Ausstellung in Kulmbach Der FC Bayern während des Nationalsozialismus

Wolfgang Schoberth
Der FC Bayern und ich gehören nun einmal zusammen“ : Das Banner wurde in der Münchner Allianz-Arena beim Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt 2015 von der „Schickeria“ ausgerollt, um mit Kurt Landauer Fremdenfeindlichkeit und Rassismus den Kampf anzusagen. Foto:  

Am Freitag wird eine Wanderausstellung des FC Bayern München im Kulmbacher Stadtarchiv eröffnet. „Verehrt-Verfolgt-Vergessen“ zeigt die Lebensgeschichten der von den Nazis verfolgten Mitglieder des deutschen Fußball-Rekordmeisters.

 
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Nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 dominierten die Nazis das Münchner Rathaus. Eines ihrer Ziele war, die Sportvereine „judenfrei“ zu machen. Kurt Landauer, ein jüdischer Präsident an der des Vorzeigevereins, der 1932 erstmals Deutscher Meister geworden war, schien ihnen blanker Hohn.

Landauer hat den Grundstein gelegt für die heutige Bedeutung des FC Bayern. Als er 1903 zum Verein stieß, war der alles andere als ein leistungsstarker Fußball-Club. Er war Schickimicki-Treffpunkt der damaligen Landeshauptstadt: Schwabinger Snobs, Studenten, reiche Pinkel fanden sich im Clubhaus ein. Landauer, Sohn eines Geschäftsmannes, der in der Kaufinger Straße ein Modegeschäft unterhielt, steht ihnen sozial nicht fern Was ihn jedoch unterscheidet, ist eine wirkliche Leidenschaft zum Fußball. Er führt den Verein aus seinem Bohéme-Dasein und modernisiert ihn nach englischem Vorbild: Nachwuchsförderung, professionelles Training mit Coach von außen, Kräftemessen mit internationalen Clubs. Wenige Tage nach der „Machtergreifung“ wird die Laufbahn des Fußball-Modernisierers brutal beendet. Er, ein Urbayern aus Planegg, patriotisch eingestellt, wird gezwungen, sein Amt niederzulegen. Am Tag nach der „Reichskristallnacht“ (10. November 1938) holt man ihn aus seiner Wohnung und bringt ihn für dreißig Tage ins KZ-Dachau. Eine kurze Haftentlassung nutzt er, um in die Schweiz zu fliehen und Asyl zu beantragen. Dort überlebt er den Holocaust.

26 Mitglieder überlebten die NS-Zeit nicht:

Landauers Lebensgeschichte wird in der Wanderausstellung „Verehrt-Verfolgt-Vergessen“ ausführlich dokumentiert. 56 Vereinsmitglieder sind aus religiösen oder politischen Gründen verfolgt wurden -26 von ihnen überlebten die NS-Zeit nicht, vier davon nahmen sich aus Verzweiflung das Leben. Entstanden ist die Ausstellung aus der Zusammenarbeit des FC-Bayern-Museums und der Evangelischen Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte Dachau. Auf den dreizehn Roll-Ups wird ersichtlich, wie schonungslos die „Säuberung“ vonstatten geht: nach Landauer werden der Trainer Richard Kohn („Little Dombi“), der aus Österreich stammende Meistertrainer, und der Jugendleiter Otto Albert Beer hinausgeworfen. Danach schrumpft die Zahl der Spieler im Nachwuchsbereich dramatisch - von über 500 im Jahr 1933 auf 170 im Jahr 1936.

Förderer ermordet:

Viele bedeutende Klub-Mitglieder und Förderer des Fußballvereins fallen der Nazibarbarei zum Opfer. Darunter ist der radikaldemokratische Aktivist Berthold Feuchtwanger, ein Bruder des Schriftstellers Lion Feuchtwangers (selbst auch Fußballer); Willy Buisson, der „Vergnügungswart“ des Vereins, der als Widerstandskämpfer 1940 mit dem Fallbeil hingerichtet worden ist. Unter den Opfern sind aber auch wichtige jüdische Sponsoren wie der Brauereibesitzer Dr. Hermann Schülein und Dr. Max Moritz Klar, ein angesehener Orthopäde und Chirurg in der Münchner Innenstadt. Als führendes Mitglied der pazifistischen „Deutschen Friedensgesellschaft“ und des „Vereins zur Abwehr des Antisemitismus“ war er den Nazis besonders verhasst. 1938 wurde er Dachau zu Tode geprügelt, seine Ehefrau Sylvia 1942 im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück ermordet.

Die Ausstellung wird am 20. Oktober um 10 Uhr in den Räumen des Tourist-Service in der Buchbindergasse 5, 1. Stock durch Oberbürgermeister Ingo Lehmann eröffnet. Sie ist bis zum 20. November vom Montag bis Freitag zu sehen, und zwar im Oktober von 9 bis 17 Uhr, im November von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei!

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