Austritte Erzbistum Bamberg verliert massiv

red, ts
Die Kirchen werden leerer. Foto: dpa/Matthias Bein

In Oberfranken haben so viele Katholiken wie nie zuvor ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Mehr als 10.000 Austritte schlagen hier zu Buche. Traurig und bitter sei das, sagt der Erzbischof.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche wächst – auch in der Region: 10.261 Männer und Frauen haben im vergangenem Jahr im Erzbistum Bamberg der Kirche den Rücken gekehrt. Das ist eine Größenordnung, wie man sie hier bisher nicht kannte. In den Jahren 2010 bis 2017 bewegte sich die Zahl der Austritte stets zwischen 3000 und 5000.

Wie das Erzbistum mitteilt, ist damit die Zahl der Katholiken auf den Tiefststand von 629.393 gesunken. Der Zahl der Taufen (4114), Eintritte (46) und Wiederaufnahmen (124) standen 7287 Bestattungen und 10.261 Austritte gegenüber. Dies geht aus den statistischen Zahlen hervor, die am Montag von allen katholischen Diözesen sowie von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht wurden.

Erzbischof Ludwig Schick bewertete in einer Pressemitteilung die Statistik als „traurig und bitter, aber leider erwartbar“. Die Veröffentlichung der Missbrauchsgutachten in zwei großen deutschen Erzbistümern, die die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch sowie das Versagen von Verantwortungsträgern der Kirche erneut ins Bewusstsein gebracht haben, enttäuschen viele gläubige Menschen und bringen sie zum Austritt.

Schick forderte vor allem die Seelsorgenden, aber auch alle Aktiven in der Kirche auf, die ausgetretenen Christen nicht aus den Augen zu verlieren und weiter für sie da zu sein: „Ausgetretene sind nicht abgeschrieben! Wir möchten Kontakt zu ihnen halten, sie sind uns wichtig. Die Tür bleibt offen.“

Erfreut zeigte sich der Erzbischof, dass auch Zahlen der gespendeten Sakramente nach dem coronabedingten Rückgang wieder deutlich gestiegen ist. Die Zahl der Trauungen erhöhte sich um 74,1 Prozent auf 644. Die Zahl der Firmungen stieg um 210 Prozent auf 4372 und war damit so hoch wie zuletzt vor sieben Jahren. Auch bei den Erstkommunionen wurde mit einem Anstieg von 17,0 Prozent auf 4563 wieder die Zahl von vor der Pandemie erreicht. Die Zahl der Taufen stieg um 34,4 Prozent auf 4114. Der Anteil der Gottesdienstbesucher betrug 5,0 Prozent, was auch auf die Corona-Maßnahmen zurückzuführen ist. Viele Gläubige verfolgten die Gottesdienste per Livestream, was jedoch statistisch nicht erfasst werden kann. Die Zahl der im Erzbistum aktiven Priester sank von 232 auf 223.

„Derzeit stellen wir fest, dass das kirchliche Leben in Schwung kommt. Fronleichnam, Pfarrfeste, Wallfahrten finden mit großer Beteiligung statt“, so der Erzbischof. Die kirchlichen Schulen, Kindergärten und Senioreneinrichtungen fänden großen Zuspruch. „Hoffnungszeichen gibt es“, sagte Schick.

Dem Bistum Regensburg, das Teile des südlichen Oberfrankens umfasst, haben über 14 000 Menschen den Rücken gekehrt (Austrittsquote: 1,27 Prozent), im Bistum Würzburg sind 10 500 Katholiken aus der Kirche ausgetreten (Austrittsquote: 1,53 Prozent). In Bayern beträgt die Austrittsquote 1,67 Prozent, das entspricht einem Rückgang um 100 800 Katholiken in nur einem Jahr.

Bilder