum. Ist ein Hund aber infiziert und macht ins Feld oder auf einem Hof ins Futter, können sich Kühe anstecken. Ab und an passiere es, dass eine Kuh immer wieder verkalbe oder ein ganzer Stall durchseucht sei. Da die Kühe keine Immunität gegen den Erreger bilden können, helfe nur das Schlachten, sagt Daum: „Das passiert nicht oft, aber es kommt immer wieder vor.“

Rainer Prischenk hat es mal mit Humor probiert. „Hinweis für Hundehalter“, steht auf dem Schild, „auf dem Gelände der Lehranstalten wachsen Taraxacum officinale und Colchicum autumnale“. Aber weder Halter noch ihre Hunde haben sich von Löwenzahn und Herbstzeitlose abschrecken lassen. Einmal hatte jemand einen Smiley auf das Schild gemalt. Das hat Prischenk gefreut. „Dann hat sich einer zumindest damit auseinandergesetzt.“

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