Autozulieferer Schredel Aufbruch in schwieriger Zeit

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 Foto: Valentin Tischer

MARKTREDWITZ. Einen spannenden Ausbildungsauftakt haben die 60 neuen Lehrlinge von Scherdel hinter sich. Zuerst trafen sie sich am Montag zum Mittagessen mit der Geschäftsführung. Danach eröffnete das Unternehmen offiziell sein neues Ausbildungs- und Trainingszentrum am Heimatstandort Marktredwitz im Landkreis Wunsiedel.

 
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Hier werden künftig Nachwuchskräfte in verschiedenen Berufen ausgebildet – vom Industrie- und Werkzeugmechaniker über Mechatroniker und Elektroniker bis hin zum Werkstoffprüfer. Sechs Millionen Euro hat die Scherdel-Gruppe, die weltweit mehr als 5500 Mitarbeiter beschäftigt, in das Gebäude samt Ausstattung investiert. Das Unternehmen ist Spezialist für technische Federn und bietet ein umfassendes Portfolio – von der Metallumformung, Montage- und Fügetechnik über Maschinen- und Werkzeugbau bis hin zur Oberflächentechnik.  

Christian Schiener, Mitglied der Geschäftsführung, sagte, das neue Ausbildungszentrum sei ein Zeichen von Optimismus und Aufbruchstimmung. Das sei gerade in dem aktuell schwierigen Umfeld – er nannte die abflauende Konjunktur, Handelskonflikte und technologische Umbrüche – sehr wichtig. Ganze Wertschöpfungsketten würden sich künftig verändern. „Wir wollen unsere Mitarbeiter fit für die Zukunft machen. Die Ausbildung legt dafür die Basis“, betonte Schiener.  

 Lebenslanges Lernen sei für jeden einzelnen Mitarbeiter und den Erfolg des gesamten Unternehmens von immer größerer Bedeutung. Für Scherdel gehe es auch darum, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, machte Schiener deutlich. Denn der Konkurrenzkampf um Nachwuchskräfte werde immer härter.  

 Ausbildungsleiter Stefan Stegner wertete die Investition auch als Signal an junge Menschen, dass sie die Region nicht verlassen müssen, sondern auch hier gute berufliche Chancen haben. Das von ihm entwickelte Konzept sieht eine mehrmonatige Grundausbildung vor, ehe die Lehrlinge in den Scherdel-Werken Praxiserfahrung sammeln. Leistungsstarke Nachwuchskräfte sollen schwächere Azubis unterstützen. Darüber hinaus soll berufsübergreifend zusammengearbeitet werden, damit die jungen Menschen sich ein breiteres Wissen und Verständnis aneignen.  

 Die Scherdel-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 710 Millionen Euro. Eine kräftige Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, als 652 Millionen Euro zu Buche gestanden hatten. Der international agierende Firmenverbund ist auch an den Standorten Meeder bei Coburg und Dörfles-Esbach im Landkreis Coburg vertreten. Dort sind Teile der Maschinenbausparte mit jeweils 200 Mitarbeitern ansässig.  

 Scherdel-Geschäftsführer Marcus Bach sagte unserer Zeitung am Rande der Veranstaltung, 2018 sei insgesamt ein „starkes Jahr“ gewesen. Allerdings zeichneten sich ihm zufolge im Dezember erste Bremsspuren ab. Nach etlichen Jahren des Aufschwungs stünden nun schwierigere Zeiten mit etlichen Herausforderungen bevor. Für 2019 rechnet Bach nicht mit einem Wachstum. Fast in jedem Auto – sieht man von den asiatischen Herstellern ab – sei ein Produkt von Scherdel zu finden, erklärte Bach. Die Flaute in der Autobranche bekommen folglich auch die Marktredwitzer zu spüren. Bach sagte, bislang reichten Maßnahmen wie Abbau von Leiharbeit und Überstunden aus. Aktuell arbeiten nur fünf Mitarbeiter im Werkzeugbau kurz, wie das Unternehmen jüngst berichtet hatte.

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