B85: Die Mittellinie fehlt mit Absicht

Von Heike Hampl

Die Ortsdurchfahrt in Heinersreuth ist schwarz. Und das soll sie auch bleiben. Das Staatliche Bauamt will keine Linie in der Mitte einzeichnen. Das soll Autofahrer zum langsam Fahren bewegen. Doch dieser Plan gefällt nicht jedem.

 
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Der neue Asphalt in Heinersreuth ist leise. Die Straße ist breiter, eine Verkehrsinsel erhöht die Sicherheit für Fußgänger. Trotzdem geht es in Heinersreuth manchmal chaotisch zu. Das liegt an der Markierung - die nämlich fehlt.

"Die Linksabbieger wissen nicht mehr, wo sie sich einordnen sollen", sagt Ingrid Kohler, SPD-Gemeinderätin. Ohne Mittellinie fehle die Orientierung. Immer wieder würden Autofahrer im Gegenverkehr landen, zum Beispiel beim Abbiegen in die Cottenbacher Straße.

Bislang hatten die Heinersreuther damit gerechnet, dass die Linie in der Mitte noch kommt. Erst im Sommer war die Fahrbahndecke erneuert worden, ein lärmarmer Asphalt lindert die Belastung für die Anwohner. Weil die B85 eine Bundesstraße ist, ist das Staatliche Bauamt in Bayreuth für sie zuständig. Am Dienstagabend aber hat Bürgermeisterin Simone Kirschner bei der Sitzung des Gemeinderates bekanntgegeben: Es wird keine weiße Linie geben. Nur an großen Kreuzungen ist die Linksabbiegerspur auf die Straße gemalt. Mehr Markierungen plant das Staatliche Bauamt nicht.

"Das kann doch nicht sein. Als ehemaliger Polizist muss ich sagen: Sicherheit und Orientierung müssen im Vordergrund stehen", sagt Dritter Bürgermeister Jürgen Weigel (SPD) dazu. Doch die Sicherheit ist genau das Argument, das das Staatliche Bauamt auf seiner Seite wähnt. Denn: Ohne Mittellinie fahren Autofahrer langsamer, sagt das Bauamt. Ein Argument, über das Jürgen Weigel mit dem Kopf schüttelt. "Sie fahren langsamer, weil sie unsicher sind. Das ist doch nicht der Zweck der Sache."

Polizeihauptkommissar Jürgen Schenkel sieht das anders. "Nach meiner Beobachtung fahren die Autofahrer nicht unsicher", sagt er. Klar bedeute das in Heinersreuth jetzt eine Umstellung. aber in Mistelbach zum Beispiel habe man ohne Mittellinie schon gute Erfahrungen gesammelt. Dass in Heinersreuth jetzt über die fehlende Linie diskutiert wird, wertet der Polizist als gutes Zeichen. "Das heißt, den Leuten ist aufgefallen, dass etwas anders ist." Das sei genau der Zweck, den das Staatliche Bauamt verfolge: Autofahrer sollen auf Anhieb merken, dass sie sich innerhalb eines Ortes befinden und anders fahren müssen. Das bestätigt Michael Siefener, Sprecher des Bayerischen Innenministeriums. "Bei einer Autobahnauffahrt macht so etwas natürlich keinen Sinn und ist gefährlich", sagt er. Aber im Ort könne es von Vorteil sein, wenn der Fahrer eben nicht den Eindruck habe, alles zu überblicken.

Info: Elisabeth Linhardt hatte schon im vergangenen Monat beantragt, die neue Verkehrsinsel mit Reflektoren auszustatten. Schon jetzt sind an dem grauen Sockel deutlich Reifenspuren zu erkennen. Vor allem nachts im bei Regen sehe man den Sockel kaum, sagt Linhardt. Christian Bock (FWG) und Werner Kauper (CSU) haben nun einen Eilantrag für diese Reflektoren gestellt. Allerdings ohne Linhardt den Antrag mit unterschreiben zu lassen. Bock entschuldigte sich in der Sitzung für dieses Versäumnis.

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