Spitzer KonterBäckerstochter Herrmannsdörfer, die sich nie groß für Politik interessiert hatte, konterte spitz: Du kochst deine Suppe nur mit Wasser, und wir auch. Da erwiderte Meinhof spöttisch: Da hast du wieder schwer zurückgeschlagen.Die beiden besuchten im September 1945 die vierte Klasse der Hindenburgschule in Bad Berneck an der heutigen Bundesstraße 303. Die Lehrerin war damals Mutter Ingeborg Meinhof. Ich saß Ulrike schräg gegenüber. Wir waren 35 bis 40 Buben und Mädchen, darunter viele Flüchtlingskinder. Ihre Schulfreundin sei sehr couragiert und selbstbewusst gewesen, das war eine Kämpfernatur. Nach der Schule sei man gemeinsam auf dem Schlossberg herumgeklettert oder habe Räuber und Gendarm gespielt.
Christliche EinstellungUlrike Meinhof sei auch Mitglied in der evangelischen Gemeindejugend gewesen. Die war sehr christlich eingestellt, erinnert sich die Zeitzeugin. Die 30 Mädchen trafen sich einmal pro Woche zur Singstunde, spielten miteinander oder gingen zum Wandern.In der Eisenleite 41 wohnten die drei Meinhofs und Renate Riemeck, eine Freundin der Mutter, in einer kleinen Kellerwohnung. Das war ganz bescheiden: ein paar Betten, ein Ofen zum Kochen und Heizen. Ich habe ihnen manchmal Gemüse gebracht, blickt Herrmannsdörfer zurück.