Bauen: Vergiftete Atmosphäre im Rat

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Dass Neudrossenfeld ein Baugebiet braucht, ist unbestritten. Nur wo, ist auch nach dem Bürgerentscheid völlig unklar. Den Vorschlag der FUG (Für unsere Gemeinde) einen Sachverständigen von außerhalb hinzuzuziehen, lehnte der Gemeinderat aber mehrheitlich ab. Ob eine Sondersitzung  des Gremiums im April eine Lösung beschert, ist fraglich.

 
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Zwei Anträge zum Thema Neubaugebiete lagen dem Gemeinderat am Montag vor: Einer kam von der FUG und einer kurzfristig von der SPD. Beide baten um eine detalliertere Darstellung der möglichen Bauflächen in der Gemeinde, als dies bislang von der Verwaltung vorgenommen wurde. Mit Verwaltung gemeint war offensichtlich deren Leiter Rainer Schimpf, der wegen einer Vakanz im Bauamt in der Vergangenheit die Bauangelegenheiten mit betreute.

Gutachter von außen könnte Verwaltung entlasten

Heidemarie Nitsch (FUG) forderte, einen externen Gutachter einzuschalten - auch um Schimpf zu entlasten. Ein sachverständiger Ingenieur zum Beispiel könnte potenielle Baugebiete, auch in den Außenorten, suchen und mit den Eigentümern Vorgespräche führen und Problemlösungen diskutieren. Außerdem könne er alle Fragen der Erschließung klären, die Kosten schätzen und einen Investor zum Vermarkten der Grundstücke suchen. Die FUG favorisiere mehrere, kleine Baugebiete, die den unterschiedlichen Vorstellungen der Bauherrn gerecht werden "und eine Integration in bestehende Nachbarschafts- und Dorfstrukturen erleichtern", heißt es in dem Antrag. "Wir wollen nicht mehr nur aus der hohlen Hand leben", sagte Nitsch. "Es geht um langfristige Entscheidungen, die wohlüberlegt sein sollten." Sie wehre sich auch gegen den Vorwurf, die FUG sei "der Totengräber" der Gemeindeentwicklung, wie es beim Politischen Aschermittwoch der CSU verlautete.

Bürgermeister Hübner (CSU) warnt vor hohen Kosten

Bürgermeister Harald Hübner (CSU) wandte ein, dass ein Sachverständiger nichts anderes entdecken würde, als das, was bereits bekannt sei. "So ein Gutachten kostet riesige Summen und der Ausgang ist ungewiss. Darum schlage er eine Sondersitzung im übernächsten Monat vor, so Hübners salomonische Lösung. "Bevor wir jetzt irgendeinen Schnellschuss machen."

Schimpf kommt Forderungen entgegen

Schimpf, der ab März eine Mitarbeiterin im Bauamt haben wird, sagte, die Bauleitplanung sei eine kommunale Aufgabe nach festgelegten Kriterien. Wenn ein Tiefbauingenieur mit der Suche nach Baugebieten beauftragt würde, bekäme der die Daten sowieso von der Gemeindeverwaltung. Über ein Baugebiet bei Neuenreuth war bereits in der vorherigen Sitzung des Gemeinderats debattiert worden. Die Hangkante scheide für eine Bebauung aus, erläuterte Schimpf anhand einer provisorischen Präsentation.

Nach Dreschenau: "Am Ende der Möglichkeiten"

Nicht verkaufen will der Eigentümer eine relativ große Fläche in der Mitte der Fläche. Die Hanglage beim Baugebiet Am Wald, das ja vorerst weiterentwickelt werden soll, führe zu höheren Kosten. Denn die Häuser seien zu unterkellern. Am Waidenrain, in Hornungsreuth und Langenstadt gebe es ebenfalls nichts, genauso verhalte es sich in Pechgraben und Buch am Sand. "Wir machen natürlich, was der Gemeinderat sagt", erklärte Schimpf und fügte hinzu: "Wir haben Dreschenau präferiert. Schade, dass es nichts geworden ist. Damit sind wir jetzt am Ende der Möglichkeiten."

CSU: FUG solle nicht so empfindlich sein

Otmar Preußinger (CSU) sprang Schimpf bei und sagte, so eine Prüfung sei Aufgabe der Verwaltung. "Ich höre da ein gewisses Misstrauen heraus. Ein externer Sachverständiger ist keine Lösung." Die CSU unterstütze den Vorschlag nicht. Auf den Aschermittwoch anspielend, sagte er Richtung FUG, sie solle nicht so empfindlich sein. "Es ist doch bekannt, dass da gepoltert wird."

FW: Politische Inkompetenz

 "Die kommunale Planungshoheit ist ein ureigenes Gebiet des Gemeinderats", sagte Gemeinderat Peter Rösch (FW). Der Antrag sei "ein Offenbarungseid politischer Inkompetenz". "So ein Trauerspiel habe ich in 20 Jahren im Gemeinderat noch nicht erlebt."

FUG: Rat eines Außenstehenden nie verkehrt

Dem widersprach Harald Kull (FUG): "Jeder greift auf die Dienstleistungen anderer zurück." Was Schimpf dargestellt habe, sei genau das, was die FUG wolle. Auch Zweite Bürgermeisterin Michaela Schirmer (SPD) sagte: "So etwas hätten wir uns schon früher erhofft." Es sei grundsätzlich nie verkehrt, Rat von anderen einzuholen, fand Björn Sommerer (FUG). "Wir wollen eben nicht drei Jahre warten, bis was passiert", sagte Nitsch. "Wir brauchen Optionen und Informationen darüber. Woher wir sie bekommen, ist mir persönlich egal."

Mahnung zu konstruktiver Zusammenarbeit

Manfred Dörfler (Wählergruppe Waldau) und Manuela Stöcker (FW) bestritten, dass der Gemeinderat keine Informationen über Baugebiete habe. "Seit fünf oder sechs Jahren reden wir doch schon über Baugebiete", sagte Dörfler. Dr. Franz Klatt (SPD) mahnte an, die gegenseitigen Vorwürfe und das Thema Dreschenau zu beenden: "Wir müssen Neudrossenfeld gemeinschaftlich nach vorne bringen." Und auch Mike Kühnert (FUG) appellierte an das Gremium: "Lasst uns endlich mal konstruktiv arbeiten und nach einer gemeinsamen Lösung suchen. Damit wir endlich was zustande bringen."

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