Baby-Dino mit Biss in Bayreuth

Von Andrea Pauly

Unspektakulär sehen sie aus, die drei Pappkartons: Keine großen Warnhinweise, keine Aufkleber. Dabei befinden sich darin die rund 150 Millionen Jahre alten Knochen eines Baby-Dinosauriers, ein weltweit einmaliges Skelett. Dass es ausgerechnet in Bayreuth ausgestellt wird, ist einer missglückten Versteigerung und einem Telefonat von Museumsleiter Joachim Rabold zu verdanken.

 
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Am Dienstag sind die drei Kisten aus London in Bayreuth eingetroffen. Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Spannung holen Museumsleiter Joachim Rabold und seine Mitarbeiter Ulrike Albert und Stefan Eggmaier die Knochen aus den Kartons. Sie wiegen sie in der Hand, begutachten sie von allen Seiten und legen sie auf einem langen Tisch ab: Torso, Schwanz, Beckenknochen, zwei Kieferknochen mit spitzen Zähnen, Klauen und die dreizehigen Füße, zum Teil in Frischhaltefolie eingewickelt. "Aaaah. Hier haben wir was Schönes" - Präparator Stefan Eggmaier schiebt etwas Luftpolsterfolie beiseite und holt den Schädel des jungen Dinosauriers aus dem Karton.

Niemand wollte Little Al kaufen

Joachim Rabold ist hingerissen: "Das ist Wahnsinn." Der Leiter des Urwelt-Museums kann immer noch nicht ganz glauben, dass es geklappt hat. Denn eigentlich sollte das Skelett des Raubsaurier-Babys Ende Dezember in England versteigert werden: 300.000 bis 500.000 Pfund hätte der Allosaurier einbringen sollen. Aber niemand wollte "Little Al" haben.

Spontaner Anruf beim Finder

Der Museumsleiter las im Internet von der missglückten Auktion. Dabei fiel ihm der Name des Mannes auf, der das Skelett in Wyoming in den USA entdeckt und ausgegraben hatte: Raimund Albersdörfer. "Den kenne ich ja", dachte sich Joachim Rabold. Er rief Albersdörfer an und fragte, ob dieser das Skelett an das Urwelt-Museum ausleihen würde. Er sagte zu. "Das war einfach eine Sensation." 

"So ein Skelett gibt es nur einmal auf der Welt"

"Ich habe erstmal einen Jauchzer losgelassen", erinnert sich Rabold an das entscheidende Telefonat. Schließlich ist der Baby-Dino ein Unikat: "So ein Baby-Skelett gibt es nur einmal auf der Welt", sagt der Museumsleiter. Das Urwelt-Museum hat bisher zwar Überreste von Sauriern und Fischsauriern, aber nicht von Dinosauriern - also solche, deren Beine gerade statt seitlich am Körper gewachsen sind. "Für uns war es großes Glück, dass die Versteigerung nicht geklappt hat", sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Ulrike Albert.

30 bis 40 Prozent Original-Knochen

Welche Teile des Skleletts 150 Millionen Jahre alt sind und welche aus Kunstharz rekonstruiert wurden, wissen die drei Fachleute nicht - noch nicht. Es ist nicht schwer herauszufinden: Die Bestandteile aus Harz sind leichter und fühlen sich wärmer an als die Millionen Jahre alten Knochen. Etwa 30 bis 40 Prozent sind echt, schätzt Stefan Eggmaier. "Das ist für solche Funde relativ viel." Little Al war noch klein, als er starb. 2,85 Meter lang ist sein Skelett vom Schädel bis zur Schwanzspitze, aber nur 1,20 Meter hoch. "Wie er zu Tode gekommen ist, ist nicht zu erkennen", sagt Eggmaier.

Millionen Jahre alte Puzzleteile

Auch, wie viele Einzelstücke es sind, wissen die Experten noch nicht, als sie die Kartons auspacken. Ein Großteil der Knochen ist bereits zusammengesetzt und mit Metallstiften verbunden. Wie die Einzelteile zum Skelett verbunden werden, müssen Joachim Rabold und seine Mitarbeiter selbst herausfinden: Eine Bauanleitung gibt es nicht. Aber die Urwelt-Experten machen sich keine Sorgen: Es ist nicht das erste Mal, dass sie ein Saurierskelett zusammensetzen.

Sonderausstellung ab März

Das Urwelt-Museum bereitet sich schon auf die Sonderausstellung vor: Zusätzliche Sicherheitssysteme sind beschafft, das Material für ein Podest samt Savannenlandschaft liegt bereit, Modelle von Allosauriern für den Museumsshop sind bestellt. In der Woche zwischen dem 11. und dem 17. März will Rabold die Sonderausstellung eröffnen. Danach geht die Reise für Little Al weiter in ein Museum im Altmühltal.

 

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