Beraterin Gleim betont: Bei aller Lockerheit im Marketing gehe es bei der Beratung nicht flapsig zu. Es werde niemand mit "Alter" angesprochen. "Und im Kundengespräch sage ich auch nicht: Wir reden jetzt mal übers Bankzeug", sagt Gleim. "Wir sprechen mit den Kunden so, wie wir auch gern angesprochen werden würden."
Mittwochs ist Social-Media-Tag
Mittwochs haben die "Buddys" in Bad Hersfeld Social-Media-Tag: Dann produzieren sie Beiträge für Tiktok und Instagram, wo sich viele Jugendliche und junge Erwachsene informieren. "Die Generation Z unterscheidet sich in ihren Wünschen und Bedürfnissen deutlich von anderen, daher die Idee, speziell diesen Wünschen entgegenzukommen", sagt Sparkassen-Vorstand Thomas Walkenhorst. "Wir wollen früh eine Bindung an die Sparkasse erzeugen und unseren Marktanteil ausbauen."
Die Entwicklung und Ausstattung der neuen Filiale habe "schon einen ordentlichen Betrag gekostet", die Geschäftsstelle sei aber "nicht unbedingt teurer als andere Standorte", sagt Walkenhorst. "Die ersten Reaktionen der Kunden zeigen, dass wir damit auf einem sehr guten Weg sind." Bei weiterhin gutem Erfolg sei es möglich, dass der bestehende Standort verstärkt werde. Ein weiterer Standort sei ebenfalls nicht undenkbar, sagt Walkenhorst.
Klassische Filiale ein Auslaufmodell
Tendenziell dünnen Banken und Sparkassen seit Jahren ihr Filialnetz in Deutschland aus. Denn Filialen sind teuer und in Zeiten von Online-Banking, Smartphone-Apps und Videoberatung weniger gefragt. Ende 2022 zählte die Bundesbank bei Privat- und Genossenschaftsbanken sowie Sparkassen und Landesbanken zusammen noch 20.446 Geschäftsstellen mit Mitarbeitern. Zehn Jahre zuvor waren es noch knapp 36.300.
Commerzbank-Privatkundenchef Thomas Schaufler sieht die klassische Filiale als Auslaufmodell: "In einigen Jahren haben Sie rein inhaltlich kaum noch einen Grund, in eine Filiale zu kommen", sagte Schaufler im Dezember. "Ich glaube, dass dann alle Bankthemen über das Beratungscenter, über die Online-Kanäle machbar sein werden."
Sparkassen haben öffentlichen Auftrag
Die Sparkassen können sich allzu radikale Einschnitte nicht leisten. Sie haben als einzige Kreditinstitutsgruppe in Deutschland einen öffentlichen Auftrag: In ihrer Region Menschen und Unternehmen mit Leistungen zu Geld und Kredit zu versorgen. Im Oktober warnte der damalige DSGV-Präsident Helmut Schleweis: "Eine Filiale mag für sich nicht mehr rentabel sein. Wenn sie in Größenordnungen, die Menschen nicht mehr verstehen, geschlossen werden, weckt das Zweifel, ob wir noch die Interessenvertreter der breiten Bevölkerung sind."
In Hessen ist die Zahl der mit Personal besetzten Sparkassen-Filialen im vergangenen Jahr weiter geschrumpft: von 583 auf 539, zudem gibt es 330 (Vorjahr: 334) SB-Standorte. Der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Stefan G. Reuß, stellte bei der Bilanzvorlage im Februar klar: "Es gibt keinerlei politische Agenda, wo gesagt wird: Rückzug aus der Fläche. Sondern ganz im Gegenteil: Wir versuchen alles dafür zu tun, dass wir (...) unserer regionalen Verantwortung und Identität auch weiterhin nachkommen." Verbandsgeschäftsführer Sven Kießling ergänzte angesichts der Zunahme von Geldautomatensprengungen, es könne bisweilen durchaus sicherer sein, "einen Container mit einem Geldautomaten an einen Parkplatz zu stellen, der sehr gut erreichbar ist".